Lockruf der Finsternis
wich ihr aus, packte die Ketten, mit denen Zakar gefesselt war, und verschwand mit ihm.
»Nein!«, rief Sin und versuchte, sie aufzuhalten, aber er kam zu spät.
Und er hatte nicht die Kräfte, um ihnen zu folgen.
Kat spürte den Schmerz, den sie auf seinem Gesicht sah, als er sich umdrehte und sie anschaute, während Simi und Xirena die Dämonen angriffen und fraßen. Nie hatte sie einen verzweifelteren Blick gesehen.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie.
In seinem Ausdruck lag keine Vergebung, als er auf sie zutrat. Seine Augen waren voller Schmerz. »Das sagst du andauernd.«
»Ich meine es auch so.«
Er maß sie mit höhnischem Blick. »Ehrlichkeit hilft uns jetzt auch nicht mehr weiter, oder?«
Nein, das tat es nicht, und es brachte auch Kytara nicht ins Leben zurück. Wie, zum Teufel, hatten sie es geschafft, sie zu töten? Das ergab überhaupt keinen Sinn. »Was ist passiert?«
Er seufzte müde und wischte sich das Blut vom Gesicht, das aus einer Wunde über dem linken Auge lief. »Als ich zurückkam, hatte Kessar Zakar in Ketten gelegt und hielt die Tafel des Schicksals in der Hand.« Er wies auf Kytara. »Er muss die Tafel benutzt haben, um Kytara zu überwinden. Sie war schon tot, als ich kam.«
»Wie hat er die Tafel bloß in die Finger bekommen?«
»Wenn ich das wüsste … Ich hatte sie im Safe in meinem Schlafzimmer eingeschlossen.«
Das war schrecklich. Kat bedeckte ihre Augen, als sie den Schmerz tief in ihrer Seele spürte. Das war alles ihre Schuld. Einfach alles!
Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte Sin noch immer seine Gotteskräfte, und für die Welt bestünde keine Gefahr.
Kytara würde noch leben …
Wie konnte sie damit beginnen, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen? Alles zerbrach, weil sie vor vielen Jahrhunderten eine falsche Entscheidung getroffen hatte. Ihr sank der Mut, als sie versuchte, sich den bevorstehenden Angriff der Dimme vorzustellen.
»Jetzt sind wir geliefert, oder?«
»Ja«, sagte er mit belegter Stimme, »das sind wir allerdings. Wenn du noch einen letzten Wunsch hast, den du dir erfüllen möchtest, ehe die Welt zugrunde geht, dann solltest du jetzt damit anfangen.«
Simi, noch immer in ihrer Dämonengestalt, kam mit begeistertem Leuchten in den Augen auf sie zu. »Darf ich als letzten Wunsch die Miststück-Göttin fressen?«
Kat seufzte resigniert. »Ich fürchte, die einzige Miststück-Göttin, die in der Nähe ist, bin ich.«
Simi schüttelte den Kopf. » Akra -Kat ist kein Miststück. Sie ist immer nett zu Simi gewesen.«
»Aber ich war nicht nett zu Sin.« Sie versuchte, ihm ihren Schmerz und ihre Schuld klarzumachen. »Ich weiß, dass du mir nicht glauben wirst, aber all das tut mir sehr leid. Mehr, als du jemals begreifen kannst.«
Sein Gesichtsausdruck blieb kalt. »Ich weiß diesen Gedanken zu schätzen, aber es ändert nichts mehr, oder?« Er ging hinüber zu Kytara und schloss ihr die Augen, dann breitete er eine Decke über sie. »Du solltest ihre Leiche wohl am besten nach Hause auf den Olymp bringen. Das ist das Mindeste, was wir tun können.«
Kat war verwirrt. »Müssen wir sie denn nicht verbrennen?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie haben sie einfach nur getötet. Ich kann keinerlei Bissspuren entdecken. Ich schätze, sie wollten sie nicht auf ihre Seite ziehen.«
Das konnte Kat sich kaum vorstellen, denn Kessar und seine Mitstreiter schienen doch immer so viele Leute wie möglich in Gallu verwandeln zu wollen. Eine Traumgöttin wäre da doch sicher eine wunderbare Sache für sie gewesen? Andererseits ergab kaum etwas, das die Dämonen taten, einen Sinn.
Wie konnte das bloß alles so aus dem Ruder laufen?
Sie seufzte und runzelte die Stirn, als sie sah, wie Simi und Xirena sich in ihre menschliche Gestalt zurückverwandelten. »Warum hast du nicht nach Simi und Xirena gerufen, als du die Gallu gesehen hast?«
Er starrte sie mit kaltem Blick an. »Du liebe Güte, ich komme hier mitten in einem Kampf an, versuche, meinen Bruder zu retten, und hatte gehofft, dass Kytara nur verwundet und nicht tot war. Entschuldigung – ich war so mit mir selbst beschäftigt und damit, am Leben zu bleiben, dass ich an die Dämonen auf dem Gang einfach nicht gedacht habe.«
Kat musste sich eine ähnlich ätzende Antwort verkneifen. Er war verletzt. Das hier war für keinen von ihnen leicht, und Sarkasmus würde lediglich dazu führen, ihn noch weiter von ihr zu entfernen. »Sind unsere Kräfte für immer weg?«
»Nein. Erst, wenn sie
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