Lockruf der Finsternis
jemanden gefunden haben, der ihnen als Verbindung dient und uns unsere Kräfte endgültig aussaugt.« Er blickte sie bedeutungsvoll und höhnisch an. »Wir werden unsere Kräfte zurückbekommen. Ich persönlich denke, sie wollen ihren Spaß haben und mit uns spielen.«
Kat glaubte das nicht. »Nein, Kessar hatte ganz klar Angst vor Simi und Xirena.«
»Das liegt daran, dass sie ihm das Herz herausreißen können und, wie wir eben gemerkt haben, immun gegen die Tafel des Schicksals sind.«
»Was uns wiederum einen Vorteil bringt.«
»Solange die Gallu nur wenige sind, ja. Aber in dem Moment, in dem sie die Pforten öffnen und den ganzen Clan der Dämonen loslassen, sind unsere Charonte tot.«
Xirena riss die Augen auf. »Hm, tot mag ich nicht, tot ist schlecht.«
Simi nickte zustimmend. » Akri wäre wirklich sehr traurig, wenn Simi sterben würde. Und Simi wäre auch nicht besonders glücklich darüber.«
»Und ich wäre es auch nicht«, versicherte Kat ihnen. »Macht euch keine Sorgen, wir werden nicht zulassen, dass sie euch fressen.«
Sin klappte die Couch zusammen. An seinem Verhalten konnte sie erkennen, dass er über eine Lösung nachdachte. Schließlich begegnete er ihrem Blick. »Gibt es eine Chance, dass deine Großmutter uns mehr Charonte-Dämonen schickt?«
»Ich weiß nicht. Zu viele Charonte, die Kalosis verlassen, ohne dass Apollymi dabei ist und sie unter Kontrolle hält, wäre ähnlich, wie wenn zu viele Gallu freigesetzt werden. Ich glaube, wir würden der Art, wie die Menschheit verschwindet, einfach nur ein anderes Gesicht geben.«
»Es würde einiges ändern«, knurrte Sin. »Jetzt haben sie den Vergessenen Mond und die Tafel des Schicksals, die ich für sie gefunden habe. Wir besitzen keine Kräfte mehr, solange sie die in der Hand haben. Wenn wir sie angreifen, dann saugen sie uns aus. Ich erschieße mich am besten gleich und setze meinem Leben ein Ende, ehe sie mich in einen der Ihren verwandeln.«
Bei dieser melodramatischen Tirade verdrehte Kat die Augen. »Du musst es jetzt nicht sofort Sokrates nachahmen und das Gift, den Schierlingsbecher, freiwillig trinken. Es ist noch nicht alles verloren, bis sie die Dimme freisetzen, oder?«
Er schnaubte. »Entschuldige, wenn ich mich im Moment nicht ganz so optimistisch und hoffnungsfroh fühle. Schließlich hat sich die eine Person, von der ich dachte, ich könnte ihr vertrauen, als diejenige erwiesen, die mich am miesesten aufs Kreuz gelegt hat.«
Kat musste ihre Hand zur Faust ballen, um nicht zuzuschlagen. Ihre erste Regung war, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Aber als sie den Mund öffnete, um es ihm heimzuzahlen, erinnerte sie sich an Acherons Worte:
» Aber eines weiß ich, Katra: Den ersten Verrat, so schwerwiegend er auch war, hätte ich vergeben können, wenn sich deine Mutter bei mir entschuldigt hätte und es auch so gemeint hätte. Wäre sie zu mir gekommen und hätte mir versprochen, sie würde mich nie wieder verletzen, dann hätte ich mein Leben für sie hingegeben. Stattdessen hat sie zugelassen, dass ihr Stolz ihr in die Quere kam. Es war ihr alles ganz fürchterlich peinlich. Sie war mehr darauf bedacht, mich dafür zu bestrafen, als dass sie an die Zukunft dachte, die wir miteinander hätten haben können.«
Diese Worte bezwangen ihre Zunge. Sie wollte nicht den gleichen Fehler machen wie ihre Mutter. Sie hatte Sin unrecht getan, und sie wussten es beide.
Um ihre Ungeduld zu bezwingen, holte sie tief Luft und wandte sich an Simi. »Simi«, sagte sie ruhig, »würdest du Kytaras Leiche bitte nach Hause auf den Olymp bringen? Übergib sie M’Adoc.«
Simi nickte, trat zu Kat und umarmte sie. »Sei nicht so traurig, akra -Kat. Wir werden die Gallu-Dämonen fressen und alles wieder in Ordnung bringen, du wirst schon sehen.«
Kat lächelte die beiden Dämonen an. »Ich weiß, dass du das tun wirst, Simi. Danke.«
Als Simi Kytara vom Boden hochhob, schaute Xirena ein bisschen verlegen drein, als ob sie nicht sicher war, was sie tun sollte. »Ich warte in unserem Zimmer.« Damit verschwand sie noch vor Simi.
Sin ging zur Bar und goss sich einen Drink ein. »Du kannst genauso gut mit ihnen gehen, du brauchst nicht hierzubleiben.«
Kat folgte ihm hinter die Theke. »So leicht wirst du mich nicht los.«
Er knallte sein Glas so hart auf die Theke, dass sie überrascht war, als es nicht zerbrach. »Reize mich ja nicht, Kat. Meine Wut auf dich wird nur noch übertroffen von der Begierde, Kessar zu töten. Und weil ich
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