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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Jahre alt war. Sie hat mich mit ihren dunkelblauen Augen angeschaut und gesagt: ›Mach dir keine Sorgen, Daddy, ich tue ihnen nicht weh.‹«
    Kat schlang die Arme um Sin und drückte ihn an sich, während sie von seiner Trauer ergriffen wurde, die auch ihr die Tränen in die Augen trieb. »Eigentlich war sie gar nicht deine Tochter, oder?«
    »Das ist mir egal. In meinem Herzen war sie immer meine Tochter.«
    »Das weiß ich.«
    Er räusperte sich und legte einen Arm über ihren. »Ich war mir nie sicher, wer ihr wirklicher Vater war. Ningal hat es nicht verraten. Sie hatte jede Menge Liebhaber, es hätte also jeder sein können.«
    Aber das hatte er Ishtar nie spüren lassen. Er hatte sie trotzdem geliebt. Und genau deshalb liebte Kat ihn noch viel mehr.
    »Ich weiß nicht, warum Ningal mich so gehasst hat. Ich habe mich sehr bemüht, diese Ehe zu erhalten, aber sie war nie zufrieden. Es war, als wollte sie mich verletzen.«
    Kat erstarrte, weil sie ein schlechtes Gefühl überkam, und sie musste sich auf die Lippen beißen, um nichts zu sagen. Nach dem, was er ihr gerade anvertraut hatte, fragte sie sich, ob Ishtar nicht doch seine Tochter war. Wie grausam, ihn anzulügen und ihm zu sagen, seine Tochter sei das Kind von jemand anders …
    So gemein war Ningal sicher nicht gewesen. Aber als Kat dort stand, spürte sie in ihrem Herzen die Wahrheit. Es wäre der härteste Schlag von allen, und Kat war sicher, dass Ningal ihn ausgeführt hatte.
    Sin ging den schmalen Korridor entlang zu einer Kammer. Sobald er sie betrat, entzündeten sich die Fackeln, die an den Wänden des Raumes hingen, von selbst. Das Feuer warf tanzende Schatten, die zu Bildern von spielenden Kindern und laufenden Tieren wurden.
    Kat staunte die Pracht sprachlos an. Der Raum war komplett mit Gold ausgelegt. Smaragde und Diamanten waren an den Wänden eingesetzt und bildeten das Gras, auf dem die Kinder tanzten. In der Mitte der Höhle stand ein Sarkophag in der Form eines antiken Tempels. Er war wunderschön gearbeitet.
    Oben war ein Bild von Ishtar eingemeißelt. Zwei perfekte Saphire bildeten ihre Augen. In ihren Gesichtszügen erkannte Kat die Ähnlichkeit mit Sin. Sie hatte recht gehabt, was Ningal anging, und sie konnte kaum glauben, dass jemand derartig grausam war. Wie konnte Ningal so heftig auf die eine Person einschlagen, die ihr doch etwas bedeutet haben müsste? Es entbehrte jeglicher Logik.
    Sin hielt vor dem Bild inne und legte die Hand auf Ishtars Gesicht. Der Schmerz auf seinem Gesicht zerriss Kat fast das Herz. Der Gedanke daran, dass er Ishtars Grab öffnen sollte, schmerzte Sin unendlich.
    Kat wollte ihm weiteren Schmerz ersparen. »Soll ich für dich nach dem Stab suchen?«
    »Nein«, sagte er mit belegter Stimme. »Sie mochte es nie, wenn Fremde sie anfassten. Sie war außerordentlich schüchtern.« Er wappnete sich, schloss die Augen und verschob den Deckel. Das Geräusch von Steinen, die übereinandergleiten, hallte durch die Höhle.
    Kat trat vor und schnappte nach Luft, als sie Ishtar sah. Weil sie eine Göttin war, war ihr Körper nicht verwest. Sie sah so aus wie an dem Tag, an dem sie gestorben war. Sie schien zu schlafen, und Kat erwartete fast, dass sie erwachen und sie beide anschauen würde. Sie fragte sich, ob Sin den gleichen Gedanken hatte.
    Ishtar war in einem roten Kleid zur Ruhe gebettet worden. Der Saum war mit Rubinen übersät, die ihren dunklen Teint perfekt zur Geltung brachten. Ihre Hände steckten in goldenen Handschuhen und waren über der Brust gefaltet. Und unter ihren Händen lag der Stab der Zeit. Er hatte die Form eines Raben, und auch er war mit Gold überzogen und mit Edelsteinen besetzt.
    Kat schaute zu Sin auf. »Sie ist wunderschön.«
    »Ich weiß.« Er griff in den Sarkophag und zog den Stab aus Ishtars Händen. Als er ihre Haut berührte, rollten Tränen aus seinen Augen. »Ich vermisse sie so sehr.« Er seufzte und schaute auf. »Ich will dich nicht so sehen müssen, Katra, verstehst du das?«
    Sie nickte, und ihre Kehle wurde eng. Sie wollte ihn auch nicht beerdigen müssen. »Mir geht es genauso. Wenn dir irgendetwas zustoßen würde, dann würde es mein Leben zerstören.«
    Sin sagte nichts mehr. Er schob den Deckel zurück und packte den Stab. »Jetzt haben wir den Schlüssel.«
    »Jetzt brauchen wir nur noch das Schloss.
    »Und wir brauchen ein Wunder.«
    Kessar stand direkt vor dem Schloss, Neti hinter ihm. Er war groß und schmal und in Dunkelbraun gekleidet und gehörte zu den

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