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Lockruf der Finsternis

Lockruf der Finsternis

Titel: Lockruf der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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glauben oder nicht, aber das bin ich.«
    Er ließ sie los, sodass sie auf das Sofa zurückfiel, dann starrte er sie angewidert an. »Hm. Artemis würde nie eine kori in ihrer Nähe zulassen, die genauso groß ist wie sie selbst. Und auch keine, die die gleiche Augenfarbe hat wie sie. Sie ist zu eitel dafür. Du bist zu eitel.«
    »Wenn du es ganz genau wissen willst: Ich bin sogar größer als sie. Daran erinnerst du dich wohl nicht?«
    Sin zögerte. Er konnte sich tatsächlich nicht daran erinnern, wie groß Artemis ganz genau war – es war einfach zu lange her. Er erinnerte sich nur noch daran, dass sie größer war als eins achtzig. »Ich bleibe bei dem, was ich eben gesagt habe: Artemis würde in ihrem Tempel niemals eine kori zulassen, die größer ist als sie selbst.«
    »Eine Neuigkeit für dich: Sie ist mit dem Alter umgänglicher geworden.«
    Schon klar. »Natürlich bist du das … genau wie ich.«
    Die Frau knurrte verärgert. »Du hast offenbar Probleme, von denen ich lieber nichts wissen möchte. Lass mich frei, und dann vergessen wir beide, dass das hier je passiert ist. Wenn nicht, dann wird es dir noch verdammt leidtun.«
    Er lachte. »Diesmal nicht, Artemis. Du bist diejenige, der es verdammt leidtun wird. Ich will meine Kräfte zurück, die du mir gestohlen hast. Du hast mich ausgetrickst, und dann hast du mir alles genommen außer meinem Leben, und auch da warst du verdammt nahe dran.«
    Kat erstarrte, denn seine Worte riefen eine Erinnerung hervor, die tief in ihr verborgen lag. Aber sie war verschwommen und flüchtig und ließ sich nicht greifen, also konzentrierte sie sich auf das wenige, an das sie sich erinnern konnte.
    »Du wolltest Artemis töten. Sie hat gesagt, dass du sie hasst, dass du in ihren Tempel eingebrochen bist und versucht hast, sie zu vergewaltigen und …« Sie stockte, als sie begriff, dass Artemis sie belogen hatte. Wie hätte ein Gott eines anderen Pantheons den Tempel der Artemis auf dem Olymp ohne Einladung betreten können?
    Das war Kat bisher noch nicht aufgefallen. Sie war zu jung gewesen und hatte zu viel Angst gehabt, dass er Artemis verletzen oder ihr etwas antun würde. Damals hatten viele Götter miteinander im Streit gelegen, und diejenigen, die sie überwachten, konnten unmöglich alle gleichzeitig rund um die Uhr kontrollieren. Gegen Artemis hatte es mehrere Drohungen gegeben, und ein paar Mal war es sehr knapp gewesen.
    Aber eines wäre unmöglich gewesen: Ein Gott von außen konnte den Machtbereich eines anderen Gottes nicht ohne dessen ausdrückliche Einladung betreten.
    Schon wieder eine von Artemis’ Halbwahrheiten …
    Er verzog das Gesicht. »Wovon redest du? Hast du den Verstand verloren?«
    »Nein«, sagte Kat, und eine Welle der Schuld erfasste sie, »ich bin nicht Artemis. Lass mich frei.«
    »Nicht bevor ich meine Kräfte zurückhabe.«
    Das wurde allmählich nervig. »Zum letzten Mal: Ich kann dir nichts geben, was ich nicht habe.«
    »Dann wirst du in diesem Netz gefangen bleiben bis in alle Ewigkeit.«
    Sie knurrte ihn an: »Na, das ist ja wirklich intelligent, oder? Und was willst du dann mit mir anfangen? Willst du Gläser auf mir abstellen oder über mich reden und mich herzeigen, wenn du Freunde zu Besuch bekommst? Und was passiert, wenn ich einmal zur Toilette muss, daran will ich lieber gar nicht erst denken. Du solltest gleich mal Großkunde beim Sofa-Reinigungsservice werden.«
    Sin war nicht sicher, ob er von ihrem Ausbruch amüsiert oder entsetzt sein sollte. Eines musste er ihr lassen: Sie hatte eine ganz klare Bildersprache. »Na, wenn der Sarkasmus aus dir nicht mal so raussprudelt!«
    »Warte ab, ich habe noch gar nicht richtig angefangen.« Sie zuckte zusammen, als sie mit dem Arm anstieß, und Schmerz durchschoss ihre Schulter.
    Sin spürte, wie sein Gewissen sich meldete, und er hasste sich selbst dafür. Sollte sie doch leiden, was ging es ihn an? Und doch gab es einen Teil von ihm, den er verachtete – den Teil, der noch immer Mitgefühl verspüren konnte – und der bat ihn, ihr zu helfen.
    Aber sie hatte recht. Dass sie in diesem Netz gefangen blieb, davon hatte keiner von beiden etwas. »Artemis oder – wenn das nicht auch zu deinen Lügen und Tricks gehört – Kat, ich muss meine Kräfte zurückerlangen. Das ist zwingend erforderlich.«
    »Natürlich ist es das. Du willst sie nur deshalb zurückhaben, damit du Artemis töten und dich an ihr rächen kannst.«
    »Ich werde nicht lügen und sagen, das wäre falsch. Es ist

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