Lockruf der Finsternis
genau richtig. Ich will, dass sie auf unvorstellbar grausame Weise stirbt. Aber im Moment habe ich ganz andere Probleme. Einem davon bist du vorhin in dieser Seitenstraße in New York begegnet.«
Kat dachte zurück an das Wesen, mit dem sie gekämpft hatte. Es war wirklich ziemlich furchterregend gewesen. »Ich nehme an, du meinst das … Ding, das mich angegriffen hat.«
»Ja. Die Gallu-Dämonen werden jetzt immer zügelloser, und die Dimme stehen kurz davor, freizukommen, und ich bin die einzige lebende Person, die sie zurückdrängen kann. Wenn ich meine Kräfte nicht habe, um sie zu bekämpfen, dann neigt sich die Welt ganz rasch ihrem Ende zu. Erinnerst du dich noch daran, was mit Atlantis geschehen ist? Der Untergang von Atlantis wird sich wie ein reines Vergnügen ausnehmen gegen das, was uns bevorsteht.«
»Nimm es mir nicht übel, alter Mann, aber Atlantis wurde zerstört, ehe ich zur Welt kam, also habe ich davon keinen blassen Schimmer.«
Aber natürlich kannte sie die Geschichten darüber, wie dieser Kontinent versunken war.
Sie saß einen Augenblick lang still da und dachte nach. Sie wusste, dass Artemis nicht vertrauenswürdig war – aber sie wusste nicht, ob das nicht auch auf Sin zutraf. Erzählte er ihr hier Blödsinn, oder war an dem, was er sagte, etwas dran? »Was hatte das mit den Leuten letzte Nacht zu bedeuten? Warum hast du sie enthauptet und verbrannt?«
Seine Augen loderten in mörderischem Zorn auf, und sie begriff, dass sie die falsche Frage gestellt hatte. »Du hast mir nachspioniert?«
»Artemis hat es mir befohlen, also habe ich es getan.« Sein Zorn war so überwältigend, dass sie regelrecht spüren konnte, wie er die Luft zwischen ihnen erfüllte. »Schau mich nicht so an. Ich darf spionieren, wenn ich das will.«
»Und warum hast du mir nachspioniert?«
Kat wand sich. Wenn sie ihm sagte, was Artemis wirklich wollte – seinen Tod –, dann würde er sehr wahrscheinlich noch zorniger werden. Also entschied sie sich für eine heiklere Erklärung. »Artemis wollte wissen, was du vorhast. Sie dachte, du versuchst, sie zu töten.«
»Ja – und sosehr ich das Miststück tot sehen möchte, im Moment habe ich größere Probleme.« Er schwieg kurz, ehe er weitersprach. »Ich schneide den Gallu die Köpfe ab und verbrenne sie, denn wenn ich das nicht tue, kommen sie zurück wie in einem schlechten Horrorfilm.«
Das erklärte wenigstens einen Teil der Sache, allerdings nicht, warum er deren Opfer geschändet hatte. »Und warum hast du das auch der Menschenfrau angetan?«
»Was glaubst du denn? Wenn ein Gallu sein Opfer einmal gebissen hat, verwandelt es sich in einen Dämon ohne eigenen Willen, der von dem Gallu kontrolliert wird. Einen Menschen zu köpfen und zu verbrennen ist viel schonender als das, was die Gallu den Menschen antun. Immer wenn ein Mensch von ihrer Hand stirbt, muss man ihn töten und zu Asche verbrennen, sonst kehren auch sie zurück.«
O … kein Wunder, dass er sie hektisch nach einer Bisswunde abgesucht hatte, ehe er sie k. o. geschlagen hatte. »Hast du dir deswegen letzte Nacht den Arm verbrannt?«
Er nickte. »Wenn man es früh genug merkt, kann man die Wunde ausbrennen und dadurch verhindern, dass sich das Gift im ganzen Körper verteilt.«
Ja, aber das musste sehr wehtun, und sie fragte sich, wie oft er das schon getan hatte. »Nur aus Neugier – weiß Artemis Bescheid über die Gallu?«
»Das weiß ich nicht, Artemis. Weißt du Bescheid?«
Sie seufzte, weil er so sehr darauf beharrte und sie für Artemis hielt. »Ich dachte, das hätten wir schon geklärt.«
»Bis ich einen sicheren Beweis dafür habe, haben wir es nicht geklärt. Ich weiß, was ich weiß, du Miststück. Und jetzt gib mir meine Kräfte zurück.«
Bei seinen Beleidigungen schoss ihr der Zorn durch die Adern. Was brauchte der Mann denn noch, damit er begriff, dass sie nicht Artemis war?
Zerreiß das Netz und zerschmettere ihm den Kopf.
Der Drang danach war so stark, dass sie ihm kaum widerstehen konnte.
» Katra?«
Kat zuckte zusammen, als sie Artemis’ Stimme in ihrem Kopf hörte.
»Was geht da vor? Warum bist du so wütend? Belästigt Apollymi dich?«
Kat verdrehte die Augen. »Hör auf, mir nachzuspionieren.«
Sin verzog den Mund. »Es ist schwierig, dich nicht anzuschauen – wie du so zusammengeschnürt auf meiner Couch liegst. Gar nicht davon zu reden, wie amüsant es ist, dass ausgerechnet du das sagst, wenn man bedenkt, was du letzte Nacht getan hast.«
Sie zog
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