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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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nach Hause gefahren bin, um mir meinen Schlüssel zu holen. Es war grauenvoll. An der Decke hing ein toter Mann, überall lag verstreut Müll herum. Es war eklig …«
    Lilith hebt eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen und sieht mich argwöhnisch an. »Was weißt du überhaupt über diesen Typ?«
    Das muss ich mich selbst erst einmal fragen. Ich habe Joe im Supermarkt kennengelernt, nachdem ich ein ganzes Regal zum Fallen gebracht habe. Er hat mich nie zu sich nach Hause eingeladen und ich kenne auch keinen seiner Freunde. »Nicht sehr viel.«
    »Mensch, Leia, du kannst dir einen Mörder ins Haus geholt haben. Ziemlich leichtsinnig von dir.«
    »Na ja, um zum Thema zurückzukommen. Wie sich nun herausstellte, hat er mir einen falschen Schlüssel auf meine Kommode gelegt. Auf jeden Fall hat er sich gestern hier hereingeschlichen und lag plötzlich auf meinem Sofa und sägte einen Wald nieder.«
    »Okay, hört sich spannend an.«
    Der ironische Ton in ihrer Stimme entgeht mir nicht.
    »Was ich damit sagen will, ist, dass ich schon davor geträumt habe, dass er seinen Schlüssel nicht abgegeben hat. Verstehst du? Bevor ich tatsächlich festgestellt habe, dass es der falsche Schlüssel war! Sonst wäre ich ja nicht zu ihm gefahren.«
    »Komm auf den Punkt, Leia.«
    Sie hat meine Message nicht verstanden und ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt weiter erzählen soll. Trotzdem mache ich es. »Ich habe von einem Mann geträumt. Mehrfach hintereinander.« Dabei betone ich das Wort mehrfach besonders, weil es meines Erachtens selten ist, dass man einer fremden Person so oft im Traum begegnet.
    Lilith verdreht die Augen. »Jetzt sag mir nicht, dass du dich in ein Produkt deiner Fantasie verliebt hast?«
    Rumms. Das sitzt. Lilith holt mich ohne Umschweife auf den Teppich zurück. Genau das wollte ich damit sagen. »Nein«, antworte ich stattdessen. Shit, was soll ich jetzt sagen? Lilith ist ja nicht blöd. Sie ist meine beste Freundin.
    »Hast du doch.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Hattest du Sex mit ihm?«
    Sex. Das Wort hört sich grob, unromantisch und kalt an und zerstört das Bild meiner Träume. Ich tue so, als wäre das nun eine total abwegige Frage, als Lilith mich eines anderen belehrt. »Ich habe auch schon von Filmstars geträumt, mit denen ich Sex hatte. Darunter sogar Brad Pitt.«
    Jetzt hebe ich überrascht die Augenbraue.
    »Das war meistens kurz nachdem ich einen Film mit ihm gesehen habe, aber das kann man doch nicht ernst nehmen.« Sie sieht mich an und erwartet eine Bestätigung von mir, die sie auch bekommt. Ich nicke vage und schenke ihr Kaffee nach. Um das Thema zu wechseln, frage ich sie, was sie der Frau in Grün gestern ins Ohr geflüstert hat.
    Lilith lacht. »Ich habe ihr gesagt, dass Daniel Lloyd den winzigsten Penis in New York hat, und hab auf meinen kleinen Finger gezeigt.«
    »Das hast du nicht?«
    »Doch. Übrigens ist heute Abend big Party bei einem reichen Schnösel. Kommst du mit?«
    Ich bin keine große Partyfreundin, aber die Hoffnung, ihn irgendwo da draußen zu treffen, macht mir den Gedanken auszugehen schmackhaft.
     
    Wie immer gehen wir nach dem Frühstück alle Fotos des gestrigen Abends durch. Auf allen Bildern, die ich von Lilith und der kleinen Männerrunde geschossen habe, fällt mir bei dem angeblichen Schauspieler ein dunkler Schatten im Hintergrund auf. Es ist nicht das erste Mal, dass meine Kamera solche Aufnahmen gemacht hat. Ich hatte sie deshalb auch schon zur Reparatur gebracht, weil ich dachte, mit der Linse stimme irgendetwas nicht. Man hatte nichts gefunden und die Kamera nur gereinigt. Eine Zeit lang funktionierte alles perfekt - bis gestern. »Komisch. Wo kommt nur dieser Schatten schon wieder her?«
    »Keine Ahnung, dahinter war nur die Wand«, sagt Lilith.
    »Du siehst auf allen blendend aus, aber der Schatten versaut die ganzen Fotos.« Auf den anderen Aufnahmen ist nichts zu sehen. Sie sind alle einwandfrei. Ich lösche die fehlerhaften Bilder und sende Lilith die, die sie sich aussucht, an ihre E-Mail-Adresse.
    Als Lilith weg ist denke ich über ihre Worte nach. Du hättest dir einen Mörder ins Haus holen können . Gut, sie übertreibt immer ein wenig, aber so unrecht hat sie nicht. Dazu fällt mir noch der Traum mit dem Toten, der an der Decke hing, ein und mein Schlüssel, den ich immer noch nicht zurückhabe. Ich muss wohl das Schloss auswechseln lassen, wenn ich nicht noch einmal unliebsamen Besuch haben will.
    Ich setze mich an meinen Computer

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