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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Die Schmetterlinge fliegen nicht, sie tanzen in meinem Bauch, wenn ich an ihn denke. Wie kann es sein, dass mir die Illusion eines Mannes so den Kopf verdreht?
    Mit einem Fahrstuhl fahren wir in den dritten und letzten Stock, wo die Party stattfindet.
    »Ich kann mir nicht helfen, aber irgendetwas verheimlichst du mir. Du strahlst von innen heraus, als hättest du eine Glühbirne verschluckt.«
    Ich versichere Lilith, dass sie sich irrt und bevor sie weiter insistieren kann, geht die Fahrstuhltür auf und ein Mann stürmt auf uns zu. Küsschen links, Küsschen rechts. Er hat schulterlanges graues Haar und ist exquisit gekleidet in einem blaugrauen Seidenhemd und dunkelgrauen, leicht glänzenden hippen Hosen mit Lederbesatz. Er winkt seinen jüngeren Freund heran, der ebenso gute Kleidung trägt, aber in seiner Art weniger überschwänglich ist.
    Lilith stellt mich ihren beiden Freunden George und Roy vor.
    Das Ambiente gefällt mir. Es ist rustikal und farbenfroh. Auf dem Kaminsims stehen etwa zehn präkolumbische Figuren, jede mit einem überdimensionalen Phallus. Nicht zu übersehen, wie die Interessen hier gelagert sind. An den Wänden hängen Akte von Männern. Schönen jungen Männern.
    »Und? Gefallen dir die Bilder?«, fragt Lilith verschmitzt. Die Bilder stammen aus ihrer Galerie und werden gern an gute Kunden verliehen.
    »Wer mag sie nicht ansehen, diese Adonisse, mit ihren muskulösen, feinen, schönen Körpern«, antworte ich und denke daran, dass ich vor zwei Stunden genau unter so einem Körper gelegen habe.
    »Woran denkst du?«, fragt sie mich und runzelt die Stirn.
    Ich werde einen Teufel tun und sie einweihen, um mir dann anzuhören, dass ich vielleicht einen Psychiater aufsuchen soll.
    Lilith hat noch ein paar bekannte Gesichter ausgemacht und tingelt nun von einem zum anderen. Sie kennt wirklich halb New York.
    Ich schnappe mir eines der Gläser mit Wein, die auf der Bar stehen und trete auf die Dachterrasse hinaus. Dabei bleibt mein Schuh in einer Erhebung im Boden stecken, ich stolpere und der Inhalt meines Glases entleert sich auf das Kleid einer Frau in Schritthöhe. Ich beglückwünsche mich im Stillen zu meinem guten Timing und entschuldige mich mit hochrotem Kopf.
    Alle haben den kleinen Unfall mitbekommen und sehen mich nun an. Es ist mir wahnsinnig peinlich, wo ich doch immer darauf bedacht bin, nicht aufzufallen. Ich stelle mich an den äußersten Rand der Terrasse und sehe nach unten auf die Straße.
    Im Minutentakt geht die Fahrstuhltür auf und zu und bringt neue Gäste. Perfekte Gesichter, perfekte Körper. Schöne Männer sind meistens vergeben oder homosexuell, stelle ich mal wieder mit Bedauern fest.
    Lilith hat einen Mann an der Hand und kommt direkt auf mich zu. »Darf ich vorstellen, meine Freundin Leia, eine der Besten New Yorks, in allen Lebenslagen.« Sie zwinkert mir zu und lässt mich allein mit Yven Eltringham. Er ist jung, schätzungsweise Ende zwanzig und ihrem Blick nach zu urteilen muss er sehr reich sein.
    »Eine der Besten in allen Lebenslagen?«, zitiert er Lilith überflüssigerweise und taxiert mich von oben bis unten.
    »So war das nicht gemeint, Mr. Eltringham. Meine Spezialität sind Luxusapartments.« Mein Ton ist kühl. Bei dämlichen Anspielungen verstehe ich keinen Spaß.
    »Ich habe ein Apartment für Sie. Ein Penthouse in Manhattan. Fünfundvierzig Millionen. Interessiert?«
    Ich nippe an meinem Glas und lasse mir nicht anmerken, dass dies mein erstes dieser Preisklasse wäre. Was hat Lilith nur erzählt? »Sicher.«
    »Ich muss morgen nach Dubai und würde es Ihnen gerne vorher zeigen.«
    »Wann?«
    »Jetzt.«
    »Jetzt?« Ich sehe auf die Uhr.
    »Haben Sie noch etwas vor?«
    »Nein.«
    »Sehr schön.«
    Wir verlassen die Party. Sein silbergrauer SLS begrüßt uns mit einem zweifachen Piepen und hebt die Türen, als würde er wie ein Vogel gleich abheben wollen. Ich muss wohl ziemlich blöd gucken, denn Yven hilft mir in seine Luxuskarosse einzusteigen, bevor er sich ebenfalls auf den Fahrersitz schwingt. »Tut mir leid, die andere bequemere Ausführung ist in der Werkstatt.«
    Wie niedlich, dass er sich noch entschuldigt, dass er so einen Schlitten fährt.
    Mein Handy brummt zwei Mal in meiner Tasche. Ich hole es raus und lese die SMS von Lilith. ´ Er ist Junggeselle` steht da mit einigen Ausrufezeichen und Smileys dahinter. Noch vor einer Woche hätte ich ganz anders auf seinen Flirtversuch reagiert, doch jetzt fühle ich mich, als wäre ich

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