Lockruf Der Nacht
Schwank aus ihrem Leben als Galeristin und alle vier kleben an ihren vollen, wohlgeformten Lippen, während ich mich unauffällig in der Menge umsehe, ob ich IHN sehe. Als alle Lachen, stimme ich mit ein.
»Was möchten die Damen trinken?«
»Einen Margarita«, sagt Lilith und ich nicke zustimmend mit dem Kopf. »Ja, für mich auch bitte.«
Yven verschwindet und kommt kurz darauf mit zwei Margaritas und einem jungen Mann im Schlepptau wieder. Er sieht wirklich atemberaubend aus und ich starre ihn an wie eine Idiotin.
»Mein Bruder Payton.«
Ok, George hatte recht. Wie wohl der andere Bruder aussieht?
Lilith und ich strecken ihm gleichzeitig die Hand entgegen, dabei setzt sie ihr schönstes Lächeln auf und macht das Rennen. Er nimmt Liliths Hand zuerst und ich ziehe meine wieder zurück, halte mich dieses Mal an meiner Margarita fest.
Payton hat ein Gesicht, wie es nur Poeten beschreiben könnten. Er hat hellblaue Augen mit einem eigenartigen grünen Schimmer darin, einen schönen geschwungenen Mund und sichelförmige Grübchen in den Wangen, wenn er lacht. Seine Haare sind etwas länger und stylish mit einem Gel zurechtgezupft. Was sich unter seinem eng anliegenden Hemd verbirgt, kann man nur erahnen, aber es lässt Frauenherzen ein paar Frequenzen höher schlagen.
»Hi!«
Er hat mich doch noch entdeckt.
»Hi, ich bin Leia.«
»Leia.« Zwischen seinen Augen bildet sich eine tiefe Falte und er spricht meinen Namen so aus, als würde er ihn mit etwas Bestimmten in Verbindung bringen. »Kennen wir uns?«
»Nein. Ich denke ich würde mich daran erinnern.«
»Haben wir uns ganz sicher nicht schon einmal getroffen?«
»Vielleicht in einem Traum?«, sage ich lachend und merke, wie mir die Hitze bis zur Kopfdecke steigt. Was für eine dämliche Antwort. Aber Payton grinst nur verschmitzt und so wie er mich ansieht, habe ich ein seltsames Gefühl, dass ich seine Augen von irgendwoher kenne.
Liliths Blick brennt sich dagegen in meine Wangen und es fühlt sich an, als klebe heiße Kohle auf ihnen. Mein Gesicht glüht und alle sehen mich an, als wäre ich ein brennendes Gummibärchen. »Prost.« Ich hebe mein Glas, setze an und bemerke erst jetzt, dass es bereits leer ist. Ich habe getrunken, ohne es zu merken. Vielleicht ist mir deshalb auch so warm. Ich fächle mir mit der Hand Luft zu, wie eine ältere Dame in den Wechseljahren. Könnte ich mich doch nur unsichtbar machen.
»Ich hol dir was zu trinken«, sagt Yven schnell und verschwindet nach draußen auf die Terrasse. Die drei anderen Jungs folgen ihm. Sie scheinen Payton, dem Platzhirsch, den Vortritt zu lassen.
Ich bleibe neben Lilith stehen und höre gebannt Payton zu, wie er ein paar Dinge von sich preisgibt. Seine große Leidenschaft ist das Reisen und die Archäologie.
In Liliths Augen sehe ich, dass sie hin und weg und gar nicht mehr sie selbst ist. Sie scheint wie verzaubert von ihm zu sein. Sie ist nicht mal in der Lage, sich wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Sie macht das, was sie am wenigsten kann: zuhören.
Ich muss zugeben, es ist schwer ihn nicht anzusehen, weil er einfach perfekt ist. Man sieht solche Menschen an, in der Hoffnung, irgendeinen Makel zu finden, um sich nicht so hässlich zu fühlen, aber hier suche ich vergeblich. Seine Augen erinnern mich sehr an die von Mo. Sie leuchten genauso und ziehen einem in ihren Bann.
Yven ist mit meinem Drink zurück. Als er die beiden Turteltauben neben mir sieht, nimmt er mich an die Hand und stellt mich weiteren Leuten vor. Immer wieder sehe ich mich nach Yvens zweitem Bruder um, der heute ebenfalls auf die Party kommen sollte. Meine Neugierde lässt keinen Raum für ein Gespräch oder vernünftige Gedanken.
Ich habe mir Payton genau angesehen. Sein Kinn ist ähnlich wie das von Mo, auch die Kopfform könnte hinkommen. Yven hat dagegen braune Augen, ein schmales Gesicht und ist dunkelblond. Er hat kaum Ähnlichkeit mit seinem Bruder. Leider weiß ich einfach zu wenig über diese Familie. Vielleicht sind alle Kinder von verschiedenen Vätern und haben deshalb keine Ähnlichkeit miteinander. Gut, mir fehlt noch der dritte in der Runde, um einen genauen Vergleich anzustellen.
Der Alkohol steigt mir plötzlich zu Kopf. Ich habe inzwischen meine vierte Margarita ausgetrunken und fühle mich ziemlich beflügelt. »Sag mal Yven, hast du nicht zwei Brüder?«
»Woher weißt du das?«
»Ich glaube, Lilith hat es mir erzählt.«
»Stimmt.« Seine Antworten sind wie immer knapp und verraten
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