Lodernde Träume
Tor, über den sie nichts zu erzählen wusste .«
»Es treffen aber immer noch Leute ein.«
»Ich habe auch nicht behauptet, dass ich über alle informiert bin, nur die ersten...«
»War er schon dabei?«
»Tut mir leid, Megan, aber man weiß noch nicht einmal, ob er überhaupt kommen wird.«
Megan verlor schlagartig ihr Interesse an all den Gästen und wandte sich ganz Tiffany zu. Selbst die Maske, die sie trug, konnte ihre Verzweiflung nicht verbergen.
»Aber er muss kommen!« rief sie beschwörend. »Es stand doch in der Times, dass er kommt, und worauf soll man sich denn noch verlassen, wenn man selbst der Times nicht mehr trauen kann?«
»Ich verstehe dich ja. Er hat schließlich die Einladung angenommen, aber... Anscheinend ist dein Herzog etwas zerstreut, wenn es um Termine für gesellschaftliche Verpflichtungen geht. Kaum hat er versprochen, auf ein Fest zu kommen, schon hat er es wieder vergessen. Dann nimmt er die nächste Einladung für den gleichen Tag an, vergißt auch die, nimmt deshalb noch eine an usw. Kannst du dir das ungefähr vorstellen?«
»Zu viele Hochzeiten, um auf allen zu tanzen?«
»Genau! Und um nicht irgendwelche Eifersüchteleien zwischen den Gastgeberinnen aufkommen zu lassen, schwänzt er schließlich sämtliche Feste und bleibt einfach zu Hause.«
»Und wie will Jane das erfahren haben?«
»Weil ihre Mutter ihn dauernd eingeladen hat, sie wissen schon gar nicht mehr wie oft, und er sich nur zweimal blicken ließ. Sie behauptet, die Leute machen schon den Witz, dass man sich auf St. James' Erscheinen nur dann verlassen kann, wenn zur gleichen Zeit absolut niemand sonst damit rechnet.«
»Ich glaube, ich mag es nicht, wenn man über meinen künftigen Gatten Witze reißt«, schmollte Megan.
Tiffany korrigierte sich schnell: »Habe ich >Witz< gesagt? Das ist wirklich nicht der richtige Ausdruck. Es ist einfach eine bekannte Tatsache, Meg, und selbst St. James hat Humor genug, das anzuerkennen.«
»Dann kommt er also nicht«, jammerte Megan enttäuscht.
»Woher willst du das wissen? Schließlich ist jetzt noch nicht Hauptsaison. So viele Einladungen dürften wohl noch nicht herumschwirren.«
»Du hast schon recht, Tiffany, aber du brauchst nicht weiter zu versuchen, mich aufzumuntern. Ich habe nur noch wenig Hoffnung.«
Tiffany schaute ihre Freundin an, die ein Gesicht wie auf einer Beerdigung machte. »Darf ich es nicht wenigstens ein ganz klein biss chen versuchen?« fragte sie mitfühlend. »Jetzt hast du wahrscheinlich gar keine Lust mehr, dich zu amüsieren, habe ich recht?«
»Aber sicher doch.«
»Das glaube ich nicht, ich kenne dich doch. Ich wette, dass du dir bereits ein paar Entschuldigungen dafür zurecht - legst zu verschwinden, bevor wir uns überhaupt richtig haben sehen lassen.«
Womit sie völlig recht hatte. Sie waren gerade die Treppe heruntergekommen, stiegen aber gleich zur Galerie hinauf, die einen Blick über den ganzen Ballsaal erlaubte. Hier blieben sie einige Zeit stehen und konnten alle Leute im Saal beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Es war noch früh. Das Orchester, das den Abend musikalisch gestalten sollte, hatte seinen Platz in der Mitte der Galerie eingenommen und begann gerade, das zweite Stück zu spielen. Im Saal unten hielt sich erst etwa die Hälfte der erwarteten Gäste auf.
Megan lächelte schuldbewußt. »Du kennst mich zu gut, wirklich! Aber ich kann mir einfach nicht helfen. Tiff, die Enttäuschung macht mich fix und fertig.«
»Aber warum denn?« Tiffany war echt verwundert. »Wenn du ihm hier nicht begegnest, wird sich bestimmt eine andere Gelegenheit finden, wenn du die Saison in London verbringst.«
»Das ist es doch gerade«, gab Megan zurück. »Ich hatte gehofft, mir das ganze Theater zu ersparen.«
»Dir das Theater zu ersparen?« wiederholte Tiffany ungläubig. »Du hast dich doch so darauf gefreut!«
»Ich habe mich darauf gefreut, auch einen Bräutigam zu haben, so wie du deinen Tyler, und wir waren beide der Meinung, dass das nur in London klappen würde, das stimmt. Aber auf London selbst habe ich mich wirklich nicht gefreut, das kannst du mir glauben.«
»Warum denn nicht?«
»Machen wir uns nichts vor, Tiff, wir sind Mädchen vom Lande und auf dem glatten Londoner Parkett kein biss chen zu Hause. Ganz bestimmt würde ich mich dort nur blamieren. Schon beim bloßen Gedanken an London bekomme ich Lampenfieber. Deshalb hatte ich seit meiner Entscheidung für den Herzog gehofft, dass ich alldem
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