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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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weil die Leute wissen, dass die Juden unter herrschaftlichem Schutz stehen.«
    »Aber das ist doch genau der Punkt: Wenn ich die Juden unter diesen Umständen von der Krönungszeremonie ausschließe, sieht es doch so aus, als würde ich ihnen diesen Schutz entziehen!«
    »Wenn sie anwesend sind, wird das als Beleidigung aller Rechtgläubigen empfunden. Wer weiß, was dann passiert.«
    »Sagt wer?«
    »Sagen die Geschäftsleute und der Pöbel, Euer Gnaden.«
    Richard schüttelte wütend den Kopf. »Herzog von Aquitanien zu sein, war einfacher.«
    Guilhem lächelte.
    Richard hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, ich weiß. Als Herzog habe ich immer gesagt, nur Herzogssohn zu sein, sei einfacher. Also – was machen wir jetzt?«
    »Ihr seid der König, Euer Gnaden.«

11
    E dith wurde gepackt und aus dem Fluss gezogen – und dann unsanft ans Ufer gezerrt. Sie spuckte Wasser aus und schnappte nach Luft. Undeutlich konnte sie neben sich Johnny Greenleaf erkennen, der ebenfalls an Land gezogen worden war. Sein Retter, der Gestalt nach ein Erwachsener, hielt ihn am Genick wie einen jungen Hund. Edith fuhr erschrocken auf.
    Die Jungen von vorhin waren verschwunden. Unrasierte Männer in abgetragener Kleidung standen mit finsteren Mienen am Flussufer. Abwechselnd hustend, spuckend und würgend hielt Edith Ausschau nach Robert. Schließlich entdeckte sie ihn neben zwei Männern, bleich vor Schreck. Sie begann zu frösteln und das lag nicht nur an dem durchnässten Kleid, das an ihrer Haut klebte.
    »Wehe, meine Schwester hat auch nur einen Kratzer …«, begann Robert. Er verstummte, als er einen groben Rippenstoß erhielt.
    Johnny Greenleaf spie Wasser in kleinen, krampfhaften Stößen aus. Edith kam schwankend auf die Beine. Niemand hinderte sie daran. Eingehend musterte sie ihren Retter. Seine Haut war vom Leben in freier Natur gegerbt. In seinen Augen lag Feindseligkeit.
    Edith wollte ihr nasses Haar mit einer Kopfbewegung nach hinten werfen, doch der schwere Schopf fiel ihr ins Gesicht. Wütend und mit vor Kälte zitternden Händen strich sie die triefenden Strähnen zur Seite. Sie spürte die Blicke der anderen Männer auf sich. Wie üblich flüchtete sie sich in Frechheit.
    »Ihr müsst jetzt sagen: ›Na, was haben wir denn da?‹«, stieß sie hervor.
    »Wie bitte?«, fragte ihr Gegenüber verblüfft.
    »Das sagt man doch so, wenn man seine Beute endlich eingeholt hat und sie noch ein wenig quälen will.«
    »Beute?«
    Edith stemmte die Hände in die Hüften. »Wozu verstellt Ihr Euch? Ihr seid doch Männer des Sheriffs! Ist Sire Guy de Guisbourne in der Nähe?« Sie erhob die Stimme. »Ich hab den Namen behalten, Sire Guy, nur den von Eurem Köter hab ich vergessen!«
    »Wir sollen Leute des Sheriffs sein?«
    Die Männer wechselten erstaunte Blicke. Dann begannen sie zu lachen.
    »Ich mache Euch darauf aufmerksam, dass mein Vater von Rang ist und dass das ganze angelsächsische England hinter Euch her sein wird, wenn Ihr mir und meinem Bruder …«
    Der Mann wandte sich an Robert. »Ist das normal bei ihr?«
    »Was denn?«, fragte Robert.
    »Dieses Gequassel.«
    Edith verstummte.
    Johnny Greenleaf richtete sich keuchend auf. »Sie und ihr Bruder …«, begann er.
    »Du redest, wenn du gefragt wirst!«, schnappte der Mann mit dem ledernen Gesicht.
    Johnny zuckte zusammen. »Schon gut«, brummte er.
    »Schon gut was?«
    »Schon gut, Vater.«
    Ediths Unterkiefer klappte herunter.
    Ihr Gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust und grinste. »Gestatten, Mylady: Ich bin John Miller, aber von Rechts wegen müsstet Ihr mich John Ohnemühl nennen – so wie der kleine Bruder von König Richard den Namen Jean Ohneland trägt. Er hat kein Land – und ich hab keine Mühle. Ich hatte zwar mal eine, aber die Mistkerle von Sire Guy haben sie in Brand gesteckt. Nun, was glaubt Ihr, Mylady: Sind wir Männer des Sheriffs?«
    Die anderen lachten lauter.
    Edith straffte sich. »Jedenfalls seid ihr keine Ehrenmänner, wenn ihr eine junge Frau klatschnass dastehen lasst, ohne ihr eine warme Decke anzubieten.«
    »Wenn ich ein Ehrenmann wäre, so wie Ihr ihn Euch vorstellt«, erwiderte John Miller gelassen, »hätte ich mich auch hüten müssen, Euch anzufassen und aus dem Wasser zu ziehen. Dann hätte ich meine Ehre behalten und Ihr wärt ersoffen.«
    Edith grummelte: »Und Euer Sohn ist auch kein Ehrenmann. Er hat uns überfallen.«
    John Miller zuckte mit den Schultern. »Ein Überfall ist es noch immer, Mylady.« Sein

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