Loge der Lust
gegen „The Corrs“ an. „Jetzt kann man sich ja gar nicht mehr unterhalten. Sollen wir irgendwo anders hingehen?“
„In Gardenrye gibt es doch nur einen Pub“, wandte Teena ein, glücklich darüber, eine Ausrede parat zu haben.
„Wir könnten mit dem Taxi nach Bamburgh fahren. Dort …“
„Eigentlich gefällt es mir hier“, schnitt Teena ihm das Wort ab. Sie hatte befürchtet, dass die Stimmung im Pub verschlafen sein würde, doch Rosalin hatte den Laden aufgemischt.
Mittlerweile zappelten die Tänzer im Eingangsbereich, der mehr Platz bot.
Roz kam zu Teena hinüber, lächelte sie verführerisch an und hielt ihr die Hand hin. „Komm, tanz mit mir!“
Doch Teena schüttelte den Kopf.
„Diesmal wirst du mir keinen Korb geben.“
„Was meinst du?“
„Gestern Abend wolltest du lieber ins Bett, als dich mit mir zu vergnügen. Nun komm schon, lass dich gehen.“
„Du bist verrückt!“, rief Teena aus. Sie nahm allen Mut zusammen und ergriff Roz‘ Hand.
Ihre Freundin zog sie vom Stuhl hoch und flüsterte ihr ins Ohr: „Verrückt nach dir.“
Verblüfft ließ sie sich von Roz auf die provisorische Tanzfläche ziehen. Sie hatte Rosalins Anziehungskraft nichts entgegenzusetzen. Kurz blickte sie noch zu Josh, dessen Laune offensichtlich auf dem Nullpunkt war. Sollte sie ihn auffordern? Doch sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Roz begann sich an ihr zu reiben. Sie drängte sich an Teenas Körper, und ihre Hände wanderten über die Brüste, beiläufig, als wäre es eine ausschweifende Tanzbewegung. Dann schob sie ihr Becken an das von Teena. Kreisende Bewegungen. Erhitzender Kontakt. Rhythmisches Stimulieren.
Rosalin zog Teena an den Tresen, während der Takt bei „You're forgiven, not forgotten“ ruhiger wurde. „Du hast den ganzen Abend nur Ale getrunken. Hier! Nimm endlich mal etwas Stilvolles zu dir.“ Sie gab dem Barkeeper ein Zeichen, der ihnen daraufhin zwei Reagenzgläser mit giftgrüner Flüssigkeit reichte. „Du musst es in einem Schluck runterspülen.“
Unsicher nahm Teena den Drink. Da sie nicht schon wieder als Hasenfuß erscheinen wollte, trank sie ihn in einem Zug aus. Für einen kurzen Moment wurde ihr schwindelig, und sie krallte sich an Rosalin fest, um nicht umzukippen. Doch schon bald ging es ihr wieder besser. Sie fühlte sich nun sogar beschwingt und irgendwie lockerer.
„Was ist das für ein Teufelszeug?“, fragte sie.
„Nur für Insider.“ Roz zwinkerte.
Insider bezogen auf was? Teena erinnerte sich an die Opium-Räucherstäbchen. Normalerweise hätte sich Widerstand in ihr geregt, aber das Getränk hatte sie betäubt oder besser beflügelt, denn sie lächelte, obwohl sie eine ernste Frage stellte: „Das war doch keine Partydroge, oder?“
Rosalin tätschelte ihre Wange. „Du bist in Gardenrye, nicht in London.“
Gardenrye war längst nicht so verstaubt und langweilig, wie Teena gedacht hatte. Wahrscheinlich hatte sie den Tag über zu wenig gegessen, weshalb ihr der Alkohol zu Kopf stieg.
Eine Weile tanzte sie mit Rosalin, bis diese sie in Richtung Ausgang drängte. „Es ist schon spät. Ich bringe dich nach Hause. Du musst morgen wieder früh raus.“
Berauscht und glücklich nickte sie. Da fiel ihr Blick auf Joshua, der mit angesäuerter Miene am Tisch saß und mit einem Mann plauderte, der trotz der Wärme im Pub einen dicken Seemannspullover und eine blaue Häkelmütze trug. Herrje, sie hatte Josh ganz vergessen! Wie konnte sie nur!
Mit einem schlechten Gewissen schwankte sie zu ihm hinüber. Sie war nicht wirklich betrunken, dennoch konnte sie sich kaum auf den Beinen halten.
Joshs Gesichtsausdruck hellte sich auf, als sie vor ihm stand. Höflich stellte er seinen Gesprächspartner vor: „Das ist Chris Sikes. Du erinnerst dich? Der gestohlene Fisch.“
Gestohlener Fisch? Sikes? Teenas Gedanken schwirrten durcheinander. Unfähig zu antworten, spähte sie zur Wanduhr, die über dem Thekenregal mit den Spirituosen hing. Das Zifferblatt schien sich wie ein Kreisel zu drehen und machte es ihr unmöglich, die Uhrzeit abzulesen. Es war wirklich Zeit, schlafen zu gehen.
„Du siehst müde aus. Soll ich dich …“
Weiter kam Joshua nicht, denn Rosalin tauchte neben Teena auf, stützte sie und sagte: „Ich fahre Teena nach Hause.“
„Wir sind zusammen gekommen, also gehen wir auch gemeinsam.“ Eine Zornesfalte erschien auf Joshs Stirn.
„Unsinn! Teena und ich wohnen schließlich in einem Haus, auf derselben Etage. Wir haben
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