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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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dass die im
»Spiegel« zu lesende Darstellung, er und Schneiderhan hätten in dem Gespräch
am 25. November mehrfach auf klare Fragen
des Ministers falsche Antworten gegeben, nicht zutreffe. Zweimal kündigt
Wiehert an, er werde sich diese Schilderung seines Verhaltens nicht gefallen
lassen, und drängt den Minister, sich zu äußern: »Bitte nehmen Sie zu der Frage
Stellung, inwieweit Sie diese Aussagen des Artikels unterstützen oder sich
hiervon distanzieren. Ich werde die Veröffentlichung nicht hinnehmen.« Immer
wieder taucht das Wort »ehrkränkend« auf. Wiehert wiederholt die Bitte, eine
Pressemitteilung des Ministeriums mit einer Richtigstellung zu veröffentlichen.
Alternativ dazu bittet er Guttenberg, ihn, Wiehert, von seiner Schweigepflicht
zu entbinden: »Dann hätte ich selbst die Möglichkeit, gegen die unwahren Behauptungen
vorzugehen.« Wiehert fordert von Guttenberg »eine schriftliche Antwort in
angemessener Zeit, auf jeden Fall aber noch vor Weihnachten«.
    Die bekommt er. Angesichts dessen,
was Monate später bekannt werden soll, ist sie außerordentlich interessant. Am 18. Dezember, sechs Tage vor Weihnachten, als längst
Darstellungen in den Medien zu lesen waren, die Guttenbergs Schilderung des
Gesprächsverlaufs widersprechen und Schneiderhan und Wiehert stützen, antwortet
der Minister dem Staatssekretär, diesmal nicht mehr handschriftlich. Auch
fehlt das »lieber« in der Anrede und die Grüße sind nicht mehr »herzlich«,
sondern nur noch »freundlich«. Verbindlich im Ton bleibt der Minister dennoch.
Wicherts Brief veranlasse ihn zu dem Hinweis, »dass ich mit meiner
Entscheidung, Sie in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen, keineswegs eine
Beeinträchtigung Ihres Ansehens und Ihrer Integrität in der Öffentlichkeit
verbunden haben möchte«. Guttenberg bedauert ausdrücklich, dass Wiehert sich durch
die Veröffentlichung in den Medien zu Unrecht angegriffen fühle, und äußert
sein Verständnis, dass Wiehert dagegen seine Rechte geltend machen wolle. Der
Minister entbindet im Anschluss den Staatssekretär a. D. von seiner Pflicht
zur Verschwiegenheit, was das Gespräch am 25. November
angeht. Er erinnert daran, dass dabei keine Informationen an die Öffentlichkeit
gelangen dürften, die dem Wohle des Landes oder der Wahrnehmung der Aufgaben
der Bundeswehr schaden würden.
    So weit der weniger spektakuläre
Teil des Schreibens. Brisant sind zwei andere Sätze Guttenbergs. Erst schreibt
er, sein »bisheriges Verständnis« sei gewesen, dass über den Inhalt »unseres
persönlichen Gesprächs« keine Information der Öffentlichkeit erfolge. Dann
bekräftigt er das: »Ich für meinen Teil werde weiterhin an der Vertraulichkeit
festhalten, muss mir aber vorbehalten, meine Wahrnehmung des Gesprächs
darzustellen, sollte dies erforderlich werden.« Damit ist klar: Guttenberg
behauptet in zwei persönlichen Briefen an seinen ehemaligen Staatssekretär,
keine Informationen an Journalisten weitergegeben zu haben.
    An dieser Darstellung hat nicht
nur Wiehert von Anfang an schwere Zweifel. Doch bleibt sie lange Zeit
unwiderlegt. Erst als am 22. April 2010 die
Vernehmung des Zeugen Guttenberg im Untersuchungsausschuss schon viele Stunden
dauert und sich der Abend über Berlin senkt, wird sich daran etwas ändern. Das
ist im Übrigen der wohl interessanteste Moment des sich bis dahin mit nur
mäßigem Erkenntnis gewinn dahinschleppenden Untersuchungsausschusses. Der
SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Bartels will vom Minister wissen, woher
der »Spiegel« seine Darstellung der Geschehnisse am 25. November
habe. An dieser Stelle gerät der in den zurückliegenden Stunden gewohnt smart
und souverän agierende Guttenberg erstmals ins Schlingern. Auf Bartels' Frage,
ob die Schilderung des Nachrichtenmagazins richtig sei, rückt Guttenberg
vorsichtig von der bisher harten Festlegung ab, kein Wort über das Gespräch am 25. November
nach außen getragen zu haben. Nachdem Bartels ihm die entsprechende Passage aus
dem »Spiegel« vorgelesen hat, sagt der Minister: »Ich habe Ihnen doch vorhin
meine Wahrnehmung und meine Darstellung gegeben. Ich kann nur feststellen: So,
wie Sie es gerade vorlesen, so furchtbar weit sind die ja angesichts meiner
Darstellung, die ich Ihnen gegeben habe, nicht auseinander.«
    Das ist eine für Guttenberg
typische Szene. Der Mann, dessen Bild in der Öffentlichkeit von dem Eindruck
lebt, hier spreche endlich jemand klare Worte und drücke sich nicht in
Politikermanier

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