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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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Nachzügler. Wie sein
neun Jahre älterer Bruder Georg Enoch zu Guttenberg, an dem er sich
orientiert, ist auch Karl Ludwig zu Guttenberg als junger Mann ein flammender
Anhänger der Monarchie. Der große, dunkelhaarige und elegant gekleidete Mann
ist humorvoll, er pflegt die Ironie, auch sich selbst gegenüber, und er ist
notorisch unpünktlich, so dass sich Freunde und Bekannte wundern, wenn er
einmal doch zur verabredeten Zeit erscheint. Er liebt es, auszuschlafen, gut zu
essen, schätzt Zigarren und Wein. In München studiert er zwei Semester Jura,
wechselt dann zur Geschichte, macht aber zu Beginn des Studiums mehr
Hochschulpolitik, unter anderem in einer katholischen Studentenverbindung und
in einer Gruppe namens »Jungadel«. Selbstverständlich ist das für die jungen
Männer seiner Herkunft schon nicht mehr. Die absolute Treue zur Monarchie ist
auch unter den jungen bayerischen Adligen schon zur Ausnahme geworden - bei
einer Umfrage mochten sich 1926 nur noch
fünf Prozent ganz mit der Monarchie identifizieren. Guttenberg beendet das
Studium 1929 mit einer Dissertation über das
Bild Lenins in der zeitgenössischen deutschen Presse. Seine im selben Jahr
geschlossene Ehe mit der Österreicherin Therese Prinzessin zu Schwarzenberg
beschert ihm den Reichtum, der es gestattet, sich ganz seinen politischen und
geistigen Interessen zu widmen. Er erwirbt die Salzburg bei Bad Neustadt/Saale,
eine gewaltige, zum großen Teil verfallene Burganlage, wo die Familie
zeitweise lebte.
    Seit dem Sommer 1932 gibt er
die Zeitschrift »Monarchie« heraus. Nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten benennt er sie 1934 um in
»Weiße Blätter«. Die Zeitschrift, die an Interessenten verschickt wird, ist
konservativ und christlich geprägt und atmet allein dadurch den Hauch von Opposition,
wenn sie auch nicht offen gegen den Nationalsozialismus Stellung bezieht.
Einer der bekanntesten Autoren ist der Schriftsteller Reinhold Schneider. Um
die Zeitschrift entsteht eine Art Netz verschiedener Widerstandskreise.
    Auf der Suche nach Autoren für die
»Weißen Blätter«, in denen er selbst kein Wort veröffentlicht, lernt Karl
Ludwig zu Guttenberg den Diplomaten Ulrich von Hassel kennen, der Kontakte zum
militärischen Widerstand gegen Hitler hat. Hassel erreicht, dass Guttenberg 1940 in das
Oberkommando der Wehrmacht zur Abteilung Ausland/Abwehr unter Wilhelm Canaris
versetzt wird. Dort gibt es einen kleinen Kreis von Widerstandskämpfern, die
von Canaris gedeckt werden, wenn sie auch von den rund 13 000 Offizieren,
Beamten und Angestellten der Abwehr wohl nur etwa 50 Mann
ausgemacht haben dürften. Zu ihnen gehören unter anderen Hans Oster und Hans
von Dohnanyi, Justus Delbrück und Klaus Bonhoeffer, der Bruder des Theologen
Dietrich Bonhoeffer. Der Kriegsverlauf, aber auch seine häufigen Kontakte, ja
seine Freundschaft mit Dohnanyi, Oster und Delbrück sorgen da-
     
    In den letzten Kriegstagen von der
SS erschossen: Karl Ludwig zu Guttenberg, Widerstandskämpfer und Urgroßonkel
von Karl-Theodor zu Guttenberg
     
    für, dass der überzeugte Katholik
Guttenberg vom Gegner des Tyrannenmords zu dessen Befürworter wird. Guttenberg
baut Kontakte zu Regimegegnern wie Carl Goerdeler auf, er hat auch Beziehungen
zum Kreisauer Kreis, besonders eng ist hier die Verbindung zu James Graf von
Moltke; immer wieder bringt er verschiedene Leute aus dem katholischen und konservativen
Milieu zu ihm.
    Guttenbergs Art, auf Menschen
zuzugehen, ist ideal, um Leute und Kreise zu vernetzen; allerdings sind seine
Freunde nicht ohne Misstrauen, was seine Disziplin und Standfestigkeit angeht.
»Er hat schon sehr viel Charme, aber das Dumme ist, dass er einfach faul ist
und nicht die Energie hat, etwas durchzustehen«, schreibt etwa Moltke im Juni 1942 in einem
Brief an seine Frau Freya. Die Vielzahl seiner Kontakte zu verschiedenen
Kreisen des christlichen wie nationalkonservativen Widerstands führt dazu,
dass die Gestapo 1942 auf Karl Ludwig zu Guttenberg
aufmerksam wird, ihn mehrfach verhört. Anfang 1943 wird er
nach Zagreb, damals Agram, versetzt. Das führt jedoch nicht dazu, dass er sich
aus dem Widerstand zurückzieht. In Wien hat er Kontakt zu dem dortigen
Chef der Abwehr, Rudolf von Marogna-Redwitz, und auch zu Robert von Arenberg,
dessen Tochter seinen Neffen Karl Theodor geheiratet hat.
    Nach dem 20. Juli 1944 lehnt es
Karl Ludwig zu Guttenberg ab, sich einer drohenden Festnahme durch Abtauchen zu
entziehen; er fürchtet, dass seine

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