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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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wusste, dass nichts ihr passen würde.
    Einmal war sie mit Barry Gibb, dem ältesten der Bee-Gees-Brüder, in der Carnaby Street einkaufen gewesen. Barry war genauso alt wie Lola. Genau genommen war er vier Tage älter als sie. Sie kannten einander aus Australien, wohin die Gibb-Familie ausgewandert war, als Barry zwölf gewesen war.
    Barry Gibb hatte einen hellbeigen Anzug gefunden, der ihm gefiel. Er hatte ihn anprobiert und Lola gefragt, was sie davon hielt. Sie fand, dass er darin umwerfend aussah. Umwerfend war ihr neues Wort. Jeder in London schien es zu benutzen. Lola hatte versucht, es aus ihrem Vokabular zu streichen. In dem Wort lag eine Suggestion von Gewalt, die sie störte. Trotzdem sah Barry Gibb in dem Anzug umwerfend aus.
    »Du siehst fabelhaft aus«, sagte sie zu ihm.
    »In welchen Farben gibt es diesen Anzug?«, fragte Barry die Verkäuferin. Sie zeigte ihm den Anzug in drei weiteren Farben, in Blassblau, Blassrosa und gebrochenem Weiß. »Ich nehme alle«, sagte er. Lola war begeistert. Sie hatte noch nie jemanden en gros Kleidung kaufen sehen. Lola mochte Barry Gibb. Er war ruhig, freundlich und umgänglich. Er hatte etwas Solides an sich. Nicht körperlich solide, sondern seelisch, so als würde er nie etwas allzu Dummes oder Verrücktes anstellen.
    Lola wusste, dass Barry Gibb keine leichte Kindheit gehabt hatte. Mit zweieinhalb Jahren hatte er eine Tasse heißen Tee verschüttet und war mit schweren Verbrennungen für zwei Monate ins Krankenhaus eingeliefert worden. Als er wieder nach Hause kam, war er in sich gekehrt, weinte oft und wollte nicht sprechen. Er war drei, als die Zwillinge Robin und Maurice, die beiden anderen Bee Gees, geboren wurden. Die Familie war sehr arm. Eine Nachbarin beschrieb die drei Jungen als mager und immer hungrig.
    Lola war froh, dass Barry Gibb es sich heute leisten konnte, vier Anzüge auf einmal zu kaufen. Wahrscheinlich konnte er es sich leisten, viertausend Anzüge auf einmal zu kaufen. Lola fragte Barry Gibb, ob er fand, dass sie Cher bitten könnte, ihr ihre diamantbesetzten falschen Wimpern zurückzugeben.
    »Warum denn nicht?«, fragte Barry.
    »Ich glaube, es wäre mir zu peinlich«, sagte Lola.
     
    Lola glaubte nicht, dass sie auf die Idee kommen würde, Mick Jagger zu fragen, ob sie Cher bitten sollte, ihr die diamantbesetzten falschen Wimpern zurückzugeben. Mick Jagger hatte sein Telefonat beendet und saß wieder in seinem schwarzen Ledersessel. »Du wirst von so vielen jungen Leuten so sehr bewundert. Fühlst du dich dafür verantwortlich, ihnen ein Vorbild zu sein?«, fragte Lola ihn.
    »Verantwortlich, ihnen ein Vorbild zu sein?«, sagte Mick Jagger. Er wirkte verärgert. »Nein«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, so viel Einfluss haben, wie immer angenommen wird. Ich glaube, dass die Menschen sich viel eigenständiger eine Meinung bilden, als man ihnen zugesteht. Sie sind keine Schafe, die blindlings tun, was irgendein Popsänger sagt. Ich kann es nicht leiden, wenn Popstars Predigten über Drogen, Politik oder Religion halten. Ich fühle mich weder informiert genug noch verantwortungsvoll genug, um andere Menschen anzuleiten oder öffentliche Erklärungen abzugeben. Ich bin kein Bischof und kein Minister, ich will niemandem ein Vorbild sein. Ich bin auch kein großer Philosoph oder ein Schuldirektor. Ich bin Popstar.« Er hielt kurz inne. Er wirkte immer noch verärgert. »Meine Verantwortung betrifft allein mich selbst. Meine Verantwortung dem Publikum gegenüber besteht darin, in meiner Arbeit, meiner Musik so gut wie möglich zu sein. Meine Kenntnisse reichen nicht aus, um Vorträge zu halten oder alles besser zu wissen. Anders als andere Popstars propagiere ich keine religiösen Anschauungen. Anders als andere Popstars propagiere ich auch keinen Drogenkonsum.«
    »Propagieren? Meinst du damit unterstützen?«, sagte Lola.
»Ich dachte, propagieren hätte etwas mit Pflanzen zu tun. Nicht dass ich allzu gut über Pflanzen Bescheid wüsste«, fügte sie hinzu.
    »Ich benutze es in dem Sinne, dass man Erkenntnisse oder Ideen öffentlich verbreitet und unterstützt«, sagte Mick Jagger.
    Lola war peinlich berührt. »Englisch ist nicht meine Muttersprache«, sagte sie und kam sich albern vor, weil sie als kleines Kind Englisch gelernt hatte.
    »Dein Englisch ist extrem gut«, sagte Mick Jagger.
    Darin waren sich Mick Jagger und ihre Eltern einig, dachte Lola.
    »Was ist deine Muttersprache?«, fragte

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