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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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stellen.
    »Hast du viele Freunde?«, fragte Lola ihn.
    »Ich habe keine wirklich engen Freunde«, sagte er. »Es gibt Leute, mit denen ich mich treffe und mit denen ich rede. Aber enge Freunde, nein, das habe ich nicht.«
    Lola fragte sich, ob Cat Stevens einsam war. Sie selbst fühlte sich nicht einsam. Sie würde ihre Einsamkeit noch jahrelang nicht spüren. Sie würde sie nicht spüren können, bis sie mit einem Mann zusammenlebte, der ihr jeden Morgen und jeden Abend und häufig noch mehrere Male im Laufe des Tages sagte, dass er sie liebte. Und dann würde ihr diese Einsamkeit grenzenlos, gewaltig und unermesslich vorkommen.
    »Ich gehe nicht in Clubs«, sagte Cat Stevens. »Ehrlich gesagt, gefällt es mir dort nicht. Ich bin gerne zu Hause. Ich bin ein merkwürdiger Mensch. Schon als kleines Kind konnte ich mich nicht unter die anderen mischen. Ich war anders als die anderen Kinder.«
    »Wie hat sich dann der Ruhm auf dich ausgewirkt?«, fragte Lola.
    »Ich spüre ihn eigentlich nicht«, sagte er. »Wie ich schon sagte, ich war ein seltsames Kind, und die Leute zeigten mit dem Finger auf mich, starrten mich an und lachten. Vor kurzem dachte ich plötzlich: Gott, wie viele Menschen kennen eigentlich meinen Namen? Ein irrer Gedanke.«
    Lola konnte sich nicht vorstellen, was an Cat Stevens so seltsam gewesen sein sollte, dass die Leute mit dem Finger auf ihn zeigten, ihn anstarrten und lachten. Er wurde häufig als nervös beschrieben. Vielleicht war es das, worauf die Leute deuteten. Journalisten hatten geschrieben, dass er mit den Fingern auf seinen Knien trommelte, Kissen umarmte oder Servietten zerpflückte. Lola fand nichts davon seltsam.
    Lola erwähnte das Knietrommeln und fragte Cat Stevens, ob er nervös sei. »Ich höre das öfter, dass ich schlechte Nerven hätte«, sagte er. »Früher habe ich ständig auf meinen Knien herumgetrommelt und ein bisschen gezuckt, aber heute nicht mehr. Ich glaube nicht, dass ich nervös bin.«
    Sie fragte ihn, warum er seinen Namen geändert habe. Sie wusste, dass er nicht als Cat Stevens zur Welt gekommen war. »Kannst du dir vorstellen, dass die Leute nach einer Platte von Steven Demetre Georgiou fragen?«, antwortete er.
    »Vermutlich nicht«, sagte Lola. »Magst du Cat Stevens?«
    »Ich lerne ihn von Tag zu Tag besser kennen«, sagte er. »Ich freue mich darauf, alt zu werden. Es gibt so vieles, das man nicht versteht, solange man jung ist. Mit dem Alter kommt Weisheit, und Weisheit ist etwas Schönes.«
    Lola hatte noch nie darüber nachgedacht, Weisheit zu erlangen oder alt zu werden. Es kam ihr nie in den Sinn, über die Zukunft nachzudenken. Die Zukunft schien ihr in einem Nebel zu liegen. Woher sollte man wissen, ob man überhaupt eine hatte? »Denkst du oft an die Zukunft?«, fragte sie Cat Stevens.
    »Ja«, sagte er. »Eines Tages möchte ich in Griechenland ein Haus bauen.« Lola vermutete, dass nicht viele Achtzehnjährige darüber nachdachten, ein Haus zu bauen.
    »Wenn man ein halber Schwede und ein halber Grieche ist und in England lebt, fragt man sich irgendwann, wo man ei
gentlich zu Hause ist«, sagte er. »Vor zwei Jahren war ich in Griechenland, und seither träume ich davon, wieder dorthin zurückzukehren. Es ist ein großartiges Land. Eines Tages werde ich mir dort ein Steinhaus bauen. Mir gefällt die Vorstellung von Stein. Ich weiß nicht, warum. Ich werde eine Melonenpflanze haben, einen Bach, ein Tonbandgerät, ein Klavier, eine Gitarre und eine Flöte und mit meiner Frau für alle Zeiten dort leben.«
    Lola fand, dass das ein weitaus besseres Ziel war als abzunehmen. Sie fragte sich, ob Cat Stevens eine bestimmte Frau im Sinn hatte, mit der er in Griechenland leben wollte.
    »Denkst du daran, bald zu heiraten?«, fragte Lola.
    »Ich denke nie ans Heiraten. Trotzdem möchte ich einen Menschen verzweifelt lieben«, sagte er.
    Noch lange nachdem sie sich verabschiedet hatte, dachte Lola über Cat Stevens' Verlangen nach, einen Menschen verzweifelt zu lieben. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, jemanden verzweifelt zu lieben. In dem Wort ›verzweifelt‹ steckte eine Intensität, die Lola nicht mit Liebe in Verbindung brachte.
    Lola ging die Carnaby Street entlang. Sie kannte jedes Geschäft auf dieser Straße. Die Carnaby Street lag in Soho, wo viele Musikmanager, Publizisten und Musikproduzenten ihre Büros hatten.
    Außerdem lag dort das Epizentrum der Teenager-Modeindustrie. Lola versuchte nicht einmal, sich dort Kleidung zu kaufen. Sie

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