Lola Bensky
Beatles ein Interview zu ergattern, auch wenn eine Begegnung mit Paul McCartney keineswegs bedeutete, dass es ihr gelingen würde, mit ihm ein Interview zu verabreden. Aber um vier hatte sie ein Interview mit der Band Manfred Mann. Sie hatte ungefähr zwanzig Telefonate führen müssen, um dieses Interview zu vereinbaren. Manfred Manns »Semi Detached Suburban Mr. James« verkaufte sich immer noch gut,
und »Ha! Ha! Said the Clown« war bereits auf dem vierten Platz.
»Ich kann nicht«, sagte Lola. »Um vier habe ich ein Interview mit Manfred Mann.«
»Das ist schade«, sagte Mick Jagger.
Sie wusste, dass er damit meinte, dass sie Paul McCartney nicht treffen konnte, und nicht, dass sie Manfred Mann interviewen musste.
»Nochmals vielen Dank«, sagte sie.
Lolas Aufnahmegerät blockierte nach drei Vierteln des Interviews mit Manfred Mann. Einer von Manfred Manns Tourmanagern versuchte, es zu reparieren. Lola war nicht allzu besorgt. Was sie von der Gruppe wissen wollte, hatte sie größtenteils gehört. Auch wegen des Aufnahmegeräts machte sie sich nicht allzu viele Gedanken. Sie hatte ein Ersatzgerät in der Wohnung, die sie sich mit einer australischen Rockgruppe teilte, den Browns. Lola wusste nicht, warum sie sich The Browns nannten. Nicht einer der sechs Browns hieß tatsächlich Brown oder hatte braunes Haar, was statistisch gesehen unwahrscheinlich war.
Sie hatte Kopfschmerzen. Der Raum, in dem sie mit Manfred Mann saß, war klein und fühlte sich ein bisschen stickig an. Zu viel Zigarettenqualm und zu viele Männer auf zu engem Raum, dachte Lola.
Seit ihrer Ankunft in London schien sie von Männern umgeben zu sein. Da war zum einen die Tatsache, dass sie sich mit sechs von ihnen eine Wohnung teilte. Und dann waren da die Gruppen, die sie interviewte. Alles Männer. In den vergangenen drei Wochen hatte sie The Kinks interviewt, The Hollies, The Small Faces und die Spencer Davis Group. Keine dieser Gruppen hatte ein einziges weibliches Bandmitglied.
Lola war erleichtert gewesen, Cher zu sehen. Sie hatte Cher in ihrem Hotel noch einmal kurz interviewt. Für eine schwachsinnige neue Kolumne mit dem Titel »Wie ich es sehe«. Popstars gaben zu einem halben Dutzend Themen, die eigentlich Antworten in Novellenlänge erfordert hätten, zwei oder drei Sätze lange Statements ab. Zu Themen wie Liebe und Glück.
Sie hatte Cher nicht nach ihren Wimpern gefragt. Und Cher hatte sie nicht erwähnt. Sie hatte Lolas falsche grüne Wimpern bewundert, aber nicht darum gebeten, sie ausleihen zu dürfen. Lola dachte, dass es wahrscheinlich schwierig war, jemanden darum zu bitten, geliehene falsche Wimpern zurückzugeben. Noch schwieriger schien es, jemanden darum zu bitten, der einen Schrank voller Kleidung besaß, der ein ganzes Hotelzimmer einnahm.
Lola fiel auf, dass Sonny Cher keinen Moment aus den Augen ließ, als wäre er ihr Vater. Und Cher schien sich mit ihm abzustimmen, bevor sie eine Frage beantwortete. Sonny und Cher würden London bald verlassen. Sie waren eine Weile unterwegs gewesen. »Wenn ihr irgendwann ruhiger tretet und euch niederlasst, in welchem Teil der Welt wird das sein?«, fragte Lola Cher.
»Wir haben uns gewissermaßen schon niedergelassen«, sagte Sonny. »Wir haben ein Haus in Kalifornien. Wir haben noch keine Familie, aber wenn wir einen Teil der Arbeit erledigt haben, die noch auf uns wartet, werden wir eine Familie gründen.« Lola kam sich ein bisschen dämlich vor. Selbstverständlich hatten sie bereits einen festen Wohnsitz. Sie teilten sich keine Wohnung mit sechs Mitgliedern der Browns. Lola würde Cher in ihrem Haus in Los Angeles besuchen. Sie hoffte, dass sie dann vielleicht den Mut aufbrachte, sie zu bitten, ihr ihre falschen Wimpern zurückzugeben.
Der Rest von Manfred Mann hatte seine Sachen zusammengepackt und Lola mit Mike d'Abo, dem relativ neuen Leadsänger, allein gelassen, damit er ein paar australische Platten kommentierte, die Lola mitgebracht hatte. Mike d'Abo schien ganz nett zu sein. Lola hatte bereits Paul Jones interviewt, den Leadsänger, den Mike d'Abo ersetzt hatte.
Paul Jones galt als Bad Boy. Lola verstand nicht, was an ihm so böse war. Vielleicht galt er als böse, weil er Manfred Mann verlassen hatte, um eine Solokarriere zu beginnen. Oder weil er sehr direkt war. Er schien seine Gedanken nicht zu verpacken, um sie für die Öffentlichkeit gefälliger zu machen. Und er hatte viele Gedanken.
Sie hatten über Erziehung gesprochen. »Wenn die Leute
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