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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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interessante Wörter. Nein, es war nicht wohltätig oder fromm. Dem Chor habe ich gerne zugehört. Aber ich bin nie wieder hingegangen.«
    »Woran glauben Sie?«, fragte Lola.
    »Ich glaube nicht an Himmel oder Hölle«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt.«
    Renia Bensky hätte es ihm sagen können, dachte Lola.
    »Wir glauben alle an irgendetwas«, sagte Jimi Hendrix langsam, als läse er Lolas Gedanken. »Ich versuche, an mich selbst zu glauben. Falls es einen Gott gibt und Gott uns geschaffen hat, dann bedeutet an mich selbst zu glauben, dass ich an Gott glaube.«
    »Ich glaube nicht an Gott«, sagte Lola. »Ich wünschte, ich täte es.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Jimi Hendrix. Lola dachte, dass das wahrscheinlich stimmte.
    »Musik ist meine Religion«, sagte Jimi Hendrix. »Ich spiele, um zur Seele der Menschen vorzudringen.«
    Lola wusste, wie es sich anfühlte, wenn man zur Seele der Menschen vordringen wollte. Sie hatte sich früher immer gewünscht, direkt in die Menschen hineinzukriechen, die sie mochte, um ihnen so nahe zu sein wie nur möglich. Sie hätte es gerne geschafft, hinter die Barrieren aus Kleidung und sauberen Haaren und guten Manieren zu gelangen.
    »Sitzen Sie bequem?«, fragte Jimi Hendrix und zog ein Päckchen Kaugummi aus der Tasche.
    »O ja, ich sitze sehr bequem«, sagte Lola.
    »Sie haben sich noch gar nicht gerührt«, sagte er.
    Sie war überrascht. Ihr war nicht aufgefallen, dass er sie mit einer solchen Aufmerksamkeit beobachtete. Die meisten Rockstars waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass man einen Nervenzusammenbruch hätte erleiden können oder eine wilde Tanzeinlage hinlegen, ohne dass es ihnen aufgefallen wäre.
    Lola bewegte Kopf und Schultern, um weniger starr zu wirken. Sie schaute auf den Fußboden. Sie glaubte nicht, dass noch mehr Papierflöckchen zwischen ihren Schenkeln herausgefallen waren. »Ich sitze gerne still«, sagte sie.
    Jimi Hendrix lächelte. Es war ein entzückendes Lächeln. Ein Lächeln, wie man es auf dem Gesicht eines Chorknaben erwarten würde. Dieses Lächeln war Welten von dem Gesichtsausdruck entfernt, den er hatte, wenn er spielte, um zur Seele der Menschen vorzudringen. Man würde nicht glauben, dass dasselbe Gesicht, dieses friedvolle, nahezu sündenfreie Gesicht, in das sie gerade blickte, über so unterschiedliche und womöglich widersprüchliche Ausdrucksmöglichkeiten verfügte.
    Jimi Hendrix bot Lola einen Kaugummi an. »Nein danke«, sagte sie. Sie rutschte auf dem Hocker ein wenig zur Seite und versuchte, die Schenkel noch fester zusammenzupressen.
    »Waren Sie ein glückliches Kind?«, fragte sie ihn. Lola hatte das Gefühl, dass es viele Menschen gab, die als Kinder glücklich waren. Sie gehörte nicht dazu. Der Gedanke, dass sie die meiste Zeit unglücklich gewesen war, machte sie traurig. Es musste glückliche Tage gegeben haben. Sie konnte sich an glückliche Momente erinnern. Momente, wenn jemand, insbesondere ein Mann, Renia wegen ihrer Schönheit Komplimente gemacht hatte und sie damit zum Strahlen brachte.
Oder wenn Renia sich in einem neuen Kleid, das sie im Ausverkauf erstanden hatte, mit vor Aufregung gerötetem Gesicht glückselig im Spiegel betrachtete. Lola dachte, dass es wahrscheinlich viele Menschen gab, die ihre Kindheit für glücklich hielten. Für eine Aneinanderreihung glücklicher Tage. Vielleicht waren sie bei Picknicks mit Picknickkörben und Wolldecken gewesen. Vielleicht hatten ihre Mütter sie an der Hand gehalten und ihnen erlaubt, so viel Eis zu essen, wie sie wollten.
    »Ich war ein sehr schüchternes Kind«, sagte Jimi Hendrix. Lola glaubte ihm. Zumindest hier, in dieser Garderobe, abseits der Bühne, wirkte er schüchtern. »Mein Vater war sehr streng. Ich habe nie etwas gesagt, außer wenn ich angesprochen wurde. Meine Mutter hat eine Menge getrunken. Sie hat nicht auf sich aufgepasst. Trotzdem war sie eine tolle Mutter.«
    Lola fand nicht, dass eine Mutter, die trank und nicht auf sich aufpasste, sich besonders toll anhörte. Jimi Hendrix wirkte nachdenklich. »Meine Mutter und mein Vater haben sich immer viel gestritten. Ein paar Monate lang blieb alles ruhig, dann gab es erneut einen Krach, und ich wusste, jetzt muss ich mich wieder darauf vorbereiten, irgendwohin geschickt zu werden. Zu meiner Großmutter oder zu Freunden. Meine Eltern waren nicht allzu oft da. Sie ließen sich scheiden, als ich neun war.«
    Lola war traurig zumute. Jimi Hendrix tat ihr leid. Sie

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