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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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ist sensationell. Ruf mich nach Monterey an, dann können wir uns über deine Pläne unterhalten.«
    »Nach Monterey fahre ich nach Los Angeles«, sagte Lola. »Ich mache ein Interview mit Sonny und Cher in ihrem Haus.« Lola zögerte kurz. »Cher hat sich in London meine falschen Wimpern ausgeliehen«, sagte sie. »Es war mein bestes Paar, mit Diamanten besetzt. Ich konnte sie in London nicht von ihr zurückbekommen. Meinst du, ich kann Cher bitten, sie mir zurückzugeben, wenn ich sie in L. A. sehe?«
    »Warum denn nicht?«, fragte Lillian.
    »Weil ich mir albern vorkomme«, sagte Lola.
    »Frag sie einfach«, sagte Lillian. »Angeblich ist sie sehr nett. Ich habe gehört, dass sie in allem von Sonny abhängig ist. Das arme Ding.«
    Es fiel Lola schwer, jemanden, der einen so geschmeidigen Körper hatte wie Cher, eine solche Flut glatter dunkler Haare und ganze Schränke voller fantastischer Kleidung, für ein armes Ding zu halten. Vielleicht war Cher ja ein armes Ding. Lola hatte es auch gestört, dass Sonny sie nicht aus den Augen ließ und ständig Fragen beantwortete, die Lola eigentlich Cher gestellt hatte. Vielleicht sollte sie Cher ihre diamantbesetzten falschen Wimpern einfach überlassen.
    Lola sah Linda neben der Bühne auf dem Fußboden sitzen. Die Doors bauten auf. Linda fotografierte bereits. An den Tischen wurde es allmählich still. Die Doors begannen zu spielen. Nach einer halben Stunde mit den Doors hatte Lola Kopfschmerzen. Nicht nur wegen der Lautstärke der Musik oder weil ihr die provozierende Gleichgültigkeit und Selbstbezogenheit wie einstudiertes Theater vorkamen, sondern vor allem wegen Jim Morrison, der sie verstörte.
    Er war lang und dünn und wiegte sich beim Singen wie eine Schlange. Er hatte das sinnliche gute Aussehen eines Filmstars. Sein Mund schien dauerhaft zu schmollen. Seine blaugrauen Augen sahen aus, als wären sie nicht mit einem Herzen oder einer Seele verbunden. Im Kern hatte er etwas Totes, dachte Lola. Jim Morrison trug eine tiefsitzende schwarze Lederhose, die so eng saß, dass sie hätte aufgemalt sein können. Lola las später, dass er seine Hosen speziell anfertigen ließ, um seinen Schritt zu betonen. Jim Morrison leckte sich beim Singen die Lippen wie eine Schlange. Er wirkte angriffsbereit und unheilvoll. Und völlig ohne Verbindung zu allem, was ihn umgab.
    Lola war von ihrer Reaktion auf ihn überrascht. Das hatte sie nicht erwartet. Doch unzugängliche Menschen verstörten sie, und Jim Morrison wirkte vollkommen unzugänglich. Die Doors beendeten ihren Auftritt. »Das war ein unerträgliches Vergnügen«, sagte Lillian zu Lola.
    »Ein unerträgliches Vergnügen?«, fragte Lola. »Was war denn daran ein Vergnügen?«
    »Die Musik«, sagte Lillian.
    »Irgendetwas an Jim Morrison macht mich völlig fertig«, sagte Lola.
    »Glaubst du, es liegt daran, dass er wie hypnotisiert wirkt oder in Trance?«, fragte Lillian.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. Sie schien die Einzige zu sein, der Jim Morrisons Auftritt so zu schaffen machte. Die meisten im Publikum wirkten eher euphorisiert.
    Lola verstand, was an Jim Morrison so unwiderstehlich war. Seine Bewegungen auf der Bühne waren suggestiv, aggressiv und zügellos. Er war intensiv und arrogant. Er war düster, mürrisch und sexy. Er schrie und streichelte und würgte das Mikrofon. Er war wild und gefährlich. Hin und wieder
schlingerte und stolperte er blindlings über die Bühne, als könnte er jeden Moment hinfallen. Als wäre er mehr als nur ein bisschen außer Kontrolle.
    »Komm mit. Ich stelle euch einander vor«, sagte Lillian. Lola war ein paarmal mit Lillian im Max's Kansas City gewesen. Jedes Mal hatte Lillian, die dort jeden zu kennen schien, Lola als die beste Journalistin Australiens vorgestellt. Lola hatte dann immer peinlich berührt darauf bestanden, dass sie alles andere als Australiens beste Journalistin sei. Bis zu dem Abend, als Andy Warhol mit seinem kreideweißen Gesicht Lola anstarrte und sagte: »Sei nicht so bescheiden, so großartig bist du nicht.« Später hörte Lola, dass dieser Spruch Golda Meir zugeordnet wurde, doch auch wenn es sich nicht um ein Original von Andy Warhol handelte, tat er seinen Dienst. Fortan hielt Lola den Mund und ließ Lillian ihre Größe verkünden.
    In der lärmenden Meute der Exhibitionisten, die sich im Max's Kansas City versammelten, war Andy Warhol eine der schrägsten Figuren. Die dortige Bar war der Ort, an dem Lillian Abend für Abend Hof hielt, sofern

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