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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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entwischte Nigger, dann rannte Edek hinter ihm her, die Nicholson Street in North Carlton entlang, und rief: »Nigger, Nigger, komm zurück sofort.« Edek hatte keine Ahnung, was das Wort Nigger bedeutete. Renia und Lola auch nicht. Als Lola Jahre später herausfand, dass Nigger ein abfälliger, rassistischer Ausdruck war, war sie entsetzt. Glücklicherweise hatte Nigger bis dahin den Postboten, den Milchmann, den Arzt und mehrere Passanten gebissen und musste zurück ins Tierheim gebracht werden.
    »Kanntet ihr euch in Australien?«, fragte Linda.
    »Lola war noch im Kindergarten, als ich nach New York gezogen bin«, sagte Lillian.
    Lola lachte. Sie wusste, dass Lillian seit ungefähr sechs Jahren in New York lebte. »Ich glaube, da kam ich gerade auf die Highschool«, sagte Lola.
    »Genau, während ich Rock Hudson interviewt habe, warst du ein braves kleines Schulmädchen«, sagte Lillian.
    »Ich weiß nicht, ob ich so brav war«, sagte Lola. »Sie haben
mich ständig rausgeworfen. Vor allem aus Französisch und Deutsch.«
    »Sie haben dich rausgeworfen?«, sagte Lillian. »Mich auch. Aus Französisch und Mathe, und ständig aus Latein. Ich habe zu viele Fragen gestellt, und Mädchen sollten keine Fragen stellen. Der Lateinlehrer warf mich raus, bevor der Unterricht überhaupt begonnen hatte. Ich musste nach draußen gehen und mich auf die Veranda setzen.«
    »Die obere Hälfte der Klassenzimmerwände war zum Flur hin verglast, und ich bin immer unterhalb der Fenster entlanggekrochen, um zu den Klassenzimmern der Jungen am anderen Ende des Flurs zu gelangen«, sagte Lola. »Dort war immer ein Junge, der ebenfalls rausgeflogen war, mit dem ich reden konnte.«
    »Warum wurdest du rausgeworfen?«, fragte Linda.
    »Weil ich zu viel geschwatzt habe, denke ich«, sagte Lola. »Ich habe nichts Schlimmes angestellt. Die meiste Zeit habe ich mir überlegt, was ich zu Mittag essen wollte.«
    »Hey, ihr beide wart dazu bestimmt, euch kennenzulernen«, sagte Linda. »Ihr seid beide Australierinnen, beide Journalistinnen, beide dick, und beide wurdet ihr aus dem Unterricht geworfen.«
    Lola hätte Linda am liebsten einen Tritt versetzt. Auch wenn alles stimmte, was sie gesagt hatte, war es trotzdem gemein. Dabei glaubte sie nicht, dass Linda gemein war. Sie war nur ein wenig zu direkt. Ehrlicher als nötig.
    »Du hast vergessen, dass wir außerdem beide polnische Jüdinnen sind«, sagte Lillian.
    Linda wollte gerade etwas erwidern, als sie unmittelbar neben der Bühne Jim Morrison entdeckte. Sie rannte zu ihm. Zwischen den beiden lief etwas, so viel war klar. Linda fuchtelte mit den Armen und wurde rot. Jim Morrison wandte
ihr die halbe Zeit den Rücken zu. Linda sah aus, als würde sie Jim Morrison anflehen, obwohl Linda nach Lolas Meinung nicht der Typ war, der jemanden anflehte. Jim Morrison schaute ins Leere. Er sah nicht aus wie jemand, der für ein Flehen jeglicher Art empfänglich war.
    »Sie haben etwas miteinander«, sagte Lillian.
    »Was immer es war, was sie miteinander hatten, ich würde mal sagen, sie haben es nicht mehr«, sagte Lola.
    Lillian lachte. »Ich glaube, du hast recht«, sagte sie. »Linda wird sich das nicht gefallen lassen. Andererseits, wahrscheinlich hat sie sich gern so einiges von ihm gefallen lassen.«
    »Ich fürchte, damit ist es vorbei«, sagte Lola.
    Inzwischen schüttelte Jim Morrison den Kopf. Und Linda sah ein bisschen weinerlich aus. Sie tat Lola leid. Sie wirkte bedrückt. Aber Lola kannte Linda gut genug, um zu wissen, dass sich das schnell wieder ändern würde.
    »Kommst du noch einmal nach New York, wenn du in Los Angeles alles erledigt hast?«, wollte Lillian von Lola wissen.
    »Wenn ich in Los Angeles alles erledigt habe, werde ich über ein Jahr von zu Hause fort gewesen sein«, sagte Lola.
    »Melbourne ist zu klein für dich, um auf Dauer dort zu leben«, sagte Lillian. »Du kannst Melbourne gelegentlich einen Besuch abstatten, aber nicht dort bleiben. Denk darüber nach. Ich meine das wirklich ernst.«
    Melbourne kam Lola gar nicht so klein vor. Wenn auch weit entfernt. Weit entfernt von allem. Sie versuchte, das Thema zu wechseln. »Weißt du, wer alles in Monterey spielt?«, sagte sie zu Lillian. »Das Line-up ist unglaublich. The Mamas and the Papas, The Who, Simon and Garfunkel, Jefferson Airplane, Jimi Hendrix, Otis Redding, Ravi Shankar und so weiter.«
    »Ich weiß«, sagte Lillian. »Und eine Band namens Big
Brother and the Holding Company. Ihre Sängerin, Janis Joplin,

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