Lola Bensky
schon in Bands gespielt, als er noch sehr jung gewesen war. Er spielte mit Steve Marriott and the Moments, bevor Steve Marriott mit ein paar Leuten von den Moments The Small Faces gründete. »Ich mag keine kleinen Flugzeuge«, sagte Lola zu John Weider. »Sie machen mich nervös.«
»Bist du jüdisch?«, fragte John Weider. Lola lachte.
»Hältst du mich für jüdisch, weil ich nervös bin?«, fragte sie.
»Vielleicht«, sagte er.
»Ich bin sehr jüdisch«, sagte sie.
»Ich bin ebenfalls jüdisch«, sagte John Weider.
»Das dachte ich mir«, sagte Lola. »Wegen der Violine.«
»Ich habe neun Jahre lang klassische Geige studiert, von sieben bis sechzehn«, sagte er. »Ich habe auch Gitarre und Bass gelernt.«
John Weider trug einen großen Afro. Sie vermutete, dass er Naturlocken hatte, obwohl er aus England kam, wo immer mehr Männer sich Dauerwellen machen ließen. Juden hatten häufig lockiges Haar, hatte Lola festgestellt. Mama Cass, Linda Eastman und Lillian Roxon schienen die Ausnahmen von der Regel zu sein.
Lola wollte John Weider gerade fragen, ob seine Eltern etwas dagegen hatten, dass er in einer Rockband spielte, als das Flugzeug einen gewaltigen Satz nach rechts machte. Lola klammerte sich an ihren Sitz. Niemand sonst wirkte erschrocken. Ravi Shankar sah genauso friedvoll aus wie beim Sitarspielen. Eric Burdon schlief immer noch. Es fühlte sich an, als stieße das Flugzeug gegen feste Luftmassen. Lola wurde ein wenig übel. Sie hoffte, dass ihre Sonnenbrille ihre Übelkeit verbarg.
»Bitte vergewissern Sie sich, dass Sie angeschnallt sind und dass Ihr Gurt fest angezogen ist«, sagte der Kapitän. »Die Turbulenzen werden in etwa zwei Minuten vorbei sein, und kurz darauf landen wir in Los Angeles.« Lola sah zu Ravi Shankar hinüber. Er wirkte jetzt ein wenig grün im Gesicht, dachte sie. Sie lächelte ihm zu. Er lächelte zurück.
Sie war sich nicht sicher, ob noch genügend Zeit dafür war, John Weider zu fragen, was seine Eltern davon hielten, dass er in einer Rockband spielte. Sie schaute aus dem Fenster. Sie setzten gerade zur Landung an.
7 Mama Cass hielt einen großen, glänzenden, leuchtend grünen Granny-Smith-Apfel in der Hand. Lola, die gekommen war, um The Mamas and the Papas zu interviewen, fragte sich, warum Mama Cass mit einem Apfel in der Hand herumlief. Vielleicht plante sie ebenfalls, eine Diät zu machen, wie Lola. Mama Cass war in ihrem neuen gelben Aston Martin soeben im Haus von John und Michelle Phillips in Bel Air, Los Angeles, angekommen. Denny Doherty war noch nicht da. Vielleicht war er noch in Laurel Canyon in seinem Haus, das einst der Schauspielerin Mary Astor gehört hatte.
Johns und Michelles spektakuläres Haus an der Bel Air Road hatte früher Jeanette MacDonald gehört, die zusammen mit Nelson Eddy und Maurice Chevalier in vielen Hollywood-Musicals aufgetreten war. Das Haus lag in einem hektargroßen, sorgfältig bepflanzten, terrassenförmig angelegten Garten. Es gab Bäume und Büsche und Blumen, eine Weinrebe, einen Rosengarten und einen Springbrunnen. Ein Pfad führte vom Haus zu einem Swimmingpool mit geschwungenen Rändern. Neben dem Pool stand eine kleinere Version des Haupthauses. Es verfügte über ein Wohnzimmer, einen offenen Kamin, ein Schlafzimmer, ein Bad und eine Küche. Es gab auch Stallungen, die Jeanette MacDonalds Mann gebaut hatte, um ihre Pferde unterzubringen. Passend zum Haus besaßen John und Michelle einen Rolls-Royce Tourer Baujahr 1932, eine Rolls-Royce Limousine, Baujahr 1932, und einen 1957er Rolls-Royce Silver Cloud.
Lola fand das Haus und die Autos ein wenig überwältigend. Allerdings fand Lola ganz Los Angeles ein wenig überwältigend. Es gab schlicht zu viel davon, und alles war meilenweit voneinander entfernt. Cornflakes und Milch gab es im Supermarkt nur in Großpackungen. Sechzehnjährige fuhren riesige Limousinen. Und die Polizisten waren lange nicht so nett wie die in New York. Ihre Pistolen und ihre Mienen wirkten bedrohlich.
Lola hatte einen gebrauchten VW gemietet. Vor zwei Tagen war sie von einem Polizisten am Wilshire Boulevard angehalten worden, als sie versucht hatte, sich zwischen namenlosen, einander gespenstisch ähnlich sehenden Straßen zurechtzufinden. Er fragte sie nach ihrem Führerschein oder Pass. »In Australien muss man seine Papiere nicht bei sich führen«, sagte sie.
»Sie sind nicht mehr in Australien, Miss«, sagte er. »Ich könnte Sie auf der Stelle festnehmen.«
Lola wollte nicht
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