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Lola Bensky

Lola Bensky

Titel: Lola Bensky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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der Stoffmengen, die nötig waren, um Mama Cass' Körper zu verhüllen.
    Mama Cass' Stimme schwang sich empor und schwebte durch die Luft. Mama Cass schaukelte im Takt der Musik hin und her. Die Teile ihres Körpers, die zu dick waren, um sich im Rhythmus zu bewegen, folgten ein paar Sekunden später, als wären sie unabhängig von ihr. Lola hätte am liebsten geweint. Es machte sie traurig zu sehen, wie viel von sich selbst Mama Cass bei jeder Bewegung heben und zur Seite wuchten musste.
    Michelle Phillips dagegen bewegte sich mühelos. Als Denny Doherty ein paar Solozeilen sang, warf sie ihm bewundernde Blicke zu. Michelle war in Denny verliebt gewesen. Mama Cass war noch immer in Denny verliebt. Mama Cass war schon seit langer Zeit in Denny verliebt. Denny flirtete mit Mama Cass, doch hinter dem Flirt verbargen sich keine tieferen Absichten, hatte Lola gehört.
    Denny und Michelle hatten eine Affäre gehabt. Michelle hatte versucht, ihrem Mann John Phillips zu sagen, dass sie Denny sehr attraktiv fand, doch John hatte es als lächerlich abgetan, dass zwischen Michelle und Denny etwas passieren könnte.
    Mama Cass hatte geweint, als sie von der Affäre zwischen Michelle und Denny erfuhr. Es war Denny, der es ihr sagte. Er erzählte es auch John. John und Michelle trennten sich vorübergehend. John zog aus und teilte sich mit Denny ein Haus, nachdem der sich so halb bei ihm entschuldigt hatte. John und Michelle versöhnten sich, doch ihre Versöhnung war nicht von Dauer. Michelle wurde aus der Band ausge
schlossen. John schrieb einen Brief, um ihr mitzuteilen, dass sie aus der Gruppe ausgeschlossen sei, und auch Denny und Mama Cass unterschrieben. Drei Monate später wurde Michelle von der Gruppe gebeten, wieder mitzumachen.
    Auch John und Michelle kamen wieder zusammen. Sie waren derzeit ein Paar, und die Melodien von »California Dreaming«, »Monday, Monday« und »Dream A Little Dream of Me« waren überall auf dem Monterey Festival zu hören, wo die Menschen in Liebe zusammenkamen, um glücklich zu sein und frei und Blumen zu tragen.
     
    Lola flog von Monterey nach Los Angeles. Sie hatte dort Termine für Interviews mit The Mamas and the Papas und mit Sonny und Cher. Außerdem hoffte sie auf ein Interview mit den Byrds. Das Flugzeug, mit dem sie flog, war ein sehr kleines Flugzeug. Es war ein kurzer Flug, doch Lola mochte keine kleinen Flugzeuge. Sie kam sich darin vor wie in einer Blechdose oder einem Suppentopf, der sich scheppernd durch die Troposphäre bewegte.
    Sie war schon einmal mit einem kleinen Flugzeug geflogen, in Melbourne. Die Passagiere hatten sich alle auf einer Industriewaage wiegen lassen müssen, ehe sie an Bord durften. Lola war entsetzt gewesen bei dem Gedanken, sich vor allen anderen Passagieren auf die Waage zu stellen. Noch entsetzter war sie bei dem Gedanken, dass sie zu schwer sein könnte, um an Bord gelassen zu werden.
    »Ich habe kein Gepäck«, sagte sie in dem Bemühen, leichter zu erscheinen, zu dem Mann, der die Waage bediente. »Bitte sagen Sie mir nicht, wie viel ich wiege«, fügte sie hinzu.
    »Das Flugzeug ist nicht voll«, sagte er. Lola verstand das so, dass man sie vielleicht nicht mitgenommen hätte, wenn das Flugzeug voll gewesen wäre. Zu ihrer Erleichterung wur
de niemand aufgefordert, sich für den Flug von Monterey nach Los Angeles wiegen zu lassen.
    Die einzigen anderen Passagiere dieses sehr kleinen Flugzeugs waren Eric Burdon and the Animals und Ravi Shankar. Ravi Shankar war sehr still. Und nicht sonderlich freundlich zu Lola. Sie fragte sich, ob er wissen konnte, dass sein Spiel sie ungeduldig und nervös gemacht hatte. Er wirkte sehr spirituell, wie ein Mensch, der manches einfach wusste, ohne es selbst zu erleben. Wie ein Mensch, der vielleicht über einen sechsten Sinn verfügte. Lola kam zu dem Schluss, dass sie eigentlich nicht an einen sechsten Sinn glaubte und dass Ravi Shankar entweder müde war oder einfach für sich bleiben wollte. Sie rückte ihre Sonnenbrille zurecht. Sie trug eine neue Sonnenbrille, die sie sich in Monterey gekauft hatte. Sie fand, dass sie damit interessant aussah. Sie behielt sie im Flugzeug auf, obwohl es im Innenraum des Flugzeugs ziemlich düster war.
    Noch bevor das Flugzeug seine Flughöhe erreicht hatte, schlief Eric Burdon tief und fest. Ihn machten kleine Flugzeuge eindeutig nicht nervös, dachte Lola. Lola saß neben John Weider, dem Leadgitarristen und Violinisten der Animals. John Weider war in Lolas Alter. Er hatte

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