Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
Vom Netzwerk:
Aber Freitag abend hatte er ihn in den sicheren Tod geschickt, so als hätte er … lieber Gott, er hatte ihn umgebracht, bei der Heiligen Jungfrau Maria, er hatte zugelassen, daß das, was er am meisten auf der Welt liebte, zerfetzt und verstümmelt und…
    Carella dämmerte es.
    … in Stücke gerissen wurde, er hätte in dem Augenblick dazwischengehen sollen, in dem ihm klar wurde… Hawes auch.
    … wie es enden würde. In dem Augenblick, in dem er sah, daß der andere Vogel stärker war, hätte er den Kampf abbrechen, in den Ring steigen und seinen Kampfhahn den rasiermesserscharfen Stahlkrallen des größeren, stärkeren Gegners entreißen sollen. Aber nein, er hatte nur entsetzt zugesehen, schließlich die Hände vors Gesicht geschlagen und laut geschrien, wie eine Frau, als der arme Diablo getötet wurde.
    »Ich habe ihn umgebracht«, sagte er erneut.
    Und dann gestand er, daß er von Anfang an den Verdacht gehabt hatte, daß der andere Vogel mit Steroiden behandelt worden war, allein seine Größe, ein Geier gegen ein Hühnchen. Der arme tapfere Diablo sei wie der Champion, der er war, in den Ring stolziert, habe gegen den übermächtigen Gegner gekämpft. Und sein Leben gegeben.
    »Ich war gierig«, sagte Santiago. »Ich hatte zehntausend Dollar auf ihn gesetzt, ich dachte, er könnte gewinnen, das ganze Blut, so viel Blut, überall auf seinen Federn, madre de Dios! Ich hätte versuchen müssen, das Gemetzel zu stoppen. Es gibt Besitzer, die während eines Kampfes in den Ring springen, gegen den Protest des Schiedsrichters, es gibt da strikte Regeln, müssen Sie wissen, aber sie brechen diese Regeln, sie retten ihre geliebten Vögel. Ich war gierig, und ich hatte Angst, die Regeln zu brechen, und so ließ ich ihn sterben. Ich hätte sein Leben retten können, ich hätte ihn retten müssen; Maria, Mutter Gottes, vergib mir, ich habe ein unschuldiges Leben genommen.«
    »Und was haben Sie sonst noch genommen?« fragte Carella.
    Denn hier ging es noch immer um einen Revolver und eine tote alte Frau, und nicht um einen zerfetzten Hahn. Hähnchen kamen jeden Sonntag auf den Mittagstisch.
    »Genommen?« fragte Santiago betrunken. »Wovon sprechen Sie?«
    »Sie haben Diablo in einer Limousine zu dem Kampf gefahren, stimmt’s?«
    »Er war ein Champion!«
    »Sie haben einen schwarzen Caddy gestohlen…«
    »Ich habe ihn mir nur geliehen!«
    »… von der Tankstelle Bridge Texaco. Eine Limousine …«
    »Ich habe sie zurückgebracht!«
    »… die einen neuen Motor brauchte.«
    »Er war ein Champion!«
    »Er war ein Vogel, der zu einem Kampf mußte.«
    »Ein Held!«
    »Der den ganzen Rücksitz versaut hat.«
    »Versaut? Das waren die Federn eines Champions! Diabios Federn!«
    Und Diabios Scheiße, dachte Hawes.
    »Wie hätte ich es ertragen können, sie auch nur anzufassen?« fragte Santiago und fing wieder an zu weinen. Er setzte die Flasche an, aber sie war leer. Er wischte sich mit dem Ärmel des pinkfarbenen Sweaters die Nase ab.
    »Haben Sie im Handschuhfach des Wagens einen Revolver gefunden?« fragte Carella.
    »Nein. He, nein. Nein.«
    »Haben Sie gewußt, daß im Handschuhfach ein Revolver lag?«
    »Nein. Was für ein Revolver? Ein Revolver? Nein.«
    »Ein .38er Smith & Wesson.«
    »Nein, das habe ich nicht gewußt.«
    »Sie haben die Waffe nicht gesehen, was?«
    »Nein.«
    »Sie haben nicht gewußt, daß sie im Handschuhfach lag?«
    »Nein.«
    »Das ist gut, Jose. Denn die Waffe wurde bei einem Mord verwendet…«
    »Ein Mord? Nein.«
    »Ganz genau, ein Mord.«
    »Und wenn wir die Waffe mit Ihnen in Verbindung bringen können…«
    »Sollten also zum Beispiel Ihre Fingerabdrücke auf dieser Waffe sein…«
    »Ich habe niemanden mit dieser Waffe erschossen.«
    »Ach? Sie kennen also die Waffe, von der wir sprechen, was?«
    »Ich kenne sie, ja. Aber…«
    »Haben Sie sie aus dem Handschuhfach gestohlen?«
    »Ich habe sie mir geliehen.«
    »So wie Sie sich die Limousine geliehen haben, was?«
    »Ich habe mir die Limousine geliehen. Und den Revolver habe ich mir auch geliehen.«
    »Warum?«
    »Um den Vogel abzuknallen, der Diablo getötet hat.«
    »Das war also nach dem Kampf.«
    »Si.«
    »Sie haben die Waffe nach dem Kampf aus dem Auto geholt.«
    »Si. Um den Vogel abzuknallen.«
    »Und haben Sie den Vogel erschossen?«
    »Nein. Die Cops tauchten auf. Ich war auf dem Weg zurück zum Kino, als ich überall Cops sah. Also bin ich wieder zum Parkhaus gelaufen.«
    »Mit der Waffe.«
    »Si, mit der Waffe.«
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher