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Long Reach

Long Reach

Titel: Long Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cocks
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zählt.« Er zog eine Rolle Banknoten aus der Tasche und reichte sie mir. Euro, alles zusammen sicher ein Tausender. »Denk dran, was ich gesagt habe.«
    Ich lehnte das Geld ab, aber er legte den Arm um meine Schulter wie ein großzügiger Onkel und schob mir die Scheine in die Tasche. »Das mit den Bildern hast du gut gemacht«, sagte er.
    »So gut nun auch wieder nicht«, meinte ich und versuchte, das Geld in seine Hemdtasche zurückzubugsieren.
    »Nicht der Rede wert.« Er gab es mir wieder. »Man muss alle bei Laune halten.«

Dreiundfünfzig
    Donnie schwitzte wie ein Schweinebraten. In den letzten Wochen hatte er nur eine einzige Aufgabe gehabt: ständig hinter Jason herzuputzen und das Chaos zu beseitigen, das er anrichtete. Zum Kotzen. Und jetzt war Donnie schon wieder unterwegs, Punkt Mitternacht, um die Scheiße wegzuräumen, die Jason hinterlassen hatte.
    Der Bursche war komplett durchgedreht. Am Tag nach dem Kampf hatte es einen Mordsfamilienkrach mit Tommy und Cheryl gegeben. Die beiden hatten einen Tobsuchtsanfall hingelegt, weil er sie so blamiert hatte. Das Schauspiel, das er geliefert habe, hätte sie alles andere als stolz gemacht. Tommy war sogar so weit gegangen zu sagen, Jason sei nicht mehr sein Sohn. Donnie und Dave hatten sich unbehaglich im Hintergrund rumgedrückt. Dass die Familie vor ihren Augen Schmutzwäsche wusch, war noch selten vorgekommen. Für Donnie ein eindeutiges Zeichen, dass der Alte nicht mehr alles im Griff hatte. Der Boss schien kurz davor hinzuschmeißen.
    Nie zuvor hatten sie erlebt, dass Tommy Kelly sich mit Problemen dieser Art herumärgern musste, aber vorher
hatte er eben auch noch keinen zwanzigjährigen Sohn gehabt, der an seinem Thron wackelte. Sein eigen Fleisch und Blut, das auf einmal die Muskeln spielen ließ. Bis eben noch war Jason der Kleine gewesen, aber seit letztem Jahr versuchte er ständig, in der Firma Fuß zu fassen. Und dem Alten gefiel das gar nicht. Jason schien zu glauben, dass er das Unternehmen erben würde, Tommy sah das nicht so.
    Genauso wenig wie Cheryl, oder anscheinend überhaupt irgendwer. Donnie wusste, dass sie ihre Kinder am liebsten gar nicht mit dem Geschäft in Berührung kommen lassen wollte. Das war auch nicht notwendig. Tommy hatte genug beiseitegeschafft, um es ihnen bis ans Ende ihrer Tage gemütlich zu machen. Alles investiert, in Stiftungen angelegt und sorgfältig gewaschen von Saul Wynter.
    Donnie leugnete keineswegs, dass sie inzwischen alle etwas zu alt für das Spiel wurden. Tommy war in den Mittfünfzigern, Saul Ende vierzig. Dave und er wurden langsam etwas morsch in den Knochen und lebten in der Hoffnung, dass ihr Pensionsplan ein paar Hunderttausend Pfund cash und eine Bar in Palma Nova vorsah. Solange vorher keiner Scheiße baute.
    Donnies Gedanken schweiften ab zu jenem Sommer auf Malle, damals, nachdem sie sich um Tommys Bruder Patsy Kelly gekümmert hatten, in Südspanien. Dort unten hatte Donnie damals seine Ersparnisse auf die hohe Kante gelegt, sorgfältig durch verschiedene Kanäle gefiltert, die Saul eingerichtet hatte. In Sachen Geld war der Typ ein echtes Genie, da waren sich Dave und Donnie einig. Normalerweise hätte Donnie sich die Scheine einfach in die Matratze gestopft. Er träumte sich an den Strand mit einem großen, kalten San
Miguel und einem Teller Calamadingsda, Wellenrauschen, einer dieser netten, spanischen Schnitten   …
    Das Platschen der Regentropfen auf den schmierigen Südlondoner Straßen riss Donnie unsanft vom Strand zurück. Bis es so weit war, gab es noch ordentlich zu tun. Irgendein Dreck zum Auffegen. Tommy hatte gemeint, es sei an der Zeit, den Laden auf Vordermann zu bringen. Donnie stieg in die Bremse, als die Radarfalle bei Lee Green näher kam. Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretungen und Fotos aus Radarfallen waren bei Tommy echte Todsünden. Er machte einen Schlenker über den Kreisverkehr bei Lewisham, runter Richtung New Cross, um Paulie Dolan vom Harp Club abzuholen, bevor es an die Arbeit ging.
     
    Tommy hatte mir gesagt, ich solle mir nach unserer Reise ein paar Tage freinehmen. Ich spürte, dass irgendwas Geschäftliches im Busch war. Etwas, das mich nichts anging.
    Wieder auf heimischem Boden war ich zunächst nur erleichtert, dass ich es lebend zurückgeschafft hatte, ohne aufzufliegen, doch dann wurde mir klar, dass ich es beinahe genossen hatte. Es war eine Art Urlaub gewesen. Einfach einer, zu dem gefälschte Gemälde, Kokainschmuggel und Verbrecher aus

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