Lord Tedric 01 - Lord Tedric
In ihm lodert der Zorn. Vier Monde ist es jetzt her, seitdem er Sarpediums Burg erreichte, doch der schwarze Zauberer war verschwunden. Nun sucht er ihn überall, hält sein Schwert immer griffbereit. In des Zauberers Burg hat er die Schrecken der schwarzen Magie kennengelernt, sie haben ihn, einen einfachen Mann, in einen Racheengel verwandelt.
Er springt auf und ruft in die erstarrte Menge: »Ich werde alle Zauberer töten! Ich werde sie vernichten!«
Tedric hockte sich mit seinem großen Körper in eine Ecke des Raumes, den er mit Nolan teilte, und versuchte, mit Hilfe einer Metallfeile eine Markierung auf seinem Schwert einzuritzen. Durch das gemeinsame Leben an Bord der Adlerauge hatte sich zwischen beiden Männern eine gute Freundschaft entwickelt.
Die Uhr an der Wand über Tedrics Kopf zeigte 23.25 Uhr Bordzeit, als sich die Tür öffnete. Tedric legte das Schwert über die Knie und beobachtete Phillip Nolan, der gerade hereinstolperte. An seiner gebückten Haltung, den hängenden Armen und dem grauen, übermüdeten Gesicht konnte man leicht erkennen, daß er wieder ein paar endlose Stunden unerträglichen Spezialdienstes hinter sich hatte.
Assistenzsteward Keller III., der Tedric das Werkzeug herausgesucht hatte, sprang auf, um Nolan zu stützen.
»Danke, ich schaffe es schon.« Nolan winkte Keller beiseite, taumelte auf die untere Koje zu und schaffte es irgendwie, sich sicher hineinzurollen. Erleichtert seufzte er auf, rieb sich die Augen und sagte müde: »Also haben wir endlich unser Ziel erreicht, wenn ich richtig gehört habe.«
Keller, der immer noch in Hab-Acht-Stellung neben dem Bett stand, nickte.
»Um 19.27 Uhr Bordzeit ist die Adlerauge in den Normalraum zurückgekehrt und umfliegt nun den Reichsplaneten Evron 11.«
»Den Sternen sei Dank.« Nolan schloß die Augen. »Vielleicht bekomme ich jetzt etwas mehr Ruhe.«
»Ist es das, was du willst, Phillip?« In seiner Ecke hatte Tedric seine Tätigkeit wieder aufgenommen.
»Weißt du vielleicht etwas, was ich noch nicht weiß?«, fragte Nolan, wobei in seiner Frage ein neu erwachtes Interesse mitschwang. »Ich habe zufällig gesehen, daß du mit Carey gesprochen hast.«
»Wir hatten eine Diskussion miteinander.« Prüfend betrachtete Tedric die Spitze seines Schwertes und drückte seinen Daumen dagegen. Ein roter Blutstropfen quoll daraus hervor, und Tedric nickte befriedigt. »Ich habe versucht, ihm beizubringen, daß sein Verhalten dir gegenüber nicht nur falsch ist, sondern auch gegen die Korpsregeln verstößt.«
»Hat er sofort gelacht oder erst später?«
»Er lachte überhaupt nicht.«
Nolan runzelte die Stirn. Mit einer Handbewegung schob er Keller, der ihm die Sicht versperrte, beiseite. »Ich habe dich nie gebeten, Tedric, dich für mich als Fürsprecher zu betätigen.«
»Das habe ich auch nicht getan, nicht wirklich.« Er erhob sich, schob das Schwert in die Scheide zurück und lehnte es gegen die Wand. Dann ging er zu Nolan hinüber. »Ich war nur der Meinung, daß eine ordentliche Nachtruhe deinem Stolz keinen Abbruch tun würde.«
»Vielleicht hast du recht«, antwortete Nolan.
»Und Carey hat zugestimmt.« Tedric spielte damit auf den anstrengenden Dienst an, den man Nolan seit nunmehr zweiunddreißig Tagen auferlegte, als die Adlerauge die Lichtgeschwindigkeit überschritten hatte und in die graue Zone des N-Raumes eingetaucht war. Jeden Tag hatte Matthew Carey als Offizier vom Dienst Nolan zum Reinigen der Toiletten, Aufwischen der Fußböden und Scheuern der Kochtöpfe eingeteilt. Normalerweise wurden solch niedrige Arbeiten von der angeheuerten Mannschaft verrichtet, doch Carey kümmerte sich weder um militärische Traditionen noch um offizielle Regeln, wenn er eine Möglichkeit sah, Nolan zu schikanieren.
»Willst du damit sagen, daß Carey sich entschlossen hat, mich zu mögen?« Nolan kicherte verächtlich.
»Nicht ganz. Doch er hat sich entschlossen ...«
»He, warte einen Augenblick.« Erregt richtete sich Nolan auf und stieß mit dem Kopf beinahe gegen das obere Bett. »Wenn wir doch in der Umlaufbahn sind, müßten wir doch den Wykzlkreuzer sehen können. So etwas sieht man doch nicht alle Tage, diesen Anblick sollten wir uns nicht entgehen lassen.«
Doch Tedric schüttelte den Kopf. »Keller und ich sind schon zu den Schleusen hinabgestiegen. Ich muß dich enttäuschen. Außer Evron 11, einer trüben, braungrauen Welt, ist nichts zu sehen. Das Wykzlschiff steht genau auf der anderen Seite des
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