Lord Tedric 01 - Lord Tedric
Schub erhöht. Wir sind beim Maximum angelangt.«
»Und schneller können wir nicht fliegen?«
»Die Traktor-Strahlen der Wykzl sind stärker als vermutet. Sie hatten ja auch schließlich hundert Jahre Zeit, um sie zu verbessern. Wir können nicht erwarten, daß alle unsere Daten noch stimmen.«
Tedric runzelte die Stirn und betrachtete sinnend den mittleren Schirm. Er studierte die rotglühende Oberfläche der Schiffshülle und überlegte, ob er nicht doch besser aufgeben sollte. Sicherlich hatten ihn die Techniker nicht falsch informiert, denn Roboter konnten nicht lügen. Sein brillanter Plan – eigentlich der Plan der Wissenden – war aufgrund einer einzigen Fehleinschätzung gescheitert. Die Wykzl waren stärker als jeder geglaubt hatte.
Eine Hand berührte seine Schulter. Tedric schaute sich um.
»Ich entschuldige mich dafür, daß ich gelauscht habe, aber Ihre Unterhaltung mit dem Techniker war leider nicht zu überhören«, sagte Maillard förmlich.
»Nun, es ist Ihr Schiff.«
»Das ist jetzt unwichtig. Ich habe nur eine Idee. Stimmt meine Annahme, daß Sie die Wykzl in einen bestimmten Raumsektor locken wollen, dies jedoch durch den drohenden Zusammenbruch der Schutzschirme verhindert wird?«
Tedric nickte. »Grundsätzlich ist Ihre Vermutung richtig. Sehen Sie, wenn die Adlerauge größere Schubreserven besäße, hätte ich versucht, das Wykzl-Schiff an seinen eigenen Traktor-Strahlen durch den Raum zu ziehen. Ich habe die Schnelligkeit unseres Schiffes überschätzt, habe mich ganz einfach geirrt. Ich bin ein Versager, ein Meuterer, hätte nie versuchen dürfen, meinen Plan zu verwirklichen.« Er wußte nicht, warum er das Bedürfnis verspürte, sich vor diesem Mann zu rechtfertigen. Damit versuchte er anscheinend nur, sich vor sich selbst zu rechtfertigen, und genau das war es, worauf es ihm ankam.
Maillard indessen interessierten weniger Tedrics Fehler, er beschäftigte sich mit den Fakten.
»Die Differenz beträgt doch nur wenige Minuten, richtig?«
»Ein paar Minuten oder ein paar Jahrhunderte. Wenn die Schutzschirme zusammenbrechen und die Schiffshülle schmilzt, ist es gleich, ob nur ein paar Sekunden oder Minuten gefehlt haben.«
»Trotzdem halte ich das für wichtig.«
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
»Schlicht und ergreifend darauf: Ich bin ein Offizier der Kaiserlichen Marine und hatte in dieser Eigenschaft Gelegenheit, selbst an ein paar Raumschlachten teilzunehmen und einige Erfahrungen in Taktik und Raumkriegsführung zu sammeln. Mir schwebt da ein bestimmtes Manöver vor, das während des letzten Krieges zum gleichen Zweck praktiziert wurde, den Sie verfolgen: ein anderes Schiff an seinen eigenen Traktor-Strahlen durch den Raum zu ziehen, ohne die Verbindung zu lösen.«
»Was ist das für ein Manöver?«
»Ein Überschlag. Wenn Sie das Schiff über seine Längsachse rollen, schwächt sich die Wirkung der Traktor-Strahlen durch diese Bewegung ab und die gemeinsame Geschwindigkeit beider Schiffe wächst. Wenn Sie es schaffen, die Adlerauge in diese Rollbewegung zu versetzen, müßten Sie es eigentlich schaffen, Ihre Zielkoordinaten rechtzeitig zu erreichen, ehe die Schutzschinne zusammenbrechen.«
Fragend schaute Tedric die Techniker an. »Können wir das schaffen?«
Wieder bediente Deekay ein paar Knöpfe auf seinem Kontrollbord.
»Es wäre möglich.«
»Dann machen wir es so. Wir werden das Schiff einige Rollen schlagen lassen.«
»Was ist mit den Geschützbedienungen? Sollen wir währenddessen weiter unsere Hitzestrahlen abfeuern?«
»Ja, als Ablenkungsmanöver. Die Wykzl dürfen nicht erraten, was wir vorhaben. Wir müssen sie beschäftigt halten.«
»Bei einem Überschlag zu feuern, kann gefährlich werden«, mahnte Maillard. »Es kann passieren, daß man sein eigenes Schiff dabei zerstört.«
»Das müssen wir eben riskieren.«
»Uns bleibt keine Minute Zeit mehr«, rief Deekay, »Sie müssen sich jetzt entscheiden.«
Tedric warf einen Blick zu Nolan hinüber. Als dieser ihm sein Einverständnis mit einem Nicken mitteilte, sagte er: »Gib die Befehle, wir werden es versuchen.«
Jeder spürte, als das Manöver begann. Selbst hier im Zentrum des Riesenschiffes empfand Tedric die Veränderung. Normalerweise rotierte die Adlerauge in einer bestimmten Geschwindigkeit um ihre Längsachse, um an Bord die normale Erdschwerkraft zu erzeugen. Doch jetzt drehte sich das Schiff gleichzeitig horizontal und vertikal, büßte seine künstliche Schwerkraft dadurch
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