Lord Tedric 01 - Lord Tedric
Dienst tun.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Tedric, gleichermaßen überrascht wie erfreut.
»Wofür?« fragte Maillard. »Nach dem, was Sie getan haben, egal, unter welchen Umständen, kann ich sie wohl kaum unter Arrest stellen lassen.«
»Sie vielleicht nicht«, warf Nolan ein, »doch Matthew Carey wird es sicherlich tun. Sie kennen ihn nicht so gut wie ich, der kleinste Anlaß würde ihm genügen, uns degradieren und einsperren zu lassen.«
»Ohne triftigen Grund wird er sich vor einem solchen Schritt hüten. Er braucht ja nicht zu erfahren, was hier geschehen ist.«
»Aber wie wollen Sie das vor ihm verheimlichen? Was hier geschehen ist, ist doch ganz offensichtlich.«
»Für uns vielleicht, für ihn nicht unbedingt. Ich bin bereit, die Verantwortung für den Angriff auf mich zu nehmen. Die Verantwortung, und, so leid es mir tut, das sagen zu müssen, auch den Ruhm. Carey wird zwar eine Zeitlang sehr ärgerlich sein, doch ich habe mir im Laufe meines Lebens ein dickes Fell zugelegt. Carey wird vielleicht etwas ahnen, aber niemals etwas beweisen können.«
»Und was ist mit den anderen Kameraden dort draußen?«, warf Keller ein. »Die Wachen, sie haben uns doch gesehen. Was könnte sie davon abhalten, Carey alles zu erzählen?«
»Und was hält mich davon ab, zu behaupten, es sei alles ein großes Mißverständnis gewesen? In diesem Fall werde ich über euch Disziplinarstrafen verhängen, etwa zwei Wochen Stubenarrest zum Beispiel. Für ein Mißverständnis ist noch niemand degradiert worden.«
Nolan schüttelte den Kopf. »Captain Maillard, ich glaube, ich habe Sie falsch eingeschätzt.«
Maillard winkte ab. »Das tun die meisten Leute, und genau das bezwecke ich mit meiner Art.« Er wandte sich um und ging zu den beiden Technikern hinüber. »Wenn wir unseren alten Standort bei Evron 11 erreicht haben, versucht sofort, das Beiboot von Matthew Carey zu orten. Gebt mir Bescheid, sobald die Verbindung besteht.«
»Jawohl, Sir«, antworteten Esseil und Deekay wie aus einem Munde.
Maillard legte einen Arm um Tedrics Schultern und führte ihn zu den Bildschirmen hinüber.
»Vielleicht sollten wir uns besser absprechen, was wir Carey sagen werden. Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
»Nein, wirklich nicht.«
»Nun gut, dann werde ich mir etwas ausdenken.«
Maillard lachte.
IX
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MO-LEETES GESCHICHTE
Als Tedric das Ende der weitgeschwungenen Treppe erreicht, verwandelt sich der Raum vor ihm in ein bodenloses Loch, in dem gestaltlose Ungeheuer lauern, die ihm die Augen auskratzen und ihm das Fleisch von den Knochen reißen wollen. Doch unbeirrt stürmt Tedric vorwärts, übersieht einfach diese unwirklichen Gestalten.
Hoch schwingt er das Schwert über seinem Kopf, ruft laut: »Sarpedium, du Meister der schwarzen Magie, ich bin Tedric, der Lord von den Marschen, der Hüttenmeister von Lomarr. Glaubst du, daß dich dein Zauber ewig vor mir verbergen kann? Komm aus deinem Versteck heraus und bereite dich auf dein Ende vor.«
Eine hellodernde Feuerwand rast in einer großen Woge auf ihn zu.
Tedric lacht nur. »Dein Zauber kann mich nicht berühren, Magier. Ich fordere dich auf, herauszukommen und um dein Leben zu kämpfen.«
Ein schuppiger Drachen, so hoch wie ein Berg, schiebt sich auf riesigen Krallenfüßen heran. Tederic grinst nur verächtlich.
Die schönsten Frauen, die er je gesehen hat, umtanzen ihn, bieten ihm ihre Körper dar, versuchen, ihn zu verführen. Tedric winkt nur lässig ab.
Drohende Gestalten stürmen auf ihn ein, teuflische Fratzen grinsen, ihn an, Dämonen stoßen unirdische Schreie aus, Vampire heulen. Über all das kann Tedric nur den Kopf schütteln und lachen. Mit einem gewaltigen Satz springt er auf die Gestalten los, schwingt sein Schwert mit Macht und verjagt die bösen Geister. Schließlich ist nur noch eins der Gespenster übrig. Es hat die verschwimmende Kontur eines menschlichen Wesens.
»Du bist Sarpedium«, ruft Tedric.
»Ja, ich bin es«, antwortet das Schattenwesen würdelos.
»Ich bin Tedric.«
»Ich weiß.«
»Du fürchtest mich.«
»Nein.« Doch das Schattenwesen zittert, es lügt.
»Du fürchtest mich, weil ich dich töten werde. Und ich werde dich töten, weil du der Inbegriff des Bösen bist.«
»Ich, Tedric, oder du?«
»Vielleicht sind wir beide Verdammte, Zauberer. Vielleicht liegt das wahrhaft Böse nur in den Dingen, die dich hervorgebracht haben: Furcht, Verzweiflung, Unsicherheit. Doch wenn du erst einmal tot bist, wenn die
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