Lords und Ladies
Meinung in Hinsicht auf das frische Ge-
müse zu ändern«, sagte die Königin von Lancre.
Verence saß im Nachthemd und stützte den Kopf auf die Hände. Was
die vergangenen Stunden betraf, erinnerte er sich an kaum etwas – abge-
sehen von Kälte. Und niemand schien bereit zu sein, mit ihm über die
Ereignisse der Nacht zu sprechen.
Es knarrte leise, als sich die Tür öffnete.
Er sah auf.
»Freut mich, daß du auf den Beinen bist«, sagte Oma Wetterwachs.
»Ich bin gekommen, um dir beim Anziehen zu helfen.«
»Ich habe im Kleiderschrank nachgesehen«, erwiderte Verence. »Die…
Elfen stecken dahinter, nicht wahr? Haben al es geplündert. Meine ganze
Kleidung ist weg.«
Oma sah sich um, trat an eine Truhe heran und öffnete sie. Glöckchen
bimmelten; Stoff glänzte rot und gelb.
»Ich dachte mir schon, daß du es nicht fertiggebracht hast, dieses Ko-stüm wegzuwerfen. Und es müßte passen – immerhin bist du noch im-
mer so dünn wie vorher. Kopf hoch! Es gefäl t Magrat bestimmt.«
»O nein.« Verence schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fal . Ich bin jetzt
der König. Es wäre erniedrigend für Magrat, einen Narren zu heiraten.
Ich, äh, habe einen Ruf zu wahren, um des Königreichs willen. Außer-
dem gibt es so etwas wie Stolz.«
Oma Wetterwachs’ durchdringender Blick ließ Unbehagen in ihm
wachsen.
»Nun, es gibt ihn tatsächlich, den Stolz, meine ich«, fügte er kleinlaut
hinzu.
Oma nickte und schritt zur Tür.
»Warum gehst du?« fragte Verence nervös.
»Ich gehe gar nicht«, sagte Oma ruhig. »Ich schließe nur die Tür.«
Und dann der Zwischenfal mit der Krone.
Eine hastig durchgeführte Suche in Verences Schlafzimmer förderte
Zeremonien und Protokolle des Königreichs Lancre zutage. Es beschrieb den Vorgang auf eine recht klare Weise. Die neue Königin wurde vom König
gekrönt – dieses Ritual gehörte zur Hochzeit. Normalerweise waren da-
mit keine Probleme verbunden: Selbst durch generationenlange Inzucht
hervorgegangene Könige schafften es spätestens beim zweiten Versuch,
die richtige Stelle für die Krone zu finden. Doch in diesem besonderen
Fal erfuhr das Ritual eine nicht im Buch beschriebene Erweiterung. Die-
sen Eindruck gewann zumindest Ponder Stibbons.
Als Verence Anstalten machte, Magrat die Krone aufs Haupt zu set-
zen, zögerte er kurz und sah durch den großen Saal zur alten Hexe. Fast
alle Anwesenden folgten seinem Blick, auch die Braut.
Die alte Hexe deutete ein Nicken an.
Magrat wurde gekrönt.
Fiedelbumm tral ala.
Braut und Bräutigam standen Seite an Seite und nahmen die guten Wün-
sche der Gäste, die eine lange Schlange bildeten, entgegen. Das frisch
vermählte Paar wirkte ein wenig benommen – ein vol kommen normaler
Zustand während dieser Phase der Zeremonie.
»Bestimmt werdet ihr sehr glücklich…«
»Danke.«
»Ugh!«
»Danke.«
»Nagel es an die Theke, Lord Ferguson, und zur Verdammnis mit den
Käsehändlern!«
»Danke.«
»Darf ich die Braut küssen?«
Verence glaubte, von leerer Luft angesprochen worden zu sein. Nach
zwei oder drei Sekunden senkte er den Kopf.
»Entschuldigung«, sagte er. »Du bist…«
»Meine Karte«, erwiderte Casanunda.
Verence las sie und wölbte die Brauen.
»Ah«, meinte er. »Oh, äh. Nun. Nun, nun. Der zweitbeste, wie?«
»Ich werde mir demnächst noch mehr Mühe geben«, versprach Casa-
nunda.
Verence sah sich verlegen um, ging dann in die Hocke und flüsterte
dem Zwerg ins Ohr:
»Könnten wir gelegentlich unter vier Augen miteinander reden?«
Die Moriskentänzer von Lancre trafen sich beim Empfang wieder. Es
fiel ihnen schwer, miteinander zu sprechen. Einige von ihnen tänzelten
manchmal.
»Na schön«, brummte Jason. »Erinnert sich jemand von euch? Ich
meine, gibt es jemanden, der sich wirklich an etwas erinnert?«
»Ich erinnere mich an den Anfang«, sagte Schneider, der andere Weber.
»Ja, genau an den Beginn. Und ans Tanzen im Wald. Doch die Vorstel-
lung…«
»Elfen sind aufgetreten«, warf Kesselflicker, der Kesselflicker, ein.
»Darum ist es schiefgegangen«, sagte Dachdecker, der Fuhrmann. »Ich
glaube, es wurde mächtig viel geschrien und so.«
»Ich habe jemanden mit Hörnern gesehen«, sagte Fuhrmann. »Und mit
einem langen dicken…«
»Es war alles nur ein Traum«, spekulierte Jason.
»He, sieh nur dort drüben, Fuhrmann«, sagte Weber und zwinkerte den
anderen zu. »Da ist der Affe. Du wol test ihn doch etwas fragen,
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