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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bekommst du jede Menge davon. Du weißt doch, daß er nichts mit
    Sahne anrührt.«
    »So macht’s mir aber mehr Spaß«, erwiderte Nanny. »Und ich habe ein
    wenig Spaß verdient.«

    * Nanny Ogg interessierte sich für alles Eßbare, wobei ihre Vorliebe Süßem und Fettigem galt.

    Es raschelte im Gebüsch, und das Einhorn trat auf den Weg.
    Wahnsinn und Zorn brannten in ihm. Es befand sich in einer Welt, in
    der es keinen Platz für Geschöpfe seiner Art gab. Es suchte nach einer
    Möglichkeit, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Etwa hundert Meter ent-
    fernt scharrte es mit den Hufen und senkte den Kopf.
    »Hoppla«, sagte Nanny und ließ die Puddingschüssel fal en. »Komm.
    Zu dem Baum dort. Komm .«
    Oma Wetterwachs schüttelte den Kopf.
    »Nein. Diesmal laufe ich nicht weg. Vorher konnte sie nichts gegen
    mich ausrichten, und jetzt versucht sie’s mit einem Tier, wie?«
    »Sieh dir nur das Horn an!«
    »Ich sehe es ziemlich deutlich«, sagte Oma.
    Das Einhorn schnaubte und stürmte los. Nanny Ogg eilte zum näch-
    sten Baum mit niedrigen Ästen und sprang nach oben…
    Oma Wetterwachs verschränkte die Arme.
    »Komm endlich, Esme!«
    »Nein. Vorher habe ich nicht klar gedacht, aber jetzt ist das der Fall. Es
    gibt einige Dinge, vor denen ich nicht weglaufen muß.«
    Das weiße Wesen sauste über den vom Wald gesäumten Weg: tausend
    Pfund Muskeln hinter einem dreißig Zentimeter langen Horn. Ein
    Schweif aus Dampf folgte ihm.
    »Esme !«
    Die Kreis-Zeit ging zu Ende. Außerdem wußte Oma nun, warum es
    ihr zuvor so schwergefal en war, konzentriert zu denken. Jetzt hörte sie
    nicht mehr jenes Flüstern, das von den Überlegungen vieler anderer Es-
    me Wetterwachses in alternativen Universen stammte.
    Einige von ihnen lebten viel eicht in Welten, in denen Elfen herrsch-
    ten. Oder sie waren vor langer Zeit gestorben. Oder sie führten ein ihrer
    Meinung nach glückliches Leben. Oma Wetterwachs wünschte sich sel-
    ten etwas, da sie Wünsche für sentimental hielt. Aber sie empfand nun
    vages Bedauern angesichts der Tatsache, daß sie ihre Selbst-Schwestern
    nie kennenlernen konnte.

    Möglicherweise drohte manchen von ihnen der Tod, hier auf diesem
    Weg. Wie auch immer man handelte: Es bedeutete, daß Millionen von
    Ich-Äquivalenten in alternativen Kosmen anders agierten. Ja, einige von
    ihnen mochten sterben. Oma spürte ihr Ende – den Tod von Personen
    namens Esme Wetterwachs. Sie konnte ihre Schwestern nicht retten; so
    etwas ließen Schicksal und Zufall nicht zu.
    Über eine Million Hügelhänge lief das Mädchen; auf einer Million Brücken traf die junge Frau eine Entscheidung; auf einer Mil ion Wegen stand die alte Hexe…
    Sie alle unterschieden sich voneinander. Und sie alle waren eins.
    Oma sah ihre Pflicht darin, hier und jetzt sie selbst zu sein, und zwar
    mit ihrer ganzen Kraft.
    Sie hob die Hand.
    Einige Meter entfernt pral te das Einhorn an eine unsichtbare Wand.
    Es streckte die Beine, um zu bremsen, und Schmerzen ließen den Leib
    zucken, als das Geschöpf auf dem Rücken zu Oma rutschte.
    »Gytha…«, sagte sie, während sich das Einhorn aufzurichten versuch-
    te, »zieh die Strümpfe aus und knüpf sie für mich zu einem Halfter zu-
    sammen.«
    »Esme…«
    »Ja?«
    »Ich habe gar keine Strümpfe an, Esme.«
    »Was ist mit dem hübschen rotweißen Paar, das du am letzten Silvester
    von mir bekommen hast? Ich habe sie selbst gestrickt. Und du weißt
    doch, wie sehr ich das Stricken verabscheue.«
    »Nun, es ist ein warmer Abend. Und ich mag es, wenn die Luft, äh, frei
    zirkulieren kann.«
    »Die Fersen waren wirklich schwierig zu stricken.«
    »Tut mir leid, Esme.«
    »Nun, sei wenigstens so gut, zu meiner Hütte zu laufen und jene Dinge
    zu holen, die sich in der untersten Kommodenschublade befinden.«
    »Ja, Esme.«
    »Sprich vorher mit deinem Jason und sag ihm, er soll in der Schmiede
    al es vorbereiten.«

    Nanny Ogg starrte das Einhorn an, das mit den Beinen zappelte. Es
    steckte ganz offensichtlich in der Klemme: Es fürchtete sich vor Oma
    Wetterwachs, konnte jedoch nicht fliehen.
    »Oh, Esme, du willst unseren Jason doch nicht etwa bitten…«
    »Ich habe keineswegs vor, ihn um etwas zu bitten. Und auch an dich
    habe ich keine Bitte gerichtet.«
    Oma Wetterwachs zog sich den Hut vom Kopf und warf ihn fort. Sie
    wandte den Blick nicht vom Einhorn ab, als sie nach dem eisengrauen
    Haarknoten tastete und einige ganz bestimmte Nadeln daraus löste.
    Der Knoten verwandelte sich in

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