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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Hat
    Flausen im Kopf.«

    »Sie ist aber nett.«
    »Und sentimental. Sie glaubt, daß man so wie in Märchen leben kann.
    Und sie hält die Botschaften von Volksliedern für wahr. Was keineswegs
    heißen soll, daß ich ihr nicht alles Glück der Welt wünsche.«
    »Ich hoffe, sie kommt als Königin gut zurecht«, sagte Nanny.
    »Wir haben sie alles gelehrt, was sie weiß«, erwiderte Oma Wetter-
    wachs.
    »Ja«, bestätigte Nanny Ogg. »Glaubst du, wir…«
    »Ja?«
    »Glaubst du, wir hätten sie auch das lehren sollen, was wir wissen?«
    »Das hätte viel zu lange gedauert.«
    »Ja, stimmt.«

    Es dauerte eine Weile, bis Briefe den Erzkanzler erreichten. Die Post
    wurde von jemandem abgeholt, der zufäl ig am Tor der Unsichtbaren
    Universität vorbeikam. Anschließend ließ man sie in irgendeinem Regal
    liegen, benutzte sie als Pfeifenanzünder oder als Lesezeichen. Der Biblio-
    thekar verwendete sie auch als Bettzeug.
    Dieser Brief brauchte nur zwei Tage, um zum Erzkanzler zu gelangen,
    und er erwies sich als erstaunlich intakt – sah man einmal von einigen
    Bananenresten sowie einem braunen Ring ab, der vermutlich von einer
    Kaffeetasse stammte. Zusammen mit anderer Post landete er auf dem
    Tisch, während die Fakultät frühstückte. Der Dekan öffnete ihn mit ei-
    nem Löffel.
    »Weiß jemand, wo sich Lancre befindet?« fragte er.
    Ridcully hob ruckartig den Kopf. »Warum?«
    »Dort heiratet ein König und lädt uns zur Hochzeit ein.«
    »Na so was«, ließ sich der Dozent für neue Runen vernehmen. »Ir-
    gendein mickriger König heiratet und möchte, daß wir dabei zugegen sind?«
    »In den Bergen«, sagte der Erzkanzler leise. »Dort gibt’s Flüsse mit
    prächtigen Forel en, wenn ich mich recht entsinne. Ja… Lancre. Lieber
    Himmel. Habe seit Jahren nicht an jenen Ort gedacht. Die Fische in

    manchen Gletscherseen wissen überhaupt nicht, was es mit einer Angel
    auf sich hat. Könnt ihr euch das vorstellen? Lancre. Ja.«
    »Es ist zu weit«, fügte der Dozent für neue Runen hinzu.
    Ridcully achtete nicht auf ihn. »Und Rotwild. Massenhaft. Und Elche.
    Und überall wimmelt’s von Wölfen. Und vielleicht leben dort auch Sil-
    berlöwen. Würde mich überhaupt nicht wundern. Und angeblich hat man dort Schneeadler gesehen.«
    Seine Augen glänzten.
    »Es gibt nur noch ein halbes Dutzend von ihnen«, sagte er.
    Seltene Tiere lagen Mustrum Ridcul y sehr am Herzen. Er nutzte prak-
    tisch jede Gelegenheit, um dafür zu sorgen, daß sie selten blieben.
    »Im hintersten Winkel der Abgelegenheit«, meinte der Dekan. »Jenseits
    des Landkartenrands.«
    »Habe dann und wann die Ferien dort verbracht, mit meinem Onkel«,
    fuhr Ridcully fort. Sein Blick trübte sich nun, schweifte in die nichtvor-
    handene Ferne. »Eine großartige Zeit. Ja, wirklich großartig. Herrliche
    Sommer… Der Himmel ist blauer als woanders, und das Gras… und…«
    Abrupt kehrte er aus den Landschaften der Erinnerung zurück.
    »Tja, ich schätze, ich muß los«, sagte er. »Die Pflicht ruft. Ein Staats-
    oberhaupt heiratet. Wichtige Sache. Erfordert die Präsenz einiger Zaube-
    rer. Gehört sich so. Nobbleß Oblidsch.«
    »Nun, ich bleibe hier«, verkündete der Dekan. »Die freie Natur ist einfach nicht natürlich. Dort gibt’s zu viele Bäume. War noch nie gern auf
    dem Land.«
    »Für den Quästor wäre ein Ausflug genau richtig«, behauptete Ridcul y.
    »Ist in letzter Zeit ziemlich nervös. Habe überhaupt keine Erklärung
    dafür.« Er beugte sich vor und blickte über den Tisch. »Quääästor!«
    Der Quästor ließ seinen Löffel in den Haferschleim fallen.
    »Na bitte, genau das meine ich«, sagte Ridcul y. »Ist nur noch ein Ner-
    venbündel. ICH HABE GERADE DARAUF HINGEWIESEN, DASS
    DU EIN WENIG FRISCHE LUFT GEBRAUCHEN KANNST,
    QUÄSTOR.« Er gab dem Dekan einen wuchtigen Stoß. »Hoffentlich

    schnappt uns der Kerl nicht über«, meinte er und glaubte, leise zu spre-
    chen. »Verbringt zuviel Zeit im Haus, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Der Dekan ging etwa einmal im Monat nach draußen und zuckte mit
    den Schultern.
    »ICH NEHME AN, DU MÖCHTEST FORT VON DER
    UNIVERSITÄT, UM EIN WENIG AUSZUSPANNEN, NICHT
    WAHR?« Der Erzkanzler nickte. »Ruhe und Frieden? Gesunde Land-
    luft?«
    »Das, das, das würde mir sehr gefallen, Erzkanzler«, erwiderte der Quä-
    stor. In seinem Gesicht wuchs Hoffnung wie ein Pilz im Herbst.
    »Guter Mann, guter Mann«, lobte Ridcul y. »Du darfst mich begleiten.«
    Die Züge des Quästors

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