Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
du vom Mittag ?«
    Diamanda nickte. »Meinetwegen. Worum kämpfen wir?«
    »Oh, wir kämpfen nicht«, sagte Oma Wetterwachs. »Wir zeigen nur, was wir können. Auf eine freundliche Art.«
    Sie erhob sich.
    »Ich muß jetzt los«, fügte sie hinzu. »Wir Alten brauchen unseren
    Schlaf. Du weißt ja, wie das ist.«
    »Und was bekommt der Sieger?« fragte Diamanda. In ihrer Stimme vi-
    brierte nun ein Hauch Unsicherheit. Es war nicht mehr als die vage An-
    deutung von Zweifel, vergleichbar mit der Intensität eines Erdbebens,
    das von einer Kaffeetasse verursacht wurde, die zehn Kilometer entfernt
    von einem niedrigen Regal auf einen dicken Teppich fiel. Doch die Un-
    sicherheit war da, und nur darauf kam es an.
    »Oh, der Sieger bekommt den Sieg«, antwortete Oma Wetterwachs.
    »Darum geht es doch, nicht wahr? Du brauchst uns nicht nach draußen
    zu begleiten – wir kennen den Weg.«
    Die Tür schwang auf.
    »Nichts weiter als Telekinese«, sagte Diamanda.
    »Und damit hat es sich, oder?« Oma Wetterwachs verschwand in der
    Nacht. »Damit wäre alles erklärt, nicht wahr?«

    Damals, vor der Erfindung von Paral eluniversen, gab es einfache Rich-
    tungen: oben und unten, rechts und links, vor und zurück, Vergangen-
    heit und Zukunft…
    Doch im Multiversum funktionieren normale Richtungen nicht: Es hat
    so viele Dimensionen, daß sich kaum jemand zurechtfindet. Deshalb
    müssen neue Richtungen erfunden werden, um die Orientierung zu er-
    möglichen.
    Zum Beispiel: östlich der Sonne, westlich des Mondes.
    Oder: hinter dem Nordwind.
    Oder: auf der anderen Seite des Jenseits.

    Oder: hin und wieder zurück.
    Oder: jenseits der uns bekannten Bereiche.
    Manchmal gibt es eine Abkürzung. Eine Tür oder ein Tor. Gekenn-
    zeichnet von Markierungssteinen, einem vom Blitz gespaltenen Baum,
    vielleicht auch von einem Aktenschrank.
    Es mag auch nur ein Fleck im Moor sein…
    Eine Stelle, wo das Dort fast bis ans Hier heranreicht.
    Fast – aber eben nicht ganz. Trotzdem genug, um Pendel schwingen
    zu lassen, übersinnlich begabten Leuten scheußliche Kopfschmerzen zu
    bescheren, harmlose Gebäude in Spukhäuser zu verwandeln und dafür
    zu sorgen, daß hier und dort ein unschuldiger Topf durchs Zimmer
    schwebt. Ein besonders großes Leck führt sogar dazu, daß Drohnen
    Wache fliegen.
    Ach ja, die Drohnen…
    Gelegentlich versammeln sie sich. An warmen Sommertagen treffen
    sich die Drohnen verschiedener, kilometerweit entfernter Bienenstöcke
    an einem Ort, um Kreise in der Luft zu fliegen und wie winzige Früh-
    warnsysteme zu summen – was sie auch sind.
    Bienen zeichnen sich durch eine ganz besondere Art von Empfind-
    samkeit aus. Sie lieben die Ordnung; von Natur aus verabscheuen sie das
    Chaos.
    Wenn Menschen jemals solche Versammlungsorte entdeckten und
    zumindest ahnten, was passieren kann, wenn das Hier ans Dort stößt…
    Nun, in einem solchen Fal kämen sie vielleicht auf die Idee, die entspre-
    chende Stel e mit bestimmten Steinen zu markieren.
    In der Hoffnung, daß genug Idioten die Warnung verstehen und den
    betreffenden Bereich meiden würden.

    »Nun, was glaubst du?« fragte Oma, als die beiden Hexen heimkehrten.
    »Die kleine, stille Dicke hat ein bißchen Talent«, erwiderte Nanny Ogg.
    »Ich hab’s gespürt. Die anderen sind nur dabei, weil es so aufregend ist.
    Du weißt schon: große Glaskugeln, Karten, schwarze Spitzenhandschu-

    he ohne Finger und so. Sie spielen nur ein wenig mit dem Okkulten her-
    um.«
    »Ich halte nichts davon, mit dem Okkulten herumzuspielen«, sagte
    Oma Wetterwachs. »Wenn man anfängt, mit dem Okkulten herumzu-
    spielen, glaubte man bald an Geister. Und wenn man anfängt, an Geister
    zu glauben, so dauert es nicht lange, bis man auch an Dämonen glaubt.
    Und wenn man anfängt, an Dämonen zu glauben, so riskiert man, an
    Götter zu glauben. Und wenn man an Götter glaubt, gerät man in Schwie-
    rigkeiten.«
    »Aber sie existieren«, wandte Nanny Ogg ein.
    »Das ist noch lange kein Grund, an sie zu glauben. Damit ermutigt
    man sie nur.«
    Oma Wetterwachs ging etwas langsamer.
    »Was ist mit ihr ?«fragte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Hast du die Macht gefühlt?«
    »Ja. Mir haben sich dabei die Nackenhaare aufgerichtet.«
    »Jemand hat ihr die Macht gegeben, und ich weiß auch wer. Ein Mäd-
    chen mit törichten Vorstellungen, die aus irgendwelchen Büchern stam-
    men… Und plötzlich hat sie die Möglichkeit, tatsächlich etwas anzustel-
    len. Allerdings weiß sie nicht, was

Weitere Kostenlose Bücher