Lords und Ladies
?«
Oma Wetterwachs schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe selbst ge-
wählt.« Sie zeigte nun einen Gesichtsausdruck, den Nanny Ogg sicher
nicht so schnel vergessen sol te – obgleich sie es versuchen würde. »Ich
habe selbst gewählt, Gytha. Und eins möchte ich klarstel en: Was auch
immer geschieht – ich habe nie etwas bereut. Nie. Weder das eine noch
das andere. Verstanden?«
»Ja, Esme.«
Was ist Magie?
Zauberer erklären dieses Phänomen auf zweierlei Art und Weise, ab-
hängig davon, wie alt sie sind. Ältere Zauberer sprechen von Kerzen,
Kreisen, Planeten, Sternen, Bananen, Formeln und Runen. Außerdem
betonen sie die Bedeutung von vier guten Mahlzeiten am Tag. Jüngere
Zauberer – insbesondere die blassen, die den größten Teil ihrer Zeit im
Forschungstrakt für hochenergetische Magie* verbringen – dozieren über
* Dort stellte man folgendes fest: Das Thaum, von dem man bisher angenom-
men hatte, es sei das kleinste Elementarteilchen der Magie, setzt sich aus sogenannten Resonen **beziehungsweise Realitätsfragmenten zusammen. Bei weiteren Forschungen ergab sich, daß jedes Reson aus einer Kombination von min-
destens fünf »Aromen« besteht, bekannt unter den Bezeichnungen »oben«,
»unten«, »seitlich«, »Sex-Appeal« und »Pfefferminz«..
** wörtlich: »Ding-chen«
Fluktuationen in der morphischen Struktur des Universums, die im
Grunde genommen unbeständige Qualität selbst eines besonders stabil
anmutenden Raum-Zeit-Gefüges, die mangelnde Plausibilität der Wirk-
lichkeit und so weiter. Anders ausgedrückt: Sie sind einer heißen Sache
auf der Spur und quatschen munter vor sich hin, während sie Indizien
sammeln…
Es war fast Mitternacht. Diamanda lief über den Hügelhang, in Richtung
der Tänzer. Dornbüsche und Heidekraut zerrten an ihrem Kleid.
Die Demütigung brannte noch immer heiß in ihr. Die dummen und
hinterhältigen Alten! Und die dummen Leute! Der Sieg gebührte ihr. Ja, nach den vorher vereinbarten Regeln hatte sie gewonnen! Und doch…
Viel zu deutlich erinnerte sie sich an das Gelächter.
Das tat weh. Noch immer sah sie die dummen, grinsenden Gesichter.
Alle schlugen sich auf die Seite der schrecklichen Alten, die keine Ah-
nung hatten, was die Hexenkunst wirklich bedeutete, wozu sie werden
konnte.
Sie würde es ihnen zeigen.
Weiter vorn zeichneten sich die Tänzer dunkel im Mondschein ab.
Nanny Ogg bückte sich, um festzustel en, ob ein Mann unterm Bett lag.
Sie hatte Pech.
An diesem Abend ging sie früh zu Bett. Ein ereignisreicher Tag lag
hinter ihr.
Neben dem Bett stand ein Glas mit Bonbons, direkt neben einer dik-
ken Flasche mit jener klaren Flüssigkeit, die aus dem komplizierten De-
stil ierapparat hinterm Holzschuppen stammte. Es handelte sich dabei
nicht direkt um Whisky und ebensowenig um Gin. Aber eins stand fest:
Der Alkoholgehalt betrug neunzig Prozent, und welchen Namen auch
immer das Zeug verdiente: Es spendete großen Trost, wenn man gegen
drei Uhr nachts erwachte und nicht mehr wußte, wer man war. Nach
einem Glas wußte man es noch immer nicht, aber daran gab es kaum
etwas auszusetzen, da man ohnehin eine völlig neue Identität gewonnen
hatte.
Nanny schüttelte vier Kissen auf, trat die flauschigen Pantoffeln in eine
Ecke und zog sich die Decken über den Kopf – auf diese Weise schuf sie
ein kleines, warmes und nicht gerade sehr angenehm duftendes Nest. Sie
lutschte ein Bonbon. In Nanny Oggs Mund steckte nur noch ein Zahn,
der im Lauf der Jahre mit vielem fertig geworden und daher abgehärtet
war. Süßigkeiten vor dem Schlafen machten ihm keine besonderen Sor-
gen.
Nach mehreren Sekunden deutete ein Gewicht auf Nannys Füßen dar-
auf hin, daß Greebo seinen gewohnten Platz beanspruchte. Er schlief
immer am Fußende des Betts. Morgens versuchte er auf eine zärtliche
Art, Frauchen die Augen auszukratzen, und stellte somit einen sehr zu-
verlässigen Wecker dar. Trotzdem ließ Nanny immer ein Fenster geöff-
net – fal s der Kater das Bedürfnis verspürte, draußen irgend etwas zu
zerfleischen, der liebe Kerl.
Tja, Elfen… (Sie konnten das Wort nicht hören, solange es sich auf
das Innere eines Kopfes beschränkte und eine gewisse Distanz gewahrt blieb.) Bisher war sie davon ausgegangen, nie wieder welche zu sehen.
Wie lange war’s her? Vermutlich Hunderte von Jahren, viel eicht sogar
Tausende. Hexen sprachen nicht gern über diese Angelegenheit, denn in
bezug auf die Elfen
Weitere Kostenlose Bücher