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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mal…«
    Sie drehte sich um und hob den Zeigefinger.
    »Du kennst doch das Feudalsystem, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Das Feudalsystem! Paß besser auf. Es heißt Feudalsystem. Der König steht ganz oben, und unter ihm kommen die Barone und al e anderen
    und so. Äh, Hexen stehen ein wenig abseits«, fügte Oma diplomatisch
    hinzu. Sie preßte die Fingerspitzen aneinander. »So ist das Feudalsystem
    beschaffen. Wie die spitzen Bauwerke, in denen heidnische Könige be-
    graben werden. Kapiert?«
    »Ja.«
    »Gut. Das beschreibt die Perspektive der Elfen. Wenn sie in unsere
    Welt gelangen, so sehen sie al es tief unter sich. Sie halten uns für Skla-
    ven. Schlimmer noch: für Tiere. Und sie erheben Anspruch auf das, was
    uns gehört. Aber das ist noch nicht al es. Besonders schlimm ist, daß sie unsere Gedanken lesen. Sie hören, was uns durch den Kopf geht, und
    reine Notwehr veranlaßt einen dazu, das zu denken, was sie wollen. Glamour. Und was folgt daraus? Vergitterte Fenster; Essen, das man des Nachts angeblich für Feen hinausstellt; man drehe sich dreimal um die
    eigene Achse, bevor man von ihnen spricht; und Hufeisen über der Tür.«
    »Ich dachte, das sei, du weißt schon.« Der König lächelte verlegen.
    »Folklore.«
    »Natürlich ist es Folklore, du dummer Kerl.«
    »Ich bin der König«, betonte Verence vorwurfsvol .
    »Du dummer König, Euer Majestät.«
    »Danke.«
    »Ich meine, auch Folklore kann wahr sein! Im Lauf der Jahre geraten
    die Dinge viel eicht ein wenig durcheinander, und man vergißt das eine

    oder andere, vor al em die Zusammenhänge. Wie zum Beispiel die Bedeutung des Hufeisens.«
    »Bei meiner Großmutter hing eins über der Tür«, sagte der König.
    »Na bitte. Mit der Form hat’s überhaupt nichts zu tun. Aber wenn man
    in einer alten Hütte lebt und arm ist, so kann man sich vielleicht keine
    anderen Gegenstände aus Eisen und mit Löchern drin besorgen.«
    »Oh.«
    »Das Problem mit den Elfen besteht darin, daß sie keine… Erinnere
    mich nicht mehr an das Wort.« Oma schnippte verärgert mit den Fin-
    gern. »Beginnt mit ›m‹.«
    »Manieren?«
    »Ha! Das stimmt auch, aber es war noch etwas anderes.«
    »Muskeln? Mumm? Mystik?«
    »Nein, nein, nein. Es betrifft die Fähigkeit, Verständnis für den Stand-
    punkt einer anderen Person aufzubringen.«
    Verence versuchte, die Welt aus dem Blickwinkel von Oma Wetter-
    wachs zu sehen. Er ahnte etwas…
    »Empathie?«
    »Ja. Sie fehlt den Elfen. Selbst ein Jäger – ein guter Jäger – empfindet
    mit seiner Beute. Deshalb ist er ein guter Jäger. Elfen sind ganz anders.
    Sie finden Spaß daran, grausam zu sein, und sie haben keine Ahnung,
    was Barmherzigkeit bedeutet. Sie begreifen nicht, daß auch andere We-
    sen Gefühle haben. Sie lachen oft, insbesondere dann, wenn sie einem
    einzelnen Menschen, Zwerg oder Troll begegnen. Nun, Trolle mögen
    aus Stein bestehen, Euer Majestät, aber ich sage dir: Im Vergleich mit
    Elfen sind Trolle unsere Brüder. Im Geiste, meine ich.«
    »Warum höre ich davon jetzt zum erstenmal?«
    »Es liegt am Glamour. Elfen sind schön. Sie haben Stil.« Oma Wetterwachs spuckte dieses Wort. »Sie strahlen Eleganz aus. Darauf kommt’s
    an. Wenn Katzen wie Frösche aussähen, so würde uns bald klar, wie
    gemein die kleinen Teufel sind. Stil – daran erinnert man sich. An den
    Glamour. Der Rest, die ganze Wahrheit… Es wird zu ›Geschichten von
    alten Frauen‹.«

    »Magrat hat nie davon erzählt.«
    Oma zögerte.
    »Magrat weiß nicht viel von Elfen«, sagte sie. »Ha! Sie ist noch nicht
    einmal eine junge Hexe. Und heutzutage redet man nicht mehr oft dar-
    über. Es ist nicht gut, über sie zu sprechen. Man sol te sie besser vergessen. Weil… Sie kommen, wenn man sie ruft. Ich meine kein lautes ›Hu-
    hu!‹ oder dergleichen. Schon Gedanken können gefährlich sein. Es ge-
    nügt allein der Wunsch, sie mögen hier sein.«
    Verence winkte ab.
    »Ich lerne noch, was es mit der Monarchie auf sich hat«, sagte er. »Von
    diesen Sachen verstehe ich nichts.«
    »Du brauchst auch nichts davon zu verstehen. Immerhin bist du der
    König. Nun, du weißt doch von schwachen Stel en in der Welt, nicht
    wahr? Von Orten, wo sich verschiedene Welten berühren?«
    »Nein.«
    »Einer davon befindet sich im Moor. Deshalb wurden dort die Tänzer
    aufgestellt. Sie bilden eine Art Barriere.«
    »Ach.«
    »Aber manchmal verlieren solche Barrieren an Stabilität. Es ist so wie
    mit Ebbe und Flut. Während der Kreis-Zeit

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