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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er-
    zählt, nun, ich nenne sie Königin, aber eigentlich war sie’s gar nicht, oder nur drei Stunden lang. Tja, während des Hochzeitsfests spielten sie Verstecken, und Amonia kroch in eine schwere, große Truhe auf irgendei-
    nem Dachboden, und der Deckel klappte zu. Man fand sie erst nach
    sieben Monaten, und da war der Hochzeitskuchen schon ein wenig trok-
    ken geworden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Stille.
    »Wenn du keinen Wert darauf legst, mit mir zu reden…«, sagte Nanny.
    »Ich kann nicht die ganze Nacht hier im Flur verbringen. Morgen früh
    sieht alles anders und besser aus.«

    Stille.
    »Ich schlage vor, du legst dich einfach ins Bett«, fuhr Nanny Ogg fort.
    »Wenn du läutest, bringt dir unser Shawn heißen Tee. Um ganz ehrlich
    zu sein: Hier draußen wird’s allmählich recht frisch. Wirklich erstaunlich,
    wie sehr die Kühle an Gebäuden aus massivem Stein festhaftet.«
    Stille.
    »Na schön, ich gehe jetzt«, teilte Nanny dem hartnäckigen Schweigen
    mit. »Kann hier ohnehin nicht viel ausrichten, oder? Wil st du wirklich
    nicht mit mir reden?«
    Stille.
    »Steh vor deinem Gott, verneige dich vor deinem König und knie vor
    deinem Mann – das richtige Rezept für ein glückliches Leben«, verkün-
    dete Nanny. »Nun, bis dann. Da fäl t mir ein: Wie wär’s, wenn ich mor-
    gen früh komme und dir bei den letzten Vorbereitungen helfe?«
    Stille.
    »Dann ist ja alles klar«, sagte Nanny. »Tschüs.«
    Sie wartete eine ganze Minute lang und gelangte zu dem Schluß, daß
    die gewohnten menschlichen Mechanismen in diesem besonderen Fal
    versagten. Normalerweise hätte Magrat längst den Riegel beiseite schie-
    ben, die Tür öffnen, in den Flur spähen und viel eicht sogar nach Nanny
    rufen sol en. Doch nichts dergleichen geschah.
    Nanny schüttelte den Kopf. Sie kannte mindestens drei Methoden, um
    das Zimmer zu betreten, und nur eine davon erforderte es, die Tür zu
    passieren. Aber dies war weder der geeignete Zeitpunkt noch der richtige
    Ort für Hexerei. Nanny Ogg hatte deshalb ein im großen und ganzen
    recht glückliches Leben geführt, weil sie wußte, wann sie besser darauf
    verzichtete, Hexe zu sein. Zum Beispiel jetzt.
    Sie ging die Treppe hinunter und verließ das Schloß. Shawn hielt am
    Haupttor Wache und übte heimlich Karateschläge, wobei ihm die Nacht-
    luft als Gegner diente. Als sich Nanny Ogg näherte, unterbrach er sein
    Training verlegen.
    »Ich würde auch gern die Vorstel ung besuchen, Mama.«

    »Bestimmt wird der König sehr großzügig sein, wenn es darum geht,
    dich für deine Dienste zu entlohnen«, erwiderte Nanny. »Erinnere mich
    daran, ihn daran zu erinnern.«
    »Willst du dir die Vorstellung nicht ansehen?«
    »Ich… Ich mache einen kleinen Spaziergang in der Stadt. Vermutlich
    hat Esme die anderen begleitet, nicht wahr?«
    »Weiß nicht, Mama.«
    »Nun, ich muß da noch ein paar Dinge erledigen.«
    Sie war nur einige Meter weit gekommen, als eine Stimme hinter ihr
    erklang. »Hal o, o Mond meines Entzückens.«
    »Du schleichst dich regelrecht an die Leute heran, Casanunda.«
    »Wir speisen im Ziege-und-Busch«, entgegnete der Zwerg und angebli-
    che Graf.
    »Oh, das ist ein sehr teures Restaurant«, sagte Nanny Ogg. »Dort habe
    ich noch nie gegessen.«
    »Angesichts der vielen il ustren Hochzeitsgäste bietet man dort beson-
    dere kulinarische Spezialitäten an«, sagte Casanunda. »Ich habe mir er-
    laubt, ein Menü zusammenzustel en.«

    Was nicht sehr leicht gewesen war.
    Das Konzept, Essen als Aphrodisiakum zu verwenden, hatte in Lancre
    nie konkrete Anwendung gefunden – sah man einmal von Nanny Oggs
    berühmter Mohrrüben-und-Austern-Pastete ab.* Nach Meinung des
    Kochs der Taverne Ziege-und-Busch bestand die einzige Verbindung
    zwischen Nahrungsmitteln und Sex in bestimmten humorvollen Gesten,
    die vor allem Gurken betrafen. Doch von Schokolade, Bananenschalen,
    Avocadobirnen, Ingwer, Marshmal ows und den tausend anderen Din-
    gen, die gelegentlich verwendet wurden, um im Verkehrschaos der Ro-
    mantik von einer verstopften Straße zur nächsten vierspurigen Autobahn
    zu gelangen, hatte er nie etwas gehört. Casanunda hatte ihm seine ga-

    * Mohrrüben, um im Dunkeln zu sehen. Und Austern, damit es etwas zu sehen
    gab.

    stronomischen Vorstel ungen zehn Minuten lang erklärt, und anschlie-
    ßend hatte ziemlich viel Geld den Besitzer gewechselt.
    Es ging Casanunda um ein sorgfältig vorbereitetes romantisches
    Abendessen. Er glaubte fest an die

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