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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kunst der Verführung.
    Viele hochgewachsene Frauen, die mit Hilfe einer Trittleiter erreicht
    werden konnten, hatten sich über ihn gewundert. Bei den Zwergen be-
    stand die bereits erwähnte Kunst der Verführung schließlich hauptsäch-
    lich darin, mehr oder weniger taktvol herauszufinden, welches Ge-
    schlecht sich unter Leder, Kettenhemd und Bart eines anderen Zwergs
    verbarg. Wie konnte ein solches Volk ausgerechnet einen Casanunda
    hervorgebracht haben?
    Genausogut durfte man von Eskimos erwarten, daß sie einen Fach-
    mann für seltene tropische Pflanzen präsentierten. Die enormen gestau-
    ten Wassermengen der Zwergensexualität hatten ein Leck ganz unten am
    Damm gefunden: Es mochte klein sein, entfaltete jedoch genug Kraft,
    um einen Dynamo anzutreiben.
    Jene Aktivitäten, die al e anderen Zwerge nur dann gelegentlich entfal-
    teten, wenn die Natur es von ihnen verlangte… Casanunda beschäftigte
    sich praktisch unablässig damit. Ob im rückwärtigen Bereich einer Sänfte
    oder mit dem Kopf nach unten in einem Baum hängend – er ging mit
    großer Sorgfalt vor und zeigte typisch zwergenhafte Aufmerksamkeit
    fürs Detail. Zwerge konnten monatelang an einem besonders kunstvol-
    len Schmuckstück arbeiten, und aus ähnlichen Gründen war Casanunda
    ein wil kommener Gast an vielen Höfen – wobei es ein sonderbarer Zu-
    fal wollte, daß er immer dann eintraf, wenn der Hausherr nicht zugegen
    war. Darüber hinaus kam er gut mit Schlössern zurecht, ein nützliches
    Talent, wollte man peinliche Momente sur la boudoir vermeiden.
    Nanny Ogg war keine schöne, aber eine attraktive Frau. Casanunda
    war von ihr fasziniert. In ihrer Nähe fühlte man sich sehr wohl, was un-
    ter anderem an ihrer Aufgeschlossenheit lag. Die Persönlichkeit vieler
    Leute bot gerade genug Platz für eine Kammer, in der ein großer Spiegel
    steht. Bei Nanny hingegen paßten noch drei Fußbal felder, eine Bow-
    lingbahn und ein großes Schlafzimmer mit hinein.

    »Wenn ich doch nur meine Armbrust dabei hätte«, brummte Ridcul y.
    »Mit dem Kopf an der Wand gäbe es immer eine Stel e, an der ich meinen Hut aufhängen könnte.«
    Das Einhorn schnaufte und scharrte mit den Hufen. Dampf löste sich
    von seinen Flanken.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Oma Wetterwachs. »Hast
    du überhaupt keinen Mumm mehr in den Fingern?«
    »Wie wär’s, wenn ich ein Trugbild schaffe?« schlug der Zauberer vor.
    »Das ist nicht schwer.«
    »Hat keinen Sinn. Einhörner gehören zu den elfischen Wesen und wei-
    sen daher eine natürliche Immunität gegen Magie auf. Sie lassen sich
    nicht von Trugbildern täuschen. Kein Wunder: Damit kennen sie sich
    bestens aus. Was ist mit der Böschung? Könntest du die hochklettern?«
    Ihre Blicke wanderten zu der Böschung. Sie bestand aus rotem Lehm
    und war so aalglatt wie ein Priester.
    »Ziehen wir uns zurück«, sagte Oma. »Ganz langsam.«
    »Was ist mit dem Bewußtsein des Geschöpfs? Kannst du nicht hinein-
    gelangen, um Einfluß darauf zu nehmen?«
    »Es befindet sich schon jemand darin. Das arme Ding ist ihr Liebling.
    Es gehorcht nur der Königin .«
    Das Einhorn folgte ihnen und versuchte, sie beide gleichzeitig zu beo-
    bachten.
    »Was sollen wir machen, wenn wir die Brücke erreichen?«
    »Du hast das Schwimmen doch nicht verlernt, oder?«
    »Der Fluß ist ziemlich weit unten.«
    »Es gibt da einen tiefen Tümpel. Erinnerst du dich? Du bist dort ge-
    taucht, in einer vom Mondschein erhel ten Nacht…«
    »Damals war ich jung und töricht.«
    »Na und? Jetzt bist du alt und töricht.«
    »Ich habe mir Einhörner immer… flauschiger vorgestel t.«

    »Hüte dich davor, das zu sehen, was du sehen möchtest « . warnte Oma.
    »Laß dich nicht vom Glamour blenden. Es handelt sich um ein großes
    Pferd mit einem langen, spitzen Horn am Kopf!«
    Die Hufe des Einhorns scharrten zornig über den Boden.
    Omas Stiefel knarrten am Rand der Brücke.
    »Es ist ohne Absicht hierher gekommen, und jetzt kann es nicht zu-
    rück«, sagte sie. »Wenn es nur einen von uns gäbe, hätte es längst ange-
    griffen. So, wir sind jetzt etwa halb über die Brücke…«
    »Die Schneeschmelze hat den Fluß anschwellen lassen«, stellte Ridcully
    skeptisch fest.
    »Ja, stimmt«, bestätigte Oma Wetterwachs. »Wir sehen uns beim
    Wehr.« Und dann war sie verschwunden.
    Das Einhorn hatte versucht, ein Ziel auszuwählen. Jetzt sah es nur
    noch den Erzkanzler.
    Es konnte bis eins zählen.
    Es senkte den Kopf.
    Ridcully

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