Loreley - Basalt
mich losgeschickt, etwas für ihn aus der Reinigung zu holen. Anschließend sollte ich die Sachen zu seiner Frau nach Hause bringen. Die Frau war ganz überrascht darüber und ich übrigens auch. Bisher hatte Doktor Wagner nie solche privaten Gefälligkeiten von mir verlangt. Danach durfte ich nach Hause fahren«, die Worte waren nur stockend aus ihrem Mund gekommen.
»Wie wird es mit der Kanzlei weitergehen?«, wollte Schuster noch wissen.
»Die Schwester von Frau Wagner, Elisabeth Lorenz, wird die Kanzlei weiterfuhren. Jedenfalls glaube ich das, gesagt hat bisher niemand etwas zu mir.«
»Dann ist sie auch Anwältin?«, erkundigte Hoffmann sich.
»Ja, sie ist in einer Kanzlei in Koblenz tätig«, die Worte von Gerlinde Beil kamen sehr langsam aus ihrem Mund und wurden immer wieder durch lautes Wimmern unterbrochen.
»Ich möchte nun noch von Ihnen wissen, wo Sie am zweiten August gegen Mitternacht waren.«
»Ich war in meiner Wohnung, hier in Rüdesheim. Die Woche über bleibe ich immer hier. Nur am Wochenende habe ich bei Fred in Kamp-Bornhofen gewohnt.« Gerlinde Beil liefen erneut Tränen über ihr Gesicht. Schuster bedankte sich bei der Frau und verließ zusammen mit dem Kollegen Hoffmann die Kanzlei.
Nachdem beide wieder in ihrem Dienstwagen saßen, meinte Hoffmann: »Es ist schon sonderbar, dass Gerlinde Beil nichts von dem Treffen ihres Verlobten und Doktor Wagner gewusst haben soll.«
Schuster konnte nicht umhin zuzugeben, sich auch nicht über diese Frau Beil im Klaren zu sein. »Warten wir die Befragung von Frau Wagner und ihrer Schwester Elisabeth Lorenz einmal ab«, entschied der Kommissar.
Hoffmann lenkte den Dienstwagen erneut durch die von Touristen gefüllten Straßen. Er drehte sein Fenster hinunter, um etwas frische Luft in den Wagen zu lassen …
Fünf Minuten später fuhren sie vor dem Haus von Frau Wagner vor. Dieses Mal öffnete Frau Wagner ihnen persönlich die Tür.
»Geht es Ihnen wieder etwas besser?«, erkundigte Kommissar Schuster sich bei der Frau.
»Danke. Wissen Sie bereits etwas über den Mörder?« Frau Wagner sah immer noch blass aus.
»Wir stehen noch mitten in den Ermittlungen. Deshalb brauche ich auch noch einige Angaben von Ihnen und Ihrer Schwester«, teilte ihr Schuster mit, nachdem er und Hoffmann im Haus waren. Hoffmann gefiel die Einrichtung des stattlichen Hauses sehr. Bereits beim ersten Besuch war ihm aufgefallen, dass das gesamte Haus mit Designermöbeln ausgestattet war. Frau Wagner bemerkte die Blicke.
»Das Einrichten von Häusern war mein Beruf. Ich bin Innenarchitektin. Nach meiner Heirat habe ich aber aufgehört zu arbeiten. Vergeblich haben wir auf ein Kind gehofft. Vielleicht werde ich wieder versuchen, in meinem gelernten Beruf zu arbeiten.« Frau Wagner lächelte für einen Moment.
Dann betrat Elisabeth Lorenz das Wohnzimmer und begrüßte den Kommissar freundlich.
»Guten Abend, Frau Lorenz. Gut, dass Sie auch da sind, dann kann ich meine Frage direkt an Sie und Frau Wagner gemeinsam stellen. Wo waren Sie am zweiten August gegen Mitternacht?« Abwartend blickte Schuster die Frauen an.
»Sie verdächtigen eine von uns?«, empörte sich Frau Lorenz.
Schuster hatte so eine Reaktion eigentlich schon erwartet. »Die Frage stelle ich allen, die mit dem Ermordeten in Kontakt standen. Sie wollen doch auch, dass wir den Mord aufklären?«
Elisabeth Lorenz rümpfte ihre Nase. »Ich war an diesem Abend in Koblenz mit einem Mann im Theater. Hier ist seine Visitenkarte, ich gehe davon aus, dass Sie mich als Nächstes nach dem Namen des Mannes gefragt hätten.«
Schuster nahm die Visitenkarte an sich und wandte sich Frau Wagner zu. »Wo waren Sie an dem Mordabend?«, wiederholte er seine Frage.
»Ich war zu Hause, den ganzen Abend. Gegen ein Uhr habe ich mich schlafen gelegt. Vorher hatte ich noch versucht meinen Mann telefonisch zu erreichen, aber ohne Erfolg.«
»Warum fragen Sie nicht diese Gerlinde Beil, wo sie zur Tatzeit gewesen ist?«, warf Frau Lorenz erbost in die Runde.
»Lassen Sie das unsere Sorge sein«, antwortet Hoffmann knapp.
»Sie hatte versucht sich an meinen Schwager heranzumachen. Davon hat sie Ihnen nichts erzählt?«, keifte Frau Lorenz und blickte verbissen zu Schuster.
»Wieso glauben Sie, dass Frau Beil hinter Ihrem Schwager her war?« Schuster sah ihr fest in die Augen.
Frau Lorenz wollte ihm antworten, doch ihre Schwester ergriff als Erste das Wort: »Sie hat nachts hier angerufen. Dann ist mein Mann mit
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