Loreley - Basalt
Beil.
»Was ist mit dem angeblichen Verhältnis zwischen Elisabeth Lorenz und Hagen Kaasten?«, drängte Jil auf eine Antwort.
»Ich habe nichts davon mitbekommen. Außerdem dachte ich wirklich, die Lorenz ist hinter ihrem Schwager, Doktor Wagner her.«
»Das war im Augenblick schon alles, was ich wissen wollte«, beendete Jil schnell das Gespräch.
Die nächsten Minuten bis nach Montabaur wollte sie noch Musik hören. Sie drehte ihr Radio an.
»Zu Gast bei mir im Studio ist jetzt der Bürgermeister von Sankt Goarshausen, Herr Lang. Von ihm möchte ich wissen, wie sich die Stadt auf Rhein in Flammen vorbereitet«, hörte Jil einen gut gelaunten Radiomoderator sagen. Jil drehte das Radio etwas lauter.
»Für Sankt Goarshausen ist dieses Fest jedes Jahr ein Höhepunkt und wir erwarten sehr viele Touristen. Einige haben eine Schiffsfahrt gebucht und verbringen den Abend auf dem Rhein. So erleben sie dann auch, wie die anderen Gemeinden an dem Fest teilnehmen. Höhepunkt ist natürlich immer das Feuerwerk und …«
Jil schaltete das Radio wieder aus, sie hatte ihr Ziel erreicht.
»Einen Kaffee?«, erkundigte sich Hansen, nachdem Jil sein Büro betreten hatte, und fügte hinzu, dass Kommissar Schuster im Büro nebenan zusammen mit Hagen Kaasten sei.
»Ich dachte, er wollte nach Sankt Goarshausen fahren«, murmelte Jil. Dann wollte sie wissen, ob Hagen Kaasten wirklich mit Frau Lorenz befreundet ist.
»Er behauptet es zumindest. Frau Lorenz hat hier angerufen und mitgeteilt, dass sie noch bei Gericht ist und erst gegen fünfzehn Uhr hier sein kann.«
»Dann fahre ich vorher noch schnell zu Manfred Luck ins Krankenhaus«, entschied Jil und stellte ihren Kaffee auf einem Regal ab.
»Möchten Sie nicht zuerst mit Hagen Kaasten reden?«, wunderte sich Hansen.
»Nein, jetzt nicht. Ich versuche, bis vierzehn Uhr wieder zurück zu sein.«
Hansen hob seine Schultern und sah Jil fragend hinterher, die bereits aus dem Zimmer geeilt war. Da er bemerkt hatte, dass die Kommissarin von den Ereignissen am Morgen noch immer sehr aufgewühlt war, lief er hinter ihr her. »Ich werde Sie nach Lahnstein begleiten.«
Im Auto erkundigte er sich nach Jils Befinden und warum sie nicht mit Hagen Kaasten reden wollte.
»Ich konnte diesem Mann so schnell nicht wieder begegnen. Heute Morgen habe ich mich so erschrocken und aufgeregt. Der Mann ist gewalttätig«, entschuldigte sie sich.
»Sie sind aber Kommissarin. Entschuldigung, das mag jetzt hart klingen, aber Sie sind doch eine starke Frau und brauchen vor so einem nicht wegzurennen.« Hansen sah sie kurz an, dann konzentrierte er sich wieder auf den Verkehr.
»Danke«, lächelte Jil.
Sofort war Jil in Gedanken wieder ganz bei den Mordfällen. »Haben Sie die Nummer von Winfried Weinand zufällig dabei?«, erkundigte sie sich bei Hansen.
»Da steht die Nummer drin«, meinte Hansen und zeigte auf einen Notizblock.
»Danke. Dann will ich mal hoffen, dass er zu Hause ist«, freute sich Jil. Bereits nach dem vierten Klingeln meldete sich Weinand am Telefon.
»Hier Kommissarin Augustin.«
»Was wollen Sie? Ich habe doch schon alles erzählt«, murrte Weinand unfreundlich.
»Mir geht Ihre Antwort im Krankenhaus nicht aus dem Kopf. Als ich Sie gefragt habe, warum Sie auf so einem unwegsamen Gelände wie dem Basaltpark gejoggt haben …«
»Da habe ich gesagt, ich wollte meine Ruhe haben. Das stimmt übrigens«, fiel Weinand ihr ins Wort.
Jil holte Luft und bemühte sich ruhig zu bleiben. »Mir ist Ihre Antwort aber immer noch nicht plausibel genug. Es hätte genügend andere Wege in der Umgebung gegeben, um Ruhe zu finden. Außerdem ist es schon etwas sonderbar, dass ausgerechnet Sie an der Stelle vorbeilaufen, wo Fred Müller ermordet liegt.«
»Ironie des Schicksals«, tönte Winfried Weinand in den Hörer. »Soll ich so tun als wäre ich jetzt traurig? Mir war sofort klar, dass mir jemand den Mord in die Schuhe schieben will«, fügte Weinand hinzu.
»Wer sollte denn gewusst haben, dass Sie ausgerechnet an diesem Morgen durch den Basaltpark joggen?«
»Frau Lorenz zum Beispiel.«
»Was? Wieso denn Frau Lorenz?«, rief Jil. Hansen blickte sie kurz an.
»Am Abend zuvor war sie bei mir gewesen. Sie und mein Sohn. Ich war nicht begeistert davon, dass mein Sohn sooft mit der Frau herkam. Aber wer hört schon auf so einen alten Mann wie mich.«
»Ihr Sohn hat aber gesagt, er sei nicht mit Elisabeth Lorenz liiert«, widersprach Jil. Daraufhin war nichts mehr am anderen Ende
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