Loreley - Basalt
und her. »Ich versichere Ihnen noch einmal, dass ich bis vor einigen Minuten nicht gewusst habe, dass Hagen Kaasten die Briefe geschrieben hat. Somit kann ich Ihnen auch keine Erklärung auf Ihre Frage geben.« Dabei blickte sie zu Hagen Kaasten. »Die Frage müsstest du selbst beantworten.«
»Ich habe mich nicht länger von diesem Saubermann erpressen lassen wollen«, knurrte Kaasten.
»Er hat Sie erpresst? Womit?«, wollte Schuster sofort wissen.
»Er wusste, dass ich nicht die besten Rohstoffe bei der Herstellung meines Kunststoffes genommen hatte. Mir hat das Geld dafür gefehlt«, ereiferte sich Kaasten.
Schuster sprang von seinem Stuhl auf. »Sie haben lieber in Kauf genommen, dass unschuldige Kinder eventuell erkranken, weil Sie hochgiftige Ausgangsstoffe verarbeitet haben.«
Elisabeth Lorenz sprang ebenfalls von ihrem Stuhl auf und keifte: »Das ist ja widerlich! Wenn das der Wahrheit entspricht, verteidige ich dich nicht.«
Jil wollte eingreifen und für Ruhe sorgen, doch Hagen Kaasten fing an zu toben.
»Du bist ganz still!«, drohte er Frau Lorenz. »Sonst kann ich ja mal erzählen, dass du ein Verhältnis mit dem Doktor Wagner hattest.«
»Ist das wahr?«, fuhr Jil dazwischen.
Elisabeth Lorenz nahm wieder auf ihrem Stuhl Platz und nickte.
»Warum haben Sie uns die ganze Zeit über angelogen?«, erkundigte sich Schuster.
»Ich hatte Angst davor, dass meine Schwester etwas von dem Verhältnis erfährt.« Die Stimme von Elisabeth Lorenz klang gequält.
»Wie war denn nun Ihr Verhältnis zu Hagen Kaasten?«
Jil sah die Frau erwartungsvoll an.
»Ja, wir waren auch einmal liiert. In einem Hotel auf Sylt vor drei Jahren bin ich ihm das erste Mal begegnet. Ich suchte einen Mann der Single war. Mir war schon lange klar, dass ich nicht ewig ein Verhältnis mit meinem Schwager haben konnte. Allein meiner Schwester zuliebe musste diese Beziehung ein Ende finden. So lernte ich Hagen Kaasten kennen und … lieben.«
»Wie lange hielt diese Freundschaft?«
»Einige Monate. Dann bin ich wieder mit meinem Schwager zusammengekommen.«
Hagen Kaasten sprang erneut auf.
»Ich hätte schon damals etwas deiner Schwerster stecken sollen«, fauchte er zornig.
»Sie bleiben ruhig«, mahnte Schuster.
»Frau Lorenz, Sie können mit dem Kollegen Hansen schon einmal nach nebenan gehen und Ihre Aussage zu Protokoll geben«, teilte Jil der Frau mit.
Elisabeth Lorenz schien froh zu sein, das Zimmer verlassen zu dürfen. Kommissar Hoffmann begleitete Hansen und Frau Lorenz.
»Kommen wir wieder ganz zu Ihnen, Herr Kaasten. Was genau hat Fred Müller von Ihnen verlangt?«, fragte Jil mit ruhiger Stimme, nachdem sie, Schuster und Kaasten alleine im Raum waren.
»Er hat verlangt, dass ich mich selbst anzeige, ansonsten würde er es tun. Dann habe ich dem Mistkerl einen Brief geschrieben, der es in sich hatte. Meine Hoffnung war, er würde aus Angst die Finger von der Sache lassen.«
»Warum hat Sinz die Briefe für Sie weitergeleitet?«
»Sinz ist ein Schmarotzer. Er hat mich seit Langem erpresst. Allerdings im ganz kleinen Stil. Für dieses Würstchen lohnt es sich nicht, die Finger schmutzig zu machen.«
»Hat es sich bei Fred Müller denn gelohnt?«, wollte Jil wissen.
»Ich habe doch schon mal gesagt, ich bin kein Mörder.«
»Woher haben Sie Doktor Wagner gekannt«, dieses Mal stellte Schuster die Frage.
»Ich habe ihn einmal bei Fred Müller im Büro getroffen, arroganter Typ. Fred Müller hatte zu ihm gesagt:’ Das ist übrigens der Mann.’ Doktor Wagner hat mich anschließend angesehen als hätte ich etwas Ansteckendes an mir.« Hagen Kaasten sah abwechselnd zu Schuster und zur Kommissarin.
»Sie hatten also den Eindruck, Doktor Wagner und Fred Müller hatten vorher über Sie gesprochen«, hinterfragte Schuster die damalige Begegnung.
Kaasten nickte. »Das war ganz eindeutig.«
»Warum sind Sie bei Fred Müller in die Wohnung eingebrochen?«
»Das wissen Sie auch?«, schreckte Kaasten hoch.
Jil nickte und gab Kaasten mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er weiterreden solle.
»Kurz vor seinem Tod hatte ich ihm noch einen Koffer mit Geld gebracht. Er wollte das Geld nicht annehmen, er sei sauber. Wie toll das klang! Ich erzählte ihm von seinem Vater und dass ohne mein Geld schon lange keine Fabrik mehr in Kamp-Bornhofen stehen würde. Fred Müller regte sich furchtbar auf. Er griff sich dabei sogar an sein Herz. Als er sich kurz entschuldigte und zur Toilette eilte, habe ich den Koffer auf
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