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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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hatten.
    Lizzi
machte auf dem Absatz kehrt und folgte Charlotte die Treppe hinauf. Allerdings
sprach sie kein Wort mehr, bis sie bei Charlottes Zimmer angelangt waren.
    »Du lieber
Himmel, Euer Ladyschaft, was ist denn passiert?«, empfing ihre Zofe Molly
sie.
    »Nichts«,
sagte Lady Lithby. »Lass uns einen Augenblick allein, Molly. Wir werden nach
dir läuten, wenn wir dich brauchen.«
    »Aber ...
Euer Ladyschaft, sie ist von oben bis unten voller ...«, sagte Molly.
    »Mach dir
deswegen keine Sorgen«, unterbrach Charlotte. »Du musst die Kleider nicht
säubern. Wirf sie einfach Hya...« Sie verstummte und fragte sich, was nur
los war mit ihr. Sie sollte ihre Zunge besser im Zaum halten.
    Der Bach,
der Beechwood vom Anwesen ihres Vaters trennte, war etwa zwei Meilen von Lithby
Hall entfernt. Auf ihren täglichen Spaziergängen legte Charlotte meist die
doppelte oder gar dreifache Entfernung zurück. Ausgiebige Spaziergänge halfen
ihr, zur Ruhe zu kommen. An manchen Tagen musste sie mehr zur Ruhe kommen als
an anderen.
    Vielleicht
hätte sie heute noch etwas weiter laufen sollen.
    Molly
begutachtete Charlotte von oben bis unten und schüttelte den Kopf.
    »Später,
Molly«, sagte Lady Lithby entschieden. »Mach die Tür hinter dir zu.«
    Noch immer
kopfschüttelnd ging das Mädchen hinaus. Es schloss die Tür hinter sich.
»Charlotte«, sagte Lizzie.
    »Es ist
nicht der Rede wert«, sagte Charlotte. »Ich war drüben spazieren, auf
Beechwood. Ich habe den neuen Bewohner getroffen.«
    »Du meinst
Mr. Carsington? Die Nachbarn reden von nichts anderem mehr. Mir wurde gesagt,
dass er gestern eingetroffen sei.« Lizzie musterte sie von oben bis unten.
»Hast du ihn getroffen, bevor oder nachdem du in den Schweinekoben gefallen
bist?«
    Charlotte,
die als Kind öfter mal in den Schweinekoben gefallen
war, erwog kurz, es dabei zu belassen. Doch leider merkte ihre Stiefmutter
sofort, wenn sie log. Das Leben war einfacher, wenn man ihr ohne Umschweife die Wahrheit
sagte, und sei es nur so wenig davon wie absolut nötig.
    »Er lag im
Ufergras«, sagte sie. »Zuerst habe ich ihn gar nicht gesehen. Ich wTar in
Gedanken versunken und habe mich zu Tode erschrocken, als er plötzlich den Kopf
hob. Ich bin gestolpert ... und gefallen.«
    Charlotte
sah keinen Grund, sich detailliert darüber auszulassen, was zwischen dem ersten
Stolpern und dem tatsächlichen Sturz geschehen war.
    Das
versuchte sie nach Kräften zu vergessen.
    Er war so
... so groß ... und stark ... und seine Hände ...
    Zehn Jahre
lang hatte ihr Körperkontakt zu Männern allenfalls in einer leichten Berührung
einer behandschuhten Hand bestanden, welche die ihre locker hielt oder beim
Walzer leicht auf ihrem Rücken lag.
    Er hatte
keine Handschuhe getragen, und auch die zahlreichen Lagen ihrer Kleidung hatten
sich als nutzlos erwiesen.
    Seine
Hände, seine Hände. Sie meinte sie noch immer zu spüren ... ebenso wie weitere
verstörende Empfindungen, die Verlangen beängstigend nah kamen. Aber das konnte
ja gar nicht sein. Niemals würde sie nach der Berührung eines Mannes verlangen,
sagte sie sich. Sie hatte ihre Lektion gelernt.
    Was heute
geschehen war, ließ sich ganz einfach erklären: Sie war bereits sehr außer sich
gewesen, als sie auf ihn getroffen war. Und weil sie so außer sich gewesen war,
war sie sogleich in Panik geraten, weshalb sie nicht mehr klar hatte denken
können. Denn sonst hätte sie natürlich sofort begriffen, dass der Mann nur
hatte verhindern wollen, dass sie in den Tümpel fiel, der einst ein Zierteich
gewesen war.
    Papas Worte
waren es gewesen, die sie so außer sich hatten geraten lassen – seine Worte und
der Gedanke an den Albtraum einer Ehe, die in Schande beginnen und letztlich
das Glück aller zerstören würde, die ihr am Herzen lagen: nicht nur das ihres
Vaters, sondern auch Lizzies, die ihren Gatten Charlotte zuliebe gleich zu
Beginn ihrer Ehe hintergangen hatte.
    Während ihr
all diese Sorgen durch den Kopf gegangen waren, hatte sie sich auf einmal ohne
jegliche Vorwarnung in den Armen eines Mannes wiedergefunden ... eines sehr
großen und starken Mannes.
    Kein Wunder,
dass sie wie ein in die Enge getriebenes Tier reagiert hatte.
    Noch
während sie versucht hatte, wieder zur Vernunft zu kommen, hatte sie
aufgeblickt und in sein Gesicht geschaut. Doch dank dieser golden schimmernden
Augen und einer tiefen Stimme, die sie wie eine Stimmgabel in Schwingung
versetzte, war es endgültig um alle Vernunft

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