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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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schlimm
ausgesehen. Als die Arbeiter endlich aufgetaucht waren, hatten sie ihn auf
einen ihrer Karren verfrachtet. Lisle hatte sich lautlos dagegen verwahrt, aber
seine Arbeiter duldeten keine Widerrede. Allein die Vorstellung, er könne
laufen, schien sie persönlich zu beleidigen. Sie war dem Wagen
hinterhergelaufen, und den ganzen Weg hinauf zur Burg war ihr die Kehle wie
zugeschnürt gewesen.
    Obwohl er
sich stur gab und ganz der Alte schien, wurde sie doch die schrecklichen Bilder
nicht los, sah den Mann wieder vor sich, wie er sich mit dem Stein auf ihn
gestürzt hatte, durchlebte wieder jene schrecklichen Minuten, da sie gemeint
hatte, Lisle wäre tot.
    Nun, da die
Wunde gereinigt war, verstand sie, warum die Männer sie so auf die leichte
Schulter nahmen.
    Lisle hatte
einen Hut getragen, und er hatte dichtes Haar. Der Stein hatte ihm eine
Schürfwunde beigebracht, die zwar geblutet hatte, doch harmlos war.
    Trotzdem
saß ihr der Schrecken noch immer in den Gliedern.
    »Ich weiß,
dass Neuigkeiten sich wie ein Lauffeuer verbreiten«, fuhr er fort. »Aber wir
haben das erst gestern, spätabends geplant. Wer außer Nichols, Bailey und
Herrick kann gewusst haben, dass wir heute früh auf dem Weg ins Dorf sein
würden?«
    »Die Frage ist weniger, wer es wusste, sondern wie unsere Angreifer
davon erfahren haben«, sagte Olivia.
    Herrick
trat ein. »Euer Lordschaft, die Männer sind von der Suche zurückgekehrt. Ich
bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, dass sie weder die Räuber noch die Kiste
ausfindig gemacht haben.«
    »Das hatte
ich auch nicht erwartet«, sagte Lisle. »Hätte da nicht dieser Mann mitten auf
der Straße gelegen ...«
    »Glaud
Millar, Euer Lordschaft. Der Flickschuster. Jeden Abend sturzbetrunken, aber
jeden Morgen nüchtern an der Werkbank.«
    Olivia
horchte auf und sah den Butler an. »Sie meinen, jemand könnte ihm behilflich
gewesen sein, zu dieser Stunde sturztrunken auf der Straße zu liegen?«
    »Gewiss,
der Vorfall scheint mir doch verdächtig, Miss.«
    »Mir auch«,
stimmte Lisle ihm zu. »Die Ankunft unserer Arbeiter hat sich deswegen
verzögert, was den Angreifern genügend Zeit gab zu entkommen. Mittlerweile
dürften sie längst in Edinburgh sein.«
    »Da wäre
ich mir nicht so sicher, Euer Lordschaft«, sagte Herrick.
    »Sie haben
uns die Kiste, den Karren und das Pferd gestohlen«, sagte Lisle. »Warum
sollten sie damit nicht nach Edinburgh fahren?«
    »Euer
Lordschaft, die Verbrecher dieserorts sind jämmerliche Gestalten. Nicht die
Hellsten, wenn ich das so sagen darf. Trotzdem wären nicht einmal sie so dumm,
die Hauptstraße zu nehmen und dorthin zu fahren, wo jeder sie vermutet. Zudem
bliebe es im Dorf nicht lange unbemerkt, wenn zwei Nachbarn plötzlich verschwunden
wären. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben dürfte, Euer Lordschaft, würde ich
in der näheren, wenn nicht gar in der nächsten Umgebung suchen.«
    Derweil, in einem Hain nah der
Kirchenruine, betrachtete Jock wehmütig das gestohlene Pferd.
    »So, die
Kiste ist in Sicherheit«, sagte Roy. »Jetzt müssen wir nur noch darauf warten,
bis die Aufregung sich wieder legt.«
    »Wir hätten
auch nach Edinburgh fahren können«, sagte Jock. »Einer von uns auf dem Gaul,
der andere mit der Kiste auf dem Karren.«
    »Am selben
Tag, wo der Sohn vom Burgherrn eins über den Schädel bekommt und ihm Pferd,
Karren und Kiste geklaut werden? Wo überall nach dem Pferd, dem Karren und der
Kiste gesucht wird? Und was glaubst du wohl, wer uns in Edinburgh was von dem
Kram abnimmt, wenn alle Welt danach sucht?«
    »Wenn Mary
nich’ dichthält, weiß sowieso jeder, dass wir’s waren.«
    »Siehst du,
noch ein Grund«, trumpfte Roy auf. »Wär’n wir jetzt in Edinburgh, würd’ sie
glauben, sie wär sicher, und anfangen zu reden. Aber wenn sie uns heut Abend im Crooked
Crook sieht, wenn wir da wie üblich mit Glaud zusammenhocken, hält sie den
Mund.«
    »Aber was,
wenn sie bis da schon gequatscht hat? Dieser verdammte Herrick ...«
    »Blut ist
dicker als Wasser«, beschied Roy. »Du weißt, wie sie sich um ihren Bruder sorgt.
Die will nicht, dass dem was passiert. Weshalb sie den Mund halten wird, solang
wir hier sind. Wenn dann Gras über die Sache gewachsen ist, besorgen wir uns
ein Pferd und einen Wagen, packen unsere Siebensachen, schnappen uns die Kiste
und hau’n ab nach Edinburgh. Oder nach Glasgow.« Er überlegte kurz. »Ich kenn
da noch ’n paar Leute. Kann gut sein, dass es sich nicht bis da rumspricht.« Er
klopfte

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