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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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die Nase und meinte:
»Wir sollten sofort nach Hause fahren, Miss.«
    »Sie hat
recht«, fand Lisle. »Ehe sich herumgesprochen hat, wie du Belder öffentlich mit
deinem Schirm traktiert hast, solltest du zu Hause sein, damit du die
Geschichte nach deinem Ermessen darstellen kannst.«
    Als ob es
darauf ankäme, welche Version Olivia ihren Eltern erzählte! Sie waren die
Skandale langsam leid. Großmama und Großpapa Hargate würden gewiss auch ein
Wörtchen mitzureden haben, und das dürfte nicht erfreulich werden. Die beiden
fanden ohnehin, dass Olivia längst hätte heiraten sollen. Ein Mann und Kinder
würden ihr die Flausen schon austreiben. Dachten sie. Immerhin war es ihnen gelungen,
all ihre Kinder vorteilhaft unter die Haube zu bringen. Aber sie hatten auch
nur Söhne gehabt, was man überhaupt nicht vergleichen konnte. Sie war eben
anders. Niemand war wie sie – außer vielleicht den Ungeheuerlichen DeLuceys:
rastlose Geschöpfe, denen man besser nicht über den Weg traute.
    Wenn sie
heiratete, würde sich ihr Leben auf Ehe und Mutterschaft beschränken, und so
würden die Jahre vergehen, bis sie langsam daran ersticken würde. Sie könnte
nie mehr etwas wirklich Interessantes tun, niemals mehr. Ganz gewiss würde sie
nie die großen Abenteuer erleben, von denen sie immer geträumt hatte.
    Nicht dass
zurzeit viel Hoffnung darauf bestanden hätte. Nicht in einer Gesellschaft, die
sie mit immer strenger werdenden Regeln einschränkte.
    Aber
solange sie niemandes Ehefrau war – und solange Urgroßmama noch lebte und sich
für sie einsetzte –, hatte Olivia zumindest ein gewisses Maß an Freiheit.
    Die sie
erst aufgeben würde, wenn ihr gar keine andere Wahl mehr blieb.
    »Komm doch
zum Dinner mit zu uns«, sagte sie zu Lisle. »Dann könnten wir in Ruhe reden.«
    »Ich
glaube, ich sollte mich erst frisch machen«, meinte er.
    Als er sie
angrinste, musste sie an den Jungen denken, der sich einst mit Nat Diggerby
geprügelt hatte und dann auf der Fahrt nach Bristol ihr treuer Knappe gewesen
war.
    Dieses
Grinsen und die Erinnerung ließen sie ganz flatterig werden. »Das solltest du
wohl«, sagte sie.
    Er schloss
den Kutschenschlag.
    Sie lehnte
sich weit in ihren Sitz zurück, damit sie nicht in Versuchung geriet, aus dem
Fenster zu schauen und ihm nachzusehen.
    Als die
Lakaien hinten aufsprangen, schwankte die Kutsche leicht, dann klopfte einer
der beiden kurz aufs Dach, und schon setzte das Gefährt sich ruckelnd in
Bewegung. Nach ein, zwei Minuten sagte Bailey: »Miss, Sie haben noch immer
Seiner Lordschaft Taschentuch in der Hand.«
    Olivia sah
darauf hinab. Sie würde es waschen lassen und dann ihrer Sammlung einverleiben.
Der Handschuh ihrer rechten Hand verbarg den Skarabäuskäfer, den er ihr vor
Jahren geschickt hatte. Sie hatte ihn zu einem Ring arbeiten lassen, den sie
ständig trug. Zudem waren da noch seine Briefe, die ruhig zahlreicher hätten
sein können: auf jedes halbe Dutzend von ihr kam einer von ihm.
    Sie hatte
seine Freundschaft und jeden seiner Briefe bewahrt. All die kleinen Schätze,
die er ihr geschickt hatte, und jedes noch so kleine Erinnerungsstück, das sie
im Laufe der Jahre gesammelt hatte. Mehr, so wusste sie, würde sie nie von ihm
bekommen. Mehr würde niemand von ihm bekommen. Er hatte sich vor langer Zeit
schon Ägypten verschrieben. Mit Leib und Seele.
    »Er wird es
nicht vermissen«, sagte sie.
    Atherton House,
    am selben Abend
    »Oh,
Peregrine, wie
konntest du nur?«, klagte Lady Atherton. »Eine Prügelei! Wie der gemeine Pöbel!
Und noch dazu auf der Strand, wo alle Welt dich sehen konnte!« Sie wandte sich
an ihren Gatten. »Siehst du, Jasper? Das kommt davon, ihn all die Jahre in
Rupert Carsingtons Obhut belassen zu haben.«
    So ein
Unsinn. Lisle hatte sich schon vorher gern geprügelt. Auf diesem Gebiet hatte
Onkel Rupert ihm nicht mehr viel beibringen müssen. Einer ordentlichen
Schlägerei war er noch nie ausgewichen – ganz gleich, wie stark oder zahlreich
der Gegner. War er nie und würde er nie.
    »Du bist zu
einem Wilden geworden!«, schäumte sein Vater. »Nicht einmal einen Vortrag in
der Gesellschaft für Altertumskunde kannst du halten, ohne eine Straßenschlacht
anzuzetteln.«
    »Wohl
kaum«, sagte Lisle. »Eher eine kleine Meinungsverschiedenheit. Seid unbesorgt: Die
Zeitungen werden Wichtigeres zu berichten haben.«
    »Die
Zeitungen drucken doch nichts lieber als haarsträubende Geschichten über
Männer, die sich wegen Olivia Carsington die Köpfe

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