Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
Vom Netzwerk:
farbenfroh werden, dann langsam
verblassen. Mein Mund, wie du gewiss mit Bedauern festgestellt hast, ist auch
nicht gar so schlimm zugerichtet.«
    »Aber so
ansehnlich wie auf dem Ball bist du jetzt nicht mehr«, fand sie. »Mama hat
einen sehr schillernden Bericht von der Prügelei und deinen Blessuren erhalten
und getobt vor Wut. Ich solle mich von dir fernhalten, hat sie gesagt. Du
hättest auch ohne mich schon genügend Probleme.«
    »Unsinn«,
sagte er. »Mit wem sollte ich denn reden, wenn ich dich nicht mehr sehen darf?
Komm. Hier ist es zu laut.«
    Obwohl der
Park zu dieser Stunde praktisch verlassen dalag – verlassen zumindest von der
guten Gesellschaft –, ging es an Hyde Park Corner recht geschäftig zu. Auf den
Trottoirs tummelten sich Händler, Milchmädchen, Soldaten und Wegelagerer. Auf
der Knightsbridge Road drängten sich Droschken, Bauernkarren, elegante
Kutschen, Reiter und wagemutige Fußgänger. Straßenkinder, Katzen und Hunde
flitzten zwischen den Pferden und Gespannen hindurch.
    Genau hier
hatte ihr erstes gemeinsames Abenteuer begonnen. Er erinnerte sich noch lebhaft
daran: Olivia in Begleitung dieses dummen, verdrießlichen Burschen ... wie
Lisle ihn aus dem Weg geräumt hatte ... dann zu ihr auf den Bauernkarren
gestiegen war ...
    Jedes Mal,
wenn er auf sie wartete, rechnete er mit dem spindeldürren Mädchen von einst,
das feuerrotes Haar und unglaublich blaue Augen hatte, aber eben ein bisschen
... nun ja, speziell aussah. Und jedes Mal, wenn er sie dann sah, geriet er
außer Fassung. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass eine Schönheit
aus ihr geworden war. Es war geradezu peinvoll, ihr ins Gesicht zu sehen, und
ihre weichen Rundungen – vom straffen Schnitt des Kleides nur noch betont –
brachten alles in ihm in Aufruhr.
    Genau die
falschen Gefühle. Solche Gefühle konnte jede halbwegs ansehnliche Frau in einem
Mann wecken. Und es gab genügend Frauen, die sich ihrer annahmen.
    Was er
gerade brauchte, war indes eine Freundin und Verbündete.
    Selbst im
Park angelangt, sah er sich noch immer außerstande zu reden. Erst musste er
diese Gefühle klären, die sich eingenistet hatten in seinem Kopf oder seinem
Herzen – er wusste nicht, wo.
    »Wettrennen?«,
schlug er vor, um Zeit zu schinden.
    Ihre Augen
funkelten.
    Die Pferde
waren ausgeruht und galoppierten freudig über die menschlenleere Rotten Row
westwärts. Olivia ritt mit demselben Geschick und Wagemut, die sie auf alles
andere in ihrem Leben verwandte, und ihr Pferd konnte es mühelos mit seinem
aufnehmen. Er gewann, doch nur knapp, und am Ende mussten sie beide ausgelassen
lachen – über sich und wohl auch, weil es nichts Herrliches gab, als an einem
sonnigen Herbstmorgen durch den Park zu galoppieren.
    Sie fielen
in einen gemächlichen Trab und hielten auf eine kleine Baumgruppe zu. Fernab
der frequentierten Wege ließen sie ihre Pferde im Schritt gehen.
    Dann
erzählte er, was geschehen war.
    »Sie haben
dir den Geldhahn zugedreht?«, fragte sie ungläubig. »Aber das können sie doch
nicht machen! Hier wirst du wahnsinnig werden. Du musst nach Ägypten
zurückkehren.«
    »Ich hatte
dir ja gesagt, dass sie entschlossen sind, mich hier festzuhalten«, sagte er.
»Mir war nur nicht klar, wie entschlossen. Nach einer Weile würden sie
sich schon wieder beruhigen, dachte ich, oder es ganz einfach vergessen, wie so
vieles. Aber heute waren sie wegen dieses unseligen Gorewood Castle noch
beharrlicher als gestern. Vater will meinen Lebensunterhalt nur noch dann
finanzieren, wenn ich mich auf ihren fantastischen Renovierungsplan einlasse.«
    »Ich kann
mir schon denken, was er damit bezweckt«, sagte sie. »Er hofft, dass du dich
für das Projekt begeistern wirst, wenn du erst mal damit begonnen hast, und
deine Leidenschaft auf Gorewood Castle überträgst.«
    Sein Herz
begann sich schuldbewusst zu regen. »Meine Leidenschaft?«, fragte er. »Deine
Eltern sind eifersüchtig auf Ägypten«, sagte sie. »Sie verstehen nicht den
Unterschied zwischen einer alten Burg und antiken Bauten. Für sie ist es alles
'alt'.« Er würde Ägypten niemals seine Leidenschaft genannt haben. Doch es
wunderte ihn nicht, dass Olivia es tat, und vielleicht war das, was er für
dieses ferne Land und seine Arbeit empfand, ja tatsächlich so etwas wie
Leidenschaft.
    Sie
verstand ihn so gut, manchmal besser als er sich selbst. Aber war es
verwunderlich? Schließlich war sie eine DeLucey – und deren Sippschaft war wohl
auch deshalb über

Weitere Kostenlose Bücher