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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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prustete vor Lachen. »Wirklich respektlos.«
    »Er hat
eine Katze, einen Hund, eine Taube und einen Proviantkorb mitgenommen«, sagte
Lisle. »Den Proviant kann ich ja verstehen, die Tiere nicht. Die Taube ist ihm
dann auch ziemlich schnell weggeflogen, und die Katze hat die Höhe nicht
vertragen, weshalb man sie kurz hinter London wieder von Bord gelassen hat.«
    Olivia
lachte noch immer, aus ganzem Herzen, ein tiefer, voller Klang, der ihn aufhorchen
ließ. Kein Vergleich zu dem silberhellen Lachen, das so viele Frauen zum Besten
gaben. Ein satter, kehliger Laut, der ihm wohlige Schauer über den Rücken
jagte.
    Ein Lachen,
das gefährliche Bilder in ihm heraufbeschwor – Bilder von Bettvorhängen, die
sich sanft im Wind bewegten, von zerwühlten Laken – und das er zugleich sehr
entwaffnend fand. Töricht lächelte er sie an.
    »Ein
Glück«, meinte sie. »Das musst du dir mal vorstellen: Der kleine Ballonkorb,
vollgestellt mit den Rudern, dem Proviant, den technischen Instrumenten, und
dann noch die Katze, der Hund und die Taube. Und dann fängt die Katze an, alles
vollzuspucken. Ich stelle mir gerade den Ausdruck in Lunardis Gesicht vor. Am
liebsten hätte er das blöde Vieh gleich aus luftiger Höhe geworfen! Ob er nah
am Boden geflogen war, als er sie von Bord gelassen hat?«
    »Also
wirklich, Olivia, da fragst du mich zu viel. Du weißt doch, dass ich keinerlei
Fantasie ...« Und dann fing auch er an zu prusten, konnte sich kaum noch halten
vor Lachen, als er sich die Szene vorstellte, die sie eben ausgemalt hatte.
    Einen
Augenblick lang waren aller Ärger und alle Sorgen vergessen, und er fühlte sich
wieder so unbeschwert wie einst als Kind. Er ließ sich an den Zaun sinken und
lachte, wie er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gelacht hatte.
    Dann
erzählte er ihr die Geschichte der einhundertsiebzig Pfund schweren Mrs Letitia
Sage, der »ersten britischen Ballonreisenden«, die mit Lunardis Kollegen Biggin
in einem weiteren Ballon aufgestiegen war.
    Natürlich
schmückte Olivia auch diese Szene aus: wie der Ballonkorb im Wind schwankte und
die schwergewichtige Frau die Schräge hinabrutschte, unausweichlich auf den vor
Schreck erstarrten Biggin zuhielt, als der Wind ein Nachsehen hatte und sich
wieder drehte, womit es Biggin gerade noch mal erspart geblieben war, ein Opfer
der »ersten britischen Ballonreisenden« zu werden.
    Sie
erzählte all das nicht nur, nein, sie führte es regelrecht vor, gab sogar jedem
Part eine eigene Stimme, einschließlich den Tieren.
    Und während
sie so lachten und sich Geschichten erzählten, fanden sie immer näher zusammen.
Es geschah unbedacht, wie von selbst. Genau so, wie es früher gewesen wäre.
    Er hätte
noch ewig hier bleiben können, allen Verdruss vergessen und sich einfach nur
ihrer Gesellschaft erfreuen wollen. Er hatte sie vermisst. Das war eine schwer
zu bestreitende Tatsache. Er musste daran denken, wie die Welt auf einmal
wieder ins Lot gekommen war, als sie ihn an jenem Abend – gerade einmal ein
paar Tage war es her – beiseitegenommen und gesagt hatte: »Erzähl mir, was los
ist.«
    Natürlich
hatte sie nicht lange gebraucht, um seine Welt geradezu wieder aus den Angeln
zu heben – und zwar in nie gekanntem Maße, wofür er sie umbringen könnte –,
aber andererseits war er auch hingerissen von ihr, und jetzt, in diesem
Augenblick, so glücklich, wie er es schon lange nicht mehr gewesen war.
    Er hatte es
also überhaupt nicht eilig zurückzukehren – auch dann nicht, als ihn eine
heftige Windbö wie ein Schlag ins Gesicht erwischte.
    Doch sie
fröstelte, weshalb er sagte: »Wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen.«
    Sie nickte,
den Blick noch immer auf das Denkmal gerichtet. »Zumindest haben wir den Damen
genügend Zeit gegeben, eifrig darüber zu spekulieren, was genau wir wohl
angestellt haben.«
    »Diese
beiden«, meinte er kopfschüttelnd. »Wie um alles in der Welt hast du meine
Eltern davon überzeugen können, dass sie sich als Anstandsdamen eignen? Ich
wüsste sowieso gern, wie ...«
    »Lisle, du
weißt ganz genau, dass es gegen den Ehrenkodex der DeLuceys verstößt, einen
Trick zu verraten.«
    Er
betrachtete ihr leise lächelndes Profil. »Du hast sie also ausgetrickst«,
stellte er fest.
    Sie sah ihn
an, mit scheinbar arglosen blauen Augen, die kein Wässerchen trüben konnten.
»Natürlich. Bist du noch immer böse auf mich?«
    »Ich rase
vor Wut«, sagte er.
    »Ich auch«,
erwiderte sie. »Aber für den Augenblick will ich dir

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