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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Fuß auf seine verschränkten Hände. Dann stieß sie sich ab, und schon
saß sie im Sattel.
    Mit
knappen, routinierten Bewegungen half er ihr, die Steigbügel auf die richtige Höhe zu
bringen, dann zog er sittsam ihren Rocksaum herab.
    »Herrgott
noch mal«, schnaubte sie.
    »Man konnte
alles sehen«, sagte er.
    »Wie prüde
du geworden bist«, meinte sie.
    »Und du
bist unverschämt sorglos«, erwiderte er. »Alles einfach zu zeigen.«
    Aha, dann
machte es ihm also doch etwas aus, was?
    Gut so –
nach allem, was er mit ihr gemacht hatte.
    Sie
lächelte, dann ließ sie die Stute mit einem leisen Schnalzen antraben.
    Die Damen schliefen, als Olivia
zurückkehrte, und sie wachten auch dann nicht auf, als die Kutsche sich wieder
in Bewegung setzte.
    Während die
beiden schnarchten, widmete Olivia sich wieder Paterson’s Roads. Um
ihnen die Zeit zu vertreiben, las sie Bailey daraus vor, was es über die Städte
und Dörfer zu wissen gab, die sie unterwegs passierten, welche bekannten
Persönlichkeiten dort lebten oder gelebt hatten, und ließ auch noch die
ausführlichen Beschreibungen der Wohnsitze besagter Persönlichkeiten folgen.
Nach einer quälend langsam zurückgelegten Steigung gelangten sie nach
Buntingford, wo die Pferde gewechselt wurden. Bergauf ging es weiter bis nach
Royston, wo abermals gewechselt wurde. Danach kam man zügiger voran, einen Teil
der Strecke geradezu im Galopp. Sie überquerten den River Cam, und weiter ging
es nach Arrington. Hier machten sie Halt beim Hardwicke Arms, wo sie – wenig
überraschend – von der Wirtin persönlich begrüßt wurden. Die gute Frau hatte
die Reisekutsche der Dowager Countess erkannt, und wie jede Wirtsfrau, die ihr
Geschäft verstand, wusste sie das Wappen am Schlag richtig zu deuten: »Geld«
stand da. Viel Geld. Freizügig verteilt.
    Bei diesem
Halt erwachten auch die alten Damen wieder zum Leben. Sie würden vergehen vor
Hunger und Durst, verkündeten sie und sprangen aus dem Wagen, kaum dass der
Lakai den Tritt bereitgestellt hatte.
    Gerade
wollte auch Olivia aussteigen, als Lisle, diesmal zu Fuß, am Schlag auftauchte.
    »Ich weiß,
dass du das Kommando übernommen hast«, kam sie ihm zuvor, »aber wir müssen auch
mal essen. Wir sterben alle vor Hunger.« Wegen des kleinen Zwischenfalls im
»Falcon Inn« war sie nicht zum Frühstücken gekommen. Und in Ware war sie viel
zu durcheinander gewesen, um ans Essen zu denken.
    »Es war
nicht meine Absicht, dich verhungern zu lassen«, sagte er und reichte ihr seine
Hand, die sie so beiläufig wie möglich nahm, während sie ihre unangebrachten
Gefühlsaufwallungen zu ignorieren versuchte. Rasch stieg sie die schmalen
Tritte hinab, ließ seine Hand los, sowie sie festen Boden unter den Füßen
hatte, und eilte gen Gasthaus.
    Entkommen
konnte sie ihm so nicht. Mit seinen langen Schritten hatte er sie sogleich
eingeholt.
    »Hättest du
mich daran erinnert, dass du noch nicht gefrühstückt hast, würde ich eher
gehalten haben«, sagte er. »Du solltest dich nicht darauf verlassen, dass ich
derlei bemerke. Wäre ich nicht plötzlich hungrig geworden, hätte ich überhaupt
nicht ans Essen gedacht. Wenn wir in Ägypten unterwegs sind, muss ich mir
darüber keine Gedanken machen, weil die Bedienten es tun. Zudem reisen wir
meist auf der Dahabije, wo wir einen Koch haben. Wir müssen zu den Mahlzeiten
nicht Halt bei Gasthöfen machen – was außerhalb Kairos auch ein Problem wäre.
Mit der Dahabije zu reisen
ist, als wäre man im eigenen Haus unterwegs.«
    Bilder
zogen vor ihrem geistigen Auge dahin, so lebhaft und anschaulich, dass es sie
alle ungenehmen Gefühle vergessen ließ. »Wie herrlich es sein muss«, schwärmte
sie. »Auf einem schmalen, anmutigen Boot den Nil hinabzufahren, die Mannschaft
in weißen Gewändern und Turbanen. Ganz anders als das hier.« Mit vager Geste
deutete sie um sich. »Man gleitet auf dem Fluss dahin, zu beiden Seiten einen
wunderbaren Blick auf üppiges Grün, dahinter Berge und Wüste, und irgendwo
dazwischen Tempel und Pyramidengräber, wie Geister aus einer anderen Welt.« Als
sie mit ihren Ausmalungen am Ende war, hatten sie den Gasthof bereits betreten.
Sie merkte, dass Lisle sie ansah wie schwer zu entziffernde Schriftzeichen auf
einem alten Stein.
    »Was ist?«,
fragte sie. »Was ist denn nun schon wieder? Zeige ich zu viel Hals?«
    »Wie
leicht dir das fällt«, meinte er. »Sich etwas vorzustellen.«
    Ihr war es
so selbstverständlich wie das Atmen.
    »In diesem
Fall muss

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