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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Gorewood Castle hier BERÜCHTIGT ist, werden wir in der ersten Zeit
wohl auf unser Kleines Kontingent zurückgreifen müssen. Allerdings bin ich sehr
zuversichtlich , dass wir diesem unseligen SPUK bald auf den Grund kommen
werden und dann schottische Dienstboten einstellen können – denn du weißt, dass
unsere Londoner Dienstboten nur Leihgaben sind und bald
zurückgeschickt werden müssen – möglichst noch ehe Mama herausgefunden hat,
dass ich sie ausgeliehen habe.
    Deine
Olivia Carsington
    Am
Mittwoch kehrten
Roy und Jock Rankin aus Edinburgh zurück. Ihre Taschen klingelten von den
Erlösen aus dem Verkauf von Dingen, die nicht die ihren waren. Das Wirtshaus
von Gorewood brodelte vor Neuigkeiten: Der Earl of Lisle, Sohn des Marquess of
Atherton, zog mit einem ganzen Tross Londoner Dienstboten auf Gorewood Castle
ein. Ein Gespann mit Kisten, Truhen und einigen Bedienten sei schon
eingetroffen, weitere sollten in den nächsten Tagen folgen.
    Roy und
Jock sahen sich an.
    »Glaub ich
nicht«, sagte Roy. »Haben sich mal wieder ein paar Londoner herverirrt, um sich
das alte Gemäuer anzuschauen, und schon kommen alle auf dumme Gedanken. Glauben
die immer gleich, dass da wer einzieht. Da ist keiner eingezogen, seit der Alte
ausgezogen ist – und wie lang ist das jetzt her? Zehn Jahre?«
    Aber die
Dorfbewohner waren ganz aus dem Häuschen – viel mehr als sonst, wenn Reisende
aus England sich hierher verirrten, um Gorewood Castle zu besichtigen. Bald
darauf traten die Brüder aus dem Wirtshaus in die regnerische Nacht und liefen
hinauf zur Burg, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.
    Wo sie
indes feststellen mussten, dass ihre Nachbarn ausnahmsweise recht gehabt
hatten. Von der Straße aus war durch den Nieselregen Licht in mindestens drei
Fenstern zu sehen. Als sie sich näher heranpirschten, entdeckten sie in der
alten Scheune eine Kutsche und Pferde.
    »Aber
hallo, das geht doch nicht ...«, befand Roy.
    »Dem Spuk
werden wir ein Ende machen«, sagte Jock.
    Donnerstag, 13. Oktober
    Der
Butler Edwards war
noch lange nicht so betrunken, wie er gern gewesen wäre. Seit seiner Ankunft
auf Gorewood Castle hatte es unablässig geregnet. Und diese Burg! Ein alter
Schutthaufen, moderig und feucht. Bettzeug hatten sie mitgebracht, aber es gab
keine Betten. Den Herrn schien das nicht weiter zu stören, war er es doch
gewohnt, auf dem Boden zu schlafen, aber Edwards wollte sich damit nicht
abfinden.
    Von
Sonnenaufgang bis lang nach Sonnenuntergang hatten sie geschuftet und versucht,
das moderige Gemäuer für die Damen bewohnbar zu machen. Die Dorfbewohner
zeigten sich wenig hilfsbereit. Beharrlich weigerten sie sich, selbst einfachstes
Englisch zu verstehen, und nicht einmal der Herr mit seiner Kenntnis
heidnischer Sprachen wurde aus ihrem Kauderwelsch schlau.
    Die
Londoner Dienstboten wurden wie feindliche Invasoren behandelt. Man sollte
eigentlich meinen, die Kaufleute freuten sich über Kundschaft – die in dieser
Wildnis gewiss spärlich gesät war –, aber wenn man sich nach diesem oder jenem
erkundigte, begegneten einem nur leere Blicke. Und wenn sie sich dann doch dazu
herabließen, einen zu bedienen, verstanden sie einen nicht oder wollten einen
nicht verstehen und brachten prompt das Falsche.
    Ein Glück,
dass sie es wenigstens im »Crooked Cook« kapiert hatten, der Dorfschenke –
nachdem er sich erst mit Händen und Füßen verständigt und es schließlich
aufgeschrieben hatte. Ein Wunder, dass sie lesen konnten. Er hatte sich im
Wirtshaus nur ein wenig aufwärmen wollen, bevor er durch Finsternis und Regen
zur Burg zurücktrabte und sich auf eine feuchtkalte Nacht freute.
    Die Straße
lag gottverlassen da, nirgends ein Licht. Auf einer Seite meinte er die
Überreste jener alten Kirche ausmachen zu können, die im vorigen Jahrhundert
abgebrannt war. Zumindest sah er den Friedhof, mit Grabsteinen, die so krumm
und schief standen, als hätten Regen, Kälte und Finsternis sie niedergedrückt.
Schaudernd wollte er den Blick abwenden, als er auf einmal ein Rascheln hörte.
Und da, vor ihm ... eine weiße Gestalt mit glühenden Augen.
    Er schrie,
machte auf dem Absatz kehrt und rannte.
    Und rannte
und rannte und rannte.
    Gorewood Castle
    Freitag, 14. Oktober
    Liebe Olivia,
    du
solltest dich auch um einen neuen Butler bemühen. Edwards ist verschwunden.
    Dein L.

Kapitel 10
    Gorewood
    Montag, 17. Oktober
    Sie war ausgestiegen und am Straßenrand
stehen geblieben. Gebannt schaute sie zu dem Koloss hinauf,

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