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Losung Takalor

Losung Takalor

Titel: Losung Takalor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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über­rascht, wie wen­dig die Ma­schi­ne war. Dann sah ich es auf­blit­zen. Der Bri­te feu­er­te sein MG durch die krei­sen­den Pro­pel­ler ab. Die Ku­geln schlu­gen ins Was­ser. Ich sah, wie die Ein­schlä­ge mit ra­sen­der Ge­schwin­dig­keit auf mich zu ka­men. Ei­ne Stra­ße des To­des.
    Ent­schlos­sen sprang ich ins Was­ser und tauch­te un­ter. Ich hör te nicht, ob er weiter­schoß oder nicht. Ich ver­folg­te sei­ne Ge­dan­ken. Er war mit dem Er­geb­nis die­ses An­flugs ganz und gar nicht zu­frie­den. Ich schon!
    In al­ler Ei­le schwamm ich ans Ufer, ge­wann Grund un­ter den Fü­ßen und jag­te auf die Bäu­me zu. Doch der Dop­pel­de­cker war schon wie­der da. Wie­der rat­ter­te das MG, so daß ich hin­ter ei­nem Fels­bro­cken Schutz su­chen muß­te. Da­mit hat­te der Pi­lot ge­rech­net. Ich er­faß­te sei­ne Ge­dan­ken, be­merk­te die Ein­schlä­ge ne­ben mir, schnell­te mich hoch und flüch­te­te zehn Me­ter wei­ter. Dort lan­de­te ich er­neut hin­ter ei­nem Fel­sen. Das war ge­nau in dem Au­gen­blick, als mei­ne ers­te De­ckung von ei­ner Bom­be zer­fetzt wur­de. Un­will­kür­lich rich­te­te ich mei­ne Waf­fe auf das Flug­zeug, doch ich lös­te sie nicht aus. Ich hät­te den Mann ge­trof­fen, und ob­wohl ich ihn nur pa­ra­ly­siert hät­te, wä­re das Flug­zeug ab­ge stürzt. Der Mann wä­re ge­stor­ben, und da­mit wä­re die Ge­fahr ei nes Zeit­pa­ra­do­x­ons ent­stan­den.
    Zäh­ne­knir­schend schob ich die Waf­fe in den Gurt zu­rück und rich­te­te mich auf. Ich hör­te das Bel­len der Spür­hun­de. Selbst­ver­ständ­lich wa­ren mei­ne Mü­hen nun um­sonst, denn nun wuß­ten die Sol­da­ten, wo ich zu su­chen war.
    Ich er­reich­te die Tan­nen und hat­te da­mit aus­rei­chen­den Schutz ge­gen ei­ne De­ckung von oben. Mehr­mals rausch­te der Dop­pel­de­cker mit brum­men­dem Mo­tor über mich hin­weg. Der Pi­lot warf auch noch ei­ni­ge Bom­ben, aber er wuß­te nicht, wo ich war. Die Wurf­ge­schos­se schlu­gen weit von mir ent­fernt auf den wei­chen Bo­den und ex­plo­dier­ten, oh­ne mich auch nur an­nä­hernd zu ge­fähr­den.
    Ich rann­te, so schnell ich konn­te, um ei­ne mög­lichst große Ent­fer­nung zwi­schen mich und das Such­kom­man­do zu le­gen. Da­bei ris­kier­te ich hin und wie­der einen Blick auf die er­beu­te­te Zei­tung. Sie trug das Da­tum vom 29. Mai 1916.
    Schlim­mer hät­te es kaum kom­men kön­nen.
    Zu die­ser Zeit tob­te vor Ver­dun die ge­wal­tigs­te Schlacht des Ers­ten Welt­kriegs. In zwei Ta­gen wür­de die Ska­ger­rak-Schlacht be­gin­nen. Die deut­sche Hoch­see­flot­te un­ter Vi­zead­mi­ral R. Scheer wür­de auf die bri­ti­sche Ho­me Fleet tref­fen. Aus ei­nem ver­meint­li­chen Ge­fecht der Vor­hu­ten wür­de sich ei­ne Schlacht der Li­ni­en­schif­fe und der schnel­len Schlacht­kreu­zer ent­wi­ckeln. Die Ver­lus­te wür­den be­son­ders auf bri­ti­scher Sei­te groß sein, oh­ne daß ei­ne kriegs­ent­schei­den­de Be­deu­tung er­reicht wer­den wür­de.
    Un­ter die­sen Um­stän­den muß­ten wir das Schlimms­te be­fürch­ten. Wenn die Bri­ten den Zeit­de­for­ma­tor fan­den, wür­den sie ihn selbst­ver­ständ­lich für ei­ne Ge­heim­waf­fe der Deut­schen hal­ten. Ganz oh­ne Fra­ge wür­den sie Vol­l­alarm ge­ben und mit al­ler Macht an­grei­fen. Wir muß­ten uns auf schwers­te mi­li­tä­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen ge­faßt ma­chen. Die­sen stan­den wir je­doch na­he­zu hilf­los ge­gen­über, denn wir durf­ten nie­man­den tö­ten.
    Wir muß­ten al­les ver­mei­den, was zu ei­nem Zeit­pa­ra­do­xon füh­ren konn­te. Kleins­te Fehl­ent­schei­dun­gen konn­ten fürch­ter­li­che Fol­gen für den Ab­lauf der kom­men­den Er­eig­nis­se in Eu­ro­pa und in der gan­zen Welt ha­ben.
    Die Bri­ten hät­ten nichts Bes­se­res tun kön­nen, als uns zu igno­rie­ren. Das war aber wohl zu­viel von ih­nen ver­langt, denn sie konn­ten die Wahr­heit schließ­lich noch nicht ein­mal erah­nen.
    Als ich einen steil auf­stei­gen­den Hang er­reich­te, der mit Tan­nen be­wach­sen war, kam ich et­was lang­sa­mer vor­an. Die De­ckung war schlecht. Der Dop­pel­de­cker kreis­te noch im­mer in mei­ner Nä­he und such­te mich.

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