Lotterie der Liebe
wieder.”
Amy ergriff sie am Arm. “Oh, wir hatten noch keine Gelegenheit, uns unsere Neuigkeiten zu erzählen. Bitte, komm mich morgen besuchen.”
“Natürlich”, erwiderte Amanda mit rätselhaftem Lächeln. “Auf Wiedersehen, Lady Bainbridge.”
“Richard, besorg ihr eine Droschke”, befahl Lady Bainbridge, als er bereitwillig die Besucherin aus dem Raum begleitete. “Ein so hübsches Kind”, fuhr sie fort, nachdem die Tür geschlossen worden war. “Es ist schade, dass Lady Amanda kein bemerkenswertes Vermögen hat, denn Richard muss wirklich eine reiche Frau heiraten.”
“Mama!”, sagte Amy. “Ich hatte keine Ahnung, dass du so merkantil denkst. Heute hast du mich richtig schockiert.”
Lady Bainbridge riss die Augen auf. “Meine liebe Amy, ich versuche nur, das Beste für meine Kinder zu erreichen. Und wenn ich bisher nicht in Gesellschaft gegangen bin, dann nur, weil wir nicht das Geld haben, um auf großem Fuß leben zu können.” Sie lächelte zufrieden. “Doch das hat sich jetzt natürlich geändert. Es wird höchste Zeit, dass Richard eine Ehe eingeht. Eine Frau mit Mitgift ist gerade richtig für ihn. Und was dich angeht, so wird es nun leicht sein, dich unter die Haube zu bringen, da du jetzt ein eigenes Vermögen hast. Ich denke, wir werden eine ältliche unverheiratete Tante erfinden, von der du geerbt hast. Ja, wirklich! Die alte Tante Elizabeth in Kent. Sie war überraschend reich, hat viele Jahre sehr zurückgezogen gelebt, dich jedoch von Herzen geliebt …”
“Mama!”, sagte Amy wieder.
“Du hast deinen Bruder gehört, mein Schatz. Das Los gehört ihm nicht.”
Die Tür ging wieder auf, als Richard ins Wohnzimmer zurückkehrte. “Welch charmante Person, deine Freundin, Amy. Schade, dass sie nicht reich ist, denn dann wäre sie noch reizvoller.” Er setzte sich und schwang achtlos ein Bein über die Armlehne des Sessels. “Kannst du mir ein paar Tausend Guineen leihen, damit ich über die Runden komme? Heute Abend findet im ‘Kakaobaum’ ein Glücksspiel statt.”
Amy machte eine Geste der Verzweiflung. “So einfach, wie du denkst, Richard, ist die Sache nicht.”
“Zu früh?” Der Bruder sah enttäuscht aus. “Ich nehme an, du hattest noch keine Möglichkeit, das Geld abzuholen. Wenn du mir das Los gibst, werde ich für dich hingehen. Noch besser wäre es, Mr. Churchward zu schicken. Es ist an der Zeit, dass der arme Kerl etwas Erfreuliches für uns erledigen kann.”
“Genau das denke ich auch.” Lady Bainbridge nickte und lächelte. “Mr. Churchward wird sich um die Angelegenheit kümmern, Amy. Er kann einige gute Investitionen für dich tätigen, mein Schatz, und den Rest des Gewinns können wir ausgeben. Du brauchst neue Kleider, aber nicht zu viele. Wir müssen immer noch darauf achten, dass das Geld nicht verschwendet wird.”
Wenn das Los nicht Richard gehörte, dann musste es einer seiner Freunde verloren haben, die vor zwei Tagen mit ihm Hazard gespielt hatten, entweder der Duke of Fleet oder der Earl of Tallant. Plötzlich fröstelte Amy innerlich. Sie hatte sich ein Lotterielos angeeignet, das jemand anderem gehörte. Und die Geschichte von ihrem Gewinn würde sich bald in ganz London verbreitet haben. Amy musste dem ein für alle Mal einen Riegel vorschieben.
“Mama, Richard!”, sagte sie so scharf, dass die Mutter zusammenzuckte. “Ihr begreift nicht. Seit einer Ewigkeit versuche ich, dir, Mama, zu erklären, dass ich das Lotterielos
gefunden
habe! Es ist nicht meins.”
Plötzlich war es still. Lady Bainbridge und Richard schauten sich an und blickten dann auf Amy.
“Na und?”, fragte die Mutter. “Du hattest eben zweimal Glück, mein Schatz.”
“Nein!” Amy machte eine finstere Miene. “Es ist ungeheuer wichtig, dass ich den wahren Besitzer ausfindig mache. Ich habe es im Empfangszimmer gefunden, Richard. Ich dachte, es gehöre dir, da es neben deinem Sessel lag.”
“In unserem Salon! Nun, vielleicht habe ich mir doch eins gekauft.”
“Nein, das hast du nicht! Vorhin hast du gesagt, dass du nicht dazu gekommen bist. Versuch nicht, mich reinzulegen. Es muss einem deiner Bekannten gehören, entweder Mr. Hallam oder Mr. Dainty, vielleicht auch dem Duke of Fleet oder dem Earl of Tallant.”
Lady Bainbridge sah verwirrt aus. “Ich begreife nicht. Du willst doch nicht andeuten, dass das Geld jemand anderem zusteht, oder doch?”
“Genau so ist es, Mama. Seit einer halben Stunde bemühe ich mich, dir das klarzumachen. Das
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