Lotterie der Liebe
wieder eingenommen zu haben.”
“Und alles nur, weil du in der Lotterie gewonnen hast”, erwiderte Amanda. “Ich wusste, du würdest dich an den Gedanken gewöhnen, wieder in der Gesellschaft zu verkehren und Geld für dich auszugeben. Du siehst sehr gut aus. Begreifst du jetzt, was ich meinte, als ich sagte, Kleider machen Leute?”
Amy lächelte und bedankte sich bei der Freundin. Sie hatte nicht die Absicht, ihr zu erzählen, dass sie nach wie vor gewillt war, den rechtmäßigen Besitzer der dreißigtausend Pfund ausfindig zu machen. Sie hatte etwas Geld für sich ausgegeben, es auch sehr genossen, und fand, sie sähe besser aus als seit Jahren. Das verlieh ihr die Selbstsicherheit, die ihr früher gefehlt hatte. Die dreißigtausend Pfund waren also nicht mehr ganz vorhanden. Sie war jedoch sicher, dass Mr. Churchward imstande sein würde, ihr zu helfen, genug Geld aufzutreiben, wenn sie dem Gewinner den ganzen Betrag aushändigen musste.
Ihr fiel auf, dass einige Männer ihr bewundernde Blicke zuwarfen, besonders Mr. Quarles. Der Earl of Tallant lehnte an einer Loge ganz in der Nähe, in der etliche Damen und Herren speisten. Sein Blick traf den Amys. Er verneigte sich leicht. Amy wandte die Augen ab, weil es ihr peinlich war, dabei ertappt worden zu sein, ihn angestarrt zu haben. Dieses Mal war sie jedoch ganz und gar nicht in der Lage, dem Drang, ihn wieder anzusehen, zu widerstehen. Zu ihrem Entsetzen hatte Seine Lordschaft seinen Platz verlassen und kam auf sie zu. Sie ging langsamer.
“Tallant kommt zu uns!”, sagte Amanda aufgeregt und gänzlich überflüssigerweise. “Oh, ich frage mich, ob auch der Duke of Fleet sich zu uns gesellen wird. Ich weiß, dass die Dame in dem grünen Kleid seine Schwester ist. Die anderen Leute kenne ich nicht. Ich glaube, die Person in dem roten Kleid ist Lady Parrish.”
“Guten Abend, die Damen.”
Der Earl of Tallant hatte vor ihnen angehalten. Er verneigte sich vor Lady Bainbridge und Lady Amanda, ergriff dann Amys Hand und zog sie etwas beiseite.
Auch der Duke kam jetzt hinzu. Er sprach mit Amanda, und seine Schwester tauschte Höflichkeiten mit Lady Bainbridge aus, die eine entzückte Miene machte.
“Wie reizend, Sie wiederzusehen, Miss Bainbridge”, sagte Jonathan und ließ ihre Hand los. “Ich weiß es zu schätzen, dass Sie Leute, die für Sie so gefährliche Bekannte sind wie Fleet und ich, zur Kenntnis nehmen, und bewundere Ihren Mut.”
“Ich glaube, es ist unwahrscheinlich, dass ich durch diese Erfahrung aus den Fugen geraten werde, Mylord”, erwiderte Amy kühl. “Ich bin sicher, wir werden Sie Ihren Begleitern nicht lange vorenthalten.”
Jonathan lächelte leicht. “Ich wäre entzückt, Miss Bainbridge, würden Sie mich ihnen fern halten wollen. Sie streiten sich nämlich, und das ist äußerst unangenehm. Kann ich Sie zu einem Spaziergang auf dem ‘Dunklen Weg’ verleiten?”
“Nein, Mylord. Das können Sie nicht.”
“Wie schade.” Der abwägende Blick Seiner Lordschaft trieb Amy brennende Röte ins Gesicht. “Heute Abend sehen Sie sehr hübsch aus, Miss Bainbridge. Und ich glaube, ich muss Ihnen gratulieren. Ich habe gehört, dass Sie zu einem Vermögen gekommen sind.”
“Es gehört mir nur vorübergehend”, entgegnete sie hastig und fragte sich im gleichen Moment, warum in aller Welt sie den Drang verspürt hatte, sich vor Lord Tallant zu rechtfertigen. Es war eigenartig, aber sie schien, wenn sie mit ihm zusammen war, immer mehr als beabsichtigt zu äußern. Vielleicht lag das daran, dass er sie so unsicher machte, sodass sie redete, um ihr Unbehagen zu kaschieren.
“Nur vorübergehend?” Er zog die Augenbrauen hoch. “Wie originell! Zerfällt es um Mitternacht in Staub und Asche?”
“Bitte, machen Sie sich nicht lächerlich, Sir”, antwortete Amy und bemühte sich, nicht zu lachen. “Es handelt sich nicht um ein zeitweiliges Vermögen. Es ist nur für eine Zeit lang in meinem Besitz. Ich kümmere mich für jemand anderen darum.”
Sie hielt inne und wünschte sich, nichts gesagt zu haben. Das war unangenehm. Sie wusste zwar, dass sie irgendwann mit dem Earl über die Besitzverhältnisse an dem Lotteriegeld reden musste, doch Ort und Stunde waren jetzt kaum dazu angetan, ihn aus dem Kreis der zu Befragenden zu entfernen.
“Wie es aussieht, haben Sie einen Teil des Geldes ausgegeben”, bemerkte er trocken. “Wie hätten Sie auch widerstehen können?”
Sie sah ihn missmutig an. In Anbetracht der früheren
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