Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden
Caleb sie schätzten. Aber als die heftigen Winterregen einsetzten und die Straßen aufweichten, fürchtete sie die weite Fahrt und sandte Angelique an ihrer Stelle hinüber. Die Dienerin berichtete ihr, daß Mark und Caleb angenehm und behaglich lebten und davon sprachen, so bald wie möglich auch ein festes Haus zu bauen.
»Ich wünschte nur, Caleb würde heiraten«, sagte Judith. »In Silberwald müßte eine Hausfrau schalten und walten.«
Angelique lachte. »Mr. Caleb wird schon heiraten, wenn er es für richtig hält, aber nicht eher. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich nicht versuchen, ihm darin einen Rat zu geben.« Das Englisch von Angelique hatte sich schnell gebessert, und sie vermied es, in den Dialekt zu verfallen, den die meisten Sklaven sprachen.
Die Amme brachte David herein. Judith drückte den Kleinen an sich und küßte seinen goldenen Lockenkopf. »Glaubst du, daß ich noch einmal ein so schönes Kind haben werde wie dieses?«
»Das wird Gott fügen, Miß Judith.« Angelique faßte in die Tasche und holte eine Hasenpfote heraus. »Eine Dienerin in Silberwald schickt Ihnen die. Sie ist vom linken Hinterfuß eines Hasen, der um Mitternacht an einem Freitag auf einem Kirchhof erlegt wurde. Sie sagt, Sie möchten sie unter die Matratze legen, wenn die ersten Wehen kommen, dann haben Sie eine leichte Geburt.«
»Danke.« Judith lachte trotz ihrer Furcht, als sie die Pfote nahm. »Glaubst du daran?«
»Nun, ich weiß nicht recht. Jedenfalls schadet es nichts, wenn Sie es versuchen. Das Mädchen sagte, Sie sollten sie unter Ihrem Kleid tragen, bis die Zeit kommt.«
»Gut.« Judith steckte die Pfote in den Ausschnitt. »Aber sage um Himmels willen Mr. Philip nichts davon. Er glaubt an nichts, was er nicht beweisen kann.«
Aber seinetwegen hätte sie hundert solcher Talismane bei sich tragen können. Er hätte sich nicht darum gekümmert, denn er war mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt.
Alle Leute sprachen in diesem Jahr über den Aufstand an der Küste. Man diskutierte darüber, wie lange es noch dauern und ob es auch große Änderungen für Louisiana bringen könnte. Die erste Folge der Revolution zeigte sich, als der spanische Gouverneur von Neuorleans, der mit seinen Sympathien offen auf seiten der Amerikaner stand, die Engländer stromauf dadurch ärgern wollte, daß er ihrem Handel zu schaden suchte. Er machte bekannt, daß die Boote, die von den englischen Plantagen kämen, höhere Hafenabgaben zu zahlen hätten.
Diese Verordnung rief sowohl bei den Kreolen als auch bei den Engländern einen Sturm der Entrüstung hervor. Man konnte wohl patriotisch sein, wie Michael, Gervaises Bruder, ihr aus Neuorleans schrieb, aber Handel zu treiben war ebenso wichtig, und da Spanien und England in Frieden miteinander lebten, war es dumm und einfältig von Gouverneur Unzaga, gleichsam den Kriegszustand zwischen Neuorleans und Westflorida zu erklären. Die kreolischen Kaufleute konnten nicht ohne die Waren der Engländer leben, und umgekehrt brauchten die Plantagenbesitzer einen Markt. Keine der beiden Parteien wollte es zulassen, daß der Handel durch zu hohe Abgaben unterbunden wurde. Die Kreolen sagten, die Boote der Engländer sollten wie gewöhnlich herunterkommen; wenn der Gouverneur sich dazwischenstecke, würde er nur einen kleinen Privatkrieg gegen sich selbst heraufbeschwören.
Philip bemerkte, daß diese Art der Auffassung zu durchsichtig war, um noch weiter darüber zu sprechen. Aber als er sieben Boote mit Indigo belud und sagte, er würde sie selbst nach Neuorleans hineinschmuggeln, wollte Judith es nicht zugeben.
»Nimm einmal an, sie fangen dich?« fragte sie besorgt.
»Ich habe schon größere Gefahren auf mich genommen, Liebling«, erinnerte er sie. »Kümmere du dich nur um deine eigenen Sachen!«
Triumphierend kehrte er nach Hause zurück. Als Judith ihn wiedersah, fühlte sie sich so erleichtert, daß ihre Augen sich mit Tränen füllten.
»Wie war es denn?« wollte sie wissen.
»Es ist nichts weiter geschehen. Wir haben die Boote nachts ausgeladen und den Indigo vor Tagesanbruch in die Lagerhäuser gebracht. Er kommt nun ohne weiteres zollfrei auf die spanischen Schiffe, Gouverneur Unzaga hat wirklich nicht viel Verstand. Er schadet sich durch diese Verordnung nur selbst. Wir haben nicht einmal den gewöhnlichen Hafenzoll bezahlt. Ende des Frühlings wird so viel den Fluß hinuntergeschmuggelt werden, daß er nicht einmal mehr genug an Zöllen einnimmt, um die
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