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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Stromes. Wie schnell die Ernte reifte! Wie üppig die Pflanzen alle auf diesen samtig glänzenden Äckern unter den Dämmen gediehen! Die Baumwolle – mit schon springenden Samenkapseln hier, dort noch immer in rosa und weißen Blüten prangend, reich und still in der heißen Sonne, heiter und ungetrübt! Was bedeutet es schon vor diesem süßen Frieden, wenn sich ein Aufseher ungezogen benahm. Ann fühlte ihren Zorn verrauchen.
    Der schwarze Plato holte sie wieder ein; er sagte: »Miß Ann!«
    »Ja?«
    »Der neue Aufseher, mit dem ist nichts los!«
    »Ach, sprich nicht drüber!« erwiderte Ann. »Er wird bald wieder gehen müssen!«
    Sie ritten langsam weiter; Plato hielt sich einige Pferdelängen hinter ihr. Die Fahrstraße wand sich als ein graues Band voll bunter Sonnentupfen unter den Bäumen hin. Angenehme, freundliche Stimmungen überwallten die Reiterin. Gilday mochte im Hintergrund warten, bis sie ihrem Vater oder Jerry berichtet hatte, was für ein abscheulicher Kerl er wäre. Wenn sie ihn auch getroffen hatte, sie war doch froh, das Haus verlassen zu haben. Wie ein Rausch erfüllte sie stets, die prachtvoll reichen Felder des hohen Sommers um sich her gebreitet zu sehen.
    Granatapfelbäume bezeichneten die Grenze zwischen Ardeith und Silberwald; sie flammten in lauter karmesinfarbenen Blüten. Gerade hatte sie die leuchtenden Bäume passiert, als sie eine Stimme hörte, die ihren Namen rief.
    Sie blickte zur Seite, und die Kehle wurde ihr ein wenig eng; Denis Larne war es; er kam durch die Baumwollreihen herangeritten.
    Ann verhielt ihr Tier, um Denis Zeit zu geben, die Straße zu erreichen. Wie vorzüglich er aussah! Denis war hochgewachsen, sein Körper sehnig und muskulös, mit breiten Schultern, schmalen Hüften und langen, harten Beinen. Er trug weder Rock noch Hut; sein rötliches, von der Sonne gebleichtes Haar wehte fröhlich im Wind über dem scharf und kräftig geschnittenen Gesicht, dessen Konturen durch einen spitz gezogenen Schnurrbart noch betont wurden; der Bart glitt rechts und links des festen Mundes gerade abwärts und schwang nur ein wenig nach außen, wo er die Kinnlinie traf.
    »Das nenne ich Glück!« Mit diesem Ruf gesellte er sich ihr zur Seite. »Wie geht es dir? Wo willst du hin?«
    »Danke, ausgezeichnet! Ich habe kein bestimmtes Ziel«, entgegnete sie. Denis betrachtete sie begeistert. Wie anders Gildays unverschämte Blicke sie getroffen hatten; wie er sie abgetastet hatte! Ich habe bislang nicht begriffen – dachte sie –, was Denis für ein durch und durch anständiger und ritterlicher Mensch ist. Sie hörte ihn sagen: »Du siehst bezaubernd aus und kühl wie Eiscreme.«
    »Vielen Dank!« Sie lächelte ihn bewundernd und geschmeichelt an, geschmeichelter, als er eigentlich ahnen sollte. »Und schönsten Dank für die Rosen, die du mir heute morgen schicktest. Sie sind entzückend.«
    Sie ritten in gemächlichem Schritt die Straße entlang.
    »Als die Sonne aufging, sah ich sie vom Fenster aus in unserem Garten; sie glichen dir aufs Haar!« sagte Denis.
    »Und dann? Was hast du dann getan?« fragte sie.
    »Ich habe sie geschnitten und den Boten abgesandt. Dann habe ich mir die Baumwolle angesehen. Die Blüten öffnen sich schneller als gewöhnlich. Wie macht sich deines Vaters neuer Aufseher?«
    »Er ist widerlich«, antwortete Ann mit innerlichem Schaudern. »Ich werde Jerry und meinem Vater sagen, daß er mir gar nicht gefällt. Willst du – «; sie suchte nach einem Thema, das mit Gilday nichts zu tun hatte. »Willst du wieder Zypressen roden lassen trotz der Fiebergefahr?«
    »Gewiß! Es hat nur wenige Fieberfälle gegeben. Die Krankheit ist jetzt erloschen. Sie hat mir viel Sorge bereitet.«
    »Mir auch!« antwortete Ann. »Ich fühle mich für einige Todesfälle mitverantwortlich. Damals, als du den Anschlag machen ließest, begegnete mir die Tochter der Upjohns im Park; ich erzählte ihr, daß du Arbeiter suchtest. Gestern traf ich sie in Ardeith; ihre zwei Brüder sind im Lager gestorben.«
    »Du kannst nichts dafür, Ann!«
    »Nein, aber es war mir doch schrecklich. Ich wollte dich fragen, ob du nicht weißt, wo sie wohnt. Vielleicht ist sie in Not.«
    »Mache dir keine Gedanken!« sagte Denis besänftigend. »Ich weiß, daß es ihr zur Zeit nicht schlechtgeht. Ich habe allen Familien, die ihre Männer verloren haben, Schadenersatz gezahlt.«
    »Wirklich?« Sie rief es erstaunt und begeistert. »Ach, das macht mir die Geschichte leichter. Das ist wunderbar von

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