Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
begegnen, einem Mädchen, das einen ganzen Nachmittag zubringen kann, ohne an ihrer Frisur oder an ihrer Kleidung herumzuzupfen. Also? Morgen?«
»Gut«; sie lachte überwunden, »um drei. Bis dahin muß ich arbeiten.«
»Ich werde um drei Uhr zur Stelle sein.«
Er ließ das Auto am Uferdamm halten und geleitete sie bis zum Zelt. »Teufel! Was ein Mädchen!« sagte er, als er zum Auto zurückging. Und er begann vergnügt den › Horseshoe Rag‹ vor sich hin zu pfeifen, wie ein junger Mann, der mit sich und der Welt zufrieden ist.
Zweites Kapitel
I
F ortan sahen Kester und Eleanor sich fast jeden Tag. Freilich immer erst am Nachmittag, denn Eleanor war weit entfernt davon, ihre Arbeit zu vernachlässigen; dennoch war etwas sehr entscheidend anders geworden. Zum erstenmal, seit sie als Sekretärin bei ihrem Vater tätig war, ertappte sie sich dabei, von Zeit zu Zeit auf die Uhr zu sehen. Bisher hatte es für sie nur den Vater und die Arbeit gegeben; sie war nachmittags ins Freie gegangen, um sich zu erholen und sich etwas Bewegung zu verschaffen; plötzlich war ihr der Vormittag zu einer Art melancholischem Vorspiel geworden für die im Fluge dahineilenden Stunden, die sie mit Kester Larne zusammen sein würde, und selbst lange, bevor sie ihn erwarten konnte, war ihre Aufmerksamkeit schon zerstreut.
Dabei versuchte sie ernsthaft, ihre Gedanken während der Arbeit von Kester fernzuhalten. Aber mit dem Fortschreiten der Tage wurde ihr das zusehends schwerer. Mitten in einem Bericht an die Mississippi-Deichbau-Kommission kamen ihr ein paar lustige Bemerkungen in den Sinn, die Kester am Vorabend gemacht hatte. Daran hingen sich ihre Gedanken, und zehn Minuten später lagen ihre Finger noch regungslos auf den Tasten der Schreibmaschine. Dann schrak sie zusammen und rief sich selber zur Ordnung. Mit aller Gewalt versuchte sie ihre Gedanken auf den Bericht zu konzentrieren, und dennoch konnte sie nicht verhindern, daß sich ihr Buchstaben, Zahlen und Dollarzeichen zu einem heillosen Chaos verwirrten. Sie schalt sich eine Närrin, hörte Kester lachen und spannte wütend den Bogen aus, um noch einmal von vorn zu beginnen.
Einmal rief sie Randa herein und befahl ihr, eine Tasse Kaffee zu bringen. Die Negerin brachte den Kaffee, blitzte sie mit ihren Diamantenzähnen an und fragte, vertraulich grinsend: »Miß Elna haben Kopfschmerz?«
»Nein«, versetzte Eleanor wütend, »aber ich fürchte, ich bin dabei, den Verstand zu verlieren.«
»Oh, nix verloren«, feixte Randa, »Miß Elna haben ganzen Verstand auf große Plantage getragen.«
»Idiotin!« knurrte Eleanor und verbrannte sich die Lippen an dem heißen Getränk. Randa beobachtete sie kichernd, die Arme in die Hüften gestemmt. »Nix Idiotin«, sagte sie, »Randa wissen: Miß Eleanor haben große Liebe gefaßt zu großem Massa von Ardeith-Plantage.«
Eleanor schlürfte schweigend ihren Kaffee.
»Sein mächtig große Klasse! Edelsteinmann!« versicherte Randa. »Gibt jedesmal, wenn er kommt, halben Dollar. Massig viel Geld! Aber Miß Elna muß Herz in acht nehmen. Großer Mann hat so eine sprühende Art!«
»Würdest du so gut sein, meine getupfte Bluse zu bügeln«, sagte Eleanor. »Ich möchte sie heute nachmittag anziehen.«
Oh, gewiß würde sie. Randa watschelte hinaus, ein wenig beleidigt, daß ihre guten Ratschläge offenbar so wenig Anklang fanden. Sie brummte wie ein Orakel.
Eleanor sah ihr nach. ›Sprühende Art‹ hatte Randa gesagt. Randa war ein kluges Weib, sie wußte sicherlich, was sie sagte. Eleanor hatte schon oft festgestellt, daß Neger viel mehr vom Wesen der weißen Leute wußten als die Weißen vom Wesen der Neger. Sie schob die Tasse so heftig von sich, daß die Untertasse klirrte, und wandte sich resolut ihrer Arbeit zu. Kester Larne ging Randa nichts an; sie sollte ihre Gedanken für sich behalten.
Fred Upjohn verhielt sich höflich, aber zurückhaltend kühl, als er erstmals mit Kester Larne zusammentraf. Seine Verachtung für das, was er ›verrottete Plantagenaristokratie‹ nannte, war so abgründig, daß er es nicht über sich gewinnen konnte, einem Abkömmling dieser Klasse besondere Liebenswürdigkeit zu zollen. Und Kesters ganze Haltung, seine offen zur Schau getragene Vorstellung, die ganze Welt sei eigens geschaffen, damit er sich darin amüsiere, vermochte erst recht nicht seinen Beifall zu finden.
Natürlich sah Fred Upjohn, was da vorging. Aber außer einigen flüchtig eingestreuten Bemerkungen über ihren
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